Der Fellbacher Klaus Staiber gewinnt im niederländischen Noordwijk aan Zee mit seinem Schwimmpartner Haaser den Weltmeister-Titel in seiner Lieblingsdisziplin: der simulierten Rettungssituation mit dem Board.

Fellbach - Wer kann sich nicht an die Szenen aus der legendären TV-Serie „Baywatch“ erinnern: Mutig stürzen sich die Rettungsschwimmer David Hasselhoff und Pamela Anderson mit einer roten Rettungsboje in die Fluten. So oder ähnlich sieht es auch aus, wenn der 46 Jahre alte Rettungsschwimmer Klaus Staiber aus Fellbach ins Wasser hechtet. Seit 30 Jahren trainiert er bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), nun hat sich die jahrelange Arbeit ganz besonders gelohnt: Gemeinsam mit seinem Schwimmpartner Norbert Haaser hat Klaus Staiber im September einen Titel bei den Weltmeisterschaften im niederländischen Noordwijk aan Zee geholt.

 

Rettungsschwimmer trainieren die Disziplin Delfin

Gewonnen haben die beiden in Klaus Staibers Lieblingsdisziplin, der simulierten Rettungssituation mit dem Board. Hier muss einer der Schwimmer mit seinem Brett ins Wasser rennen und bis zu einer 200 Meter entfernten Boje kraulen. Sobald er dort angekommen ist, schwimmt sein Partner, das „Opfer“, zu ihm. „Anschließend müssen wir gemeinsam auf dem Brett liegend schnellstmöglich zurückschwimmen.“ Die Technik, die dabei angewandt wird, ist Delfin – zumindest mit den Armen.

Wer Rettungsschwimmer ist, trainiert daher zumeist auch die ultra-anstrengende Disziplin Delfin. Die Autorin erinnert sich an eine Szene im alten Fellbacher Freibad. „Ich mach’ mich kurz ein bisschen warm“, sagte Klaus Staiber damals und pflügte mal eben zwei volle Bahnlängen im Delfinstil durchs Wasser. Natürlich war er anschließend nicht mal ansatzweise außer Atem. Selbst die älteren Damen im Wasser raunten sich damals andächtig zu: „Das ist doch dieser Rettungsschwimmer.“

Der Max-Eyth-See ist ein beliebter Ort für das Training

Wer als Rettungsschwimmer trainiert, der zieht nicht nur seine Bahnen und macht Krafttraining. Ein Rettungsschwimmer zu sein, das bedeutet auch, sich mit einem Kajak oder Brett ins Wasser zu stürzen, um die Rettung eines Menschen zu trainieren. Jahrelang sei er nach Frankreich und sogar nach Australien gereist, um dort das Durchtauchen unter den Wellen zu üben, denn auch diese Disziplin gehört zum Programm von Weltmeisterschaften. Wenn er in der Region trainiert, fährt er nach Feierabend zum Max-Eyth-See in Stuttgart. Das Schwimmen im freien Gewässer ist seine Leidenschaft, die Meisterschaften im Pool sind nicht sein Ding. „Im Meer oder im See spürt man das lebendige Wasser, die Wellen, den Wind – das ist einfach ein tolles Gefühl“, sagt der Weltmeister.

Doch weshalb trainiert jemand, der auch beruflich viel unterwegs ist, so besessen? Und weshalb geht er nicht einfach in einen normalen Schwimmverein? „Hab’ ich doch gemacht“, sagt der 46-Jährige. Als Kind sei er, der in Mutlangen geboren ist, Mitglied im Schwimmverein Schwäbisch Gmünd gewesen. Doch weil ihm als 16-Jähriger das Training zu viel wurde, suchte er nach einer Alternative. „Die DLRG hat mir freien Eintritt ins Schwimmbad versprochen, wenn ich Mitglied werde und meine Wachen im Bad schiebe.“ So kam er zum Rettungsschwimmen und wechselte nach seinem Umzug nach Fellbach 1994 in die hiesige Ortsgruppe, in der er jahrelang auch Trainer war. Seit dem Jahr 2013 startet Klaus Staiber aus privaten Gründen für die DLRG Bermatingen-Markdorf am Bodensee, arbeitet als Trainer im Schwimmverein Cannstatt und betreut zudem die Triathleten des TSV Neustadt. Fragt man ihn nach seinem persönlichen Pensum, wird einem als Laie erst bewusst, wie viel nötig ist, um einen solchen Weltmeister-Titel erringen zu können: Sieben- bis achtmal Training pro Woche, insgesamt kommen so im Jahr 600 Kilometer Schwimmen, 500 Kilometer Üben mit dem Kajak auf dem Neckar und 60 Kilometer im Delfinstil auf dem Rettungsbrett zusammen. „Magst du nicht auch mal mit zum Schwimmtraining kommen?“, fragt er spitzbübisch und klappt schon seinen Laptop für den Trainingsplan auf. Och du, nö danke, lass’ mal!