Die Gefahr eines von Naturkatastrophen oder aus technischen Gründen wie einer Netzüberlastung herrührenden Stromausfalls ist real. Ein Muster-Notfallplan des Regierungspräsidiums soll helfen, denn viele Städte und Gemeinden sind nicht genügend vorbereitet.

Fellbach - Abgeknickte Strommasten im Münsterland, zusammengekracht unter extremer Eis- und Schneelast beim Tief „Thorsten“. Ein Baum, der während des Orkans Lothar auf eine Stromleitung in Baden-Württemberg gekippt ist. Diese Ereignisse mahnen: Die Gefahr eines von Naturkatastrophen oder aus technischen Gründen wie einer Netzüberlastung herrührenden Stromausfalls ist real. Die Fotos von früheren Stromausfällen sind am Mittwoch an die Leinwand der Schmidener Festhalle projiziert worden. „Am Beispiel eines länger andauernden und flächendeckenden Stromausfalls zeigt sich, wie gefährdet und verletzbar unsere moderne Gesellschaft ist“, sagte Regierungsvizepräsident Christian Schneider vor fast 200 Oberbürgermeistern und Bürgermeistern, Amtsleitern und Sachverständigen sowie Führungskräften der Feuerwehr in der Festhalle Schmiden.

 

Städte und Gemeinden sind nicht genügend vorbereitet

Er hat den seit wenigen Tagen vorliegenden Muster-Notfallplan Stromausfall vorgestellt. Denn Städte und Gemeinden sind nicht genügend vorbereitet:. „Von solch einem Ausfall sind auch die betroffen, von denen Hilfe erwartet wird. Daher ist eine durchdachte Vorbereitung auf dieses Ereignis, diese meist unterschätzte Gefahr, so wichtig!“, mahnte Schneider.

„Ein Druck auf den Lichtschalter, doch es bleibt dunkel. Es bleibt kalt, weil die Heizung nicht geht. Selbst die Toilettenspülung funktioniert nicht.“ So beschrieb Christian Schneider den Morgen am Tag des Stromausfalls. Für Einsatzkräfte und Verwaltungen vor Ort ergeben sich ungewohnte Herausforderungen: Sie sind selbst von einem lang andauernden Stromausfall in ihrer Funktionsfähigkeit massiv beeinträchtigt. Katastrophenschutzbeamte wie Thomas Egelhaaf, der Leiter der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg, und Frieder Lieb, der Bezirksbrandmeister und Referent für Katastrophenschutz beim Regierungspräsidium Stuttgart drängten die Gemeinden gestern, sich vorzubereiten und den Ernstfall auch zu üben.

Festnetztelefone funktionieren meist nicht mehr

Der beginnt schon bei der Alarmierung: Festnetztelefone funktionieren meist nicht mehr, allenfalls wenn auf beiden Seiten analoge Geräte vorhanden sind. Das Handy-Netz ist überlastet und quittiert nach ein paar Stunden mangels Strom ebenfalls den Dienst. Die herbeigerufenen Fachmitarbeiter stecken fest: Die Tankstellen funktionieren nicht mehr. Der öffentliche Nahverkehr steht. Die Gemeinden müssen daher jetzt schon handeln: Trinkwasserversorgung, Abwasserhebeanlagen, Kläranlagen sind vom Strom abhängig. Die Städte und Gemeinden sind aufgefordert, anhand des Muster-Notfallplans festzustellen, welche Gebäude Notstromanlagen benötigen und welche Mengen Kraftstoff sie dafür und für den Betrieb der Einsatzfahrzeuge vorrätig halten müssen. Rathäuser, Feuerwehrhäuser, städtische Hallen als Notunterkünfte müssen versorgt sein.

„Man darf nicht leichtfertig auf die Hilfe dritter hoffen. Sie wird nicht kommen,“ warnt Schneider, denn andernorts werden ebenfalls alle Einsatzkräfte gebraucht. Wie die Gemeindeverwaltung muss auch die Bevölkerung sich in dieser Krise selbst helfen können: „Sie ist auch aufgerufen, Vorsorge zu schaffen.“