Früher gab es große Rivalitäten zwischen dem katholischen Oeffingen und dem evangelischen Schmiden. Doch in den 1980er-Jahren sind die beiden Fellbacher Stadtteile endgültig zusammengewachsen.

Fellbach - Wenn sich einer in der Beziehung zwischen den beiden Fellbacher Stadtteilen auskennt, dann ist das Manfred Kaiser. 36 Jahre war der Oeffinger Konrektor an der Schmidener Hermann-Hesse-Realschule und ist täglich hin und her gependelt. „Noch in meiner Elterngeneration waren die Unterschiede zwischen dem katholischen Oeffingen und dem evangelischen Schmiden enorm“, sagt der 75-Jährige. Mischehen seien stets in eine Katastrophe gemündet. „Es hat einfach nicht gepasst, die Gegensätze waren zu groß. Heute fragt längst keiner mehr danach.“ Auch baulich sind die beiden Ansiedlungen längst zusammengewachsen.

 

Manfred Kaiser wohnt in der Frisonistraße, einer Nebenstraße der Erbastraße, die Schmiden und Oeffingen vereint. „Wer auf der südlichen Seite wohnt, ist Schmidener, die Anlieger auf der nördlichen Seite sind Oeffinger.“ Die gemeinsame Erbastraße ist das sichtbare Zeichen der Gemeinschaft, die anfangs undenkbar war. Zunächst hat sich Oeffingen nämlich in Richtung Hartwald orientiert. Anfang der 1950er-Jahre sei zunächst entlang der Neckarstraße gebaut worden, erzählt Manfred Kaiser. Hauptsächlich Vertriebene seien es gewesen, die das erste große Baugebiet in Oeffingen als ihre neue Heimat nahmen. „Aber an der Augsburger Straße stand damals noch fast kein Haus, und die evangelische Johanneskirche gab es auch noch nicht. Der Hof von Familie Gauß, der für das neue Wohngebiet am nördlichen Ortsrand abgebrochen wurde, stand allein auf weiter Flur.“ Als Nächstes seien in Oeffingen die Hauswengert bebaut worden, die Einheimische „Kreidle“ nannten, sagt Manfred Kaiser, dessen elterliches Haus an der Hofener Straße stand. Wenig später sei das erste Gewerbegebiet entstanden. „Eine Firma war dort bereits ansässig, und das war Hansen, die Kunststofftüten hergestellt haben.“

Es dauerte eine Weile bis sich die Oeffinger mit der Bebauung dann doch in Richtung Schmiden orientierten. Bis zur sogenannten Werra, wie die Oeffinger die Senke nannten, die an Schmiden grenzte, gab es noch viel unbebaute Fläche. „Da lag unter anderem der Garten von Robert Schweizer, in dem die Oeffinger Vereine ihre Feste gefeiert haben“, erzählt Manfred Kaiser. Direkt an der Grenze stand jedoch der Kärcher Hof, den es heute noch gibt, und auf der Schmidener Seite kam als Erstes eine Tankstelle. „Dort haben wir getankt, weil sie zwar auf Schmidener Seite lag, aber einem Oeffinger gehörte, also in Freundeshand war.“

Gegenüber lagen die Schmidener Wiesen, die damals noch Natur pur waren. „Da haben wir Drachen steigen lassen, bis sie dort mit dem Bauen begonnen haben.“ Anschließend sei es auf Schmidener Seite mit dem Gelände des ehemaligen Reinigungsunternehmens Büsing weitergegangen, dessen Hinterlassenschaften im Untergrund, sich als äußerst problematisch herausstellten. „Allerdings erst viele Jahre später.“ Manfred Kaiser ist überzeugt, dass es jeder hätte wissen müssen: „Schließlich kam jeden Tag eine andere Farbe den Weidachbach, der ja eigentlich nur ein Graben ist, hinunter.“

Der Schulterschluss zwischen Schmiden und Oeffingen erfolgt in den 1980er-Jahren

Der Schulterschluss zwischen Schmiden und Oeffingen erfolgte dann in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit dem Baugebiet Grund 2. „Hier ist das Haufendorf Oeffingen und das Straßendorf Schmiden zusammengewachsen“, sagt Manfred Kaiser. Auch auf der anderen Seite der Fellbacher Straße, die in Oeffingen zur Hauptstraße wird, näherten sich die Orte von zwei Seiten einander an. Heute trennt die Schmidener in der Meißener Straße und die Oeffinger in dem Gebiet um Böhmerwald- und Erzgebirgeweg sowie Sudetenstraße nur die Freibergstraße voneinander.

Vor 70 Jahren waren die Unterschiede groß, doch inzwischen haben sie sich verwischt. „Das lag auch daran, dass alle weiterführenden Schulen in Schmiden sind und die Oeffinger seit Jahrzehnten eben auch dorthin gehen“, sagt Kaiser. In den fast 40 Jahren, in denen er an der Hermann-Hesse-Realschule Englisch, Erdkunde, Geschichte und Gemeinschaftskunde unterrichtet hat, habe er jedenfalls nie einen Unterschied zwischen Schmidener und Oeffinger Schülern feststellen können.