Die zweifache Olympia-Teilnehmerin vom Bundesstützpunkt in Schmiden zieht jetzt doch einen Schlussstrich unter ihre erfolgreiche sportliche Laufbahn. Künftig widmet sich die 21-Jährige ihrer noch ungewissen beruflichen Zukunft

Schmiden - Beim „Ball des Sports“ an diesem Samstag im Kurhaus in Wiesbaden wird Jana Berezko-Marggrander noch einmal als Sportgymnastin im Rampenlicht stehen. Kurz vor der Gala hat die Ausnahmeathletin ihren Rücktritt vom Leistungssport erklärt. Vor wenigen Monaten noch feierte die 21-Jährige vom Bundesstützpunkt in Schmiden in Rio de Janeiro ihre zweite Teilnahme an Olympischen Spielen, etwas, was ihr als erster deutschen Sportgymnastin überhaupt gelungen war.

 

Jana Berezko-Marggrander war jahrelang das Aushängeschild

„Jana Berezko-Marggrander war jahrelang das Aushängeschild für die Rhythmische Sportgymnastik in Deutschland. Sie hat bei vielen internationalen Einsätzen die deutschen Farben erfolgreich vertreten. Wir wünschen ihr für ihren neuen Lebensabschnitt alles Gute und hoffen, dass sie der RSG in welcher Form auch immer weiterhin treu bleibt“, sagte Wolfgang Willam, der Sportdirektor des Deutschen Turner-Bunds, nach ihrem Abschied.

Gleich nach Olympia, wo sie als einzige deutsche Einzelstarterin eine solide Leistung ablieferte und in der Mehrkampfqualifikation auf Rang 18 landete, hatte Jana Berezko-Marggrander erklärt, sie wolle weitermachen. Danach verschwand die Sportsoldatin für einige Zeit von der Bildfläche, weil sie zunächst einmal ihren Verpflichtungen bei der Bundeswehr nachkommen musste und dort verschiedene Lehrgänge absolvierte. Selbst beim DTB war man sich nicht sicher, wie es mit Deutschlands bester Einzelgymnastin weitergehen würde. Also wurde sie zu einem Gespräch in die DTB-Zentrale in Frankfurt am Main beordert und bekam eine „Orientierungszeit“, wie es Torsten Hartmann, der DTB-Pressesprecher, seinerzeit formulierte, um sich zu ihrer Zukunft zu erklären. Ende vergangenen Jahres kündigte Jana Berezko-Marggrander dann ganz offiziell ihren Wiedereinstieg ins Training an. In einem Interview mit unserer Zeitung bekräftigte sie noch vor wenigen Wochen, dass ihr Ziel die Olympischen Spiele in Tokio im Jahr 2020 seien.

Das sei auch tatsächlich ihre Intention gewesen, sagt Kathrin Igel, die Schmidener Stützpunktleiterin. „Jana hat bei ihrem Einstieg ins Training zu Jahresbeginn richtig Gas gegeben. Aber mit der Zeit ist ihr wohl bewusst geworden, was die Entscheidung bedeutet, bis zu den Olympischen Spielen in Tokio weiterzumachen.“

Die Entscheidung, ihre Karriere zu beenden, trifft sie nach kurzer, aber reiflicher Überlegung

Die Einschätzung Kathrin Igels bestätigt Jana Berezko-Marggrander. „Am Ende waren es die Anforderungen, die auf mich in den nächsten Monaten zugekommen wären, die mich nach Abwägung aller Fakten zu diesem Schritt bewogen haben. Die an mich gestellte Erwartungshaltung und eine erfolgreiche Ausbildung waren nach meiner Überzeugung nicht mehr unter einen Hut zu bekommen.“ Die Entscheidung, ihre sportliche Karriere zu beenden, habe sie nach kurzer, aber reiflicher Überlegung getroffen. „Der Sport wird aber auch weiterhin meine Leidenschaft bleiben.“ Auf die vergangenen Jahre am Leistungszentrum blickt die Ausnahmegymnastin positiv zurück. „Ich hatte viele schöne Erlebnisse in Schmiden und auf der ganzen Welt. Dafür möchte ich mich bei all den vielen Menschen bedanken, die an meiner Seite waren und mich auf dem Weg zu meinem Traum begleitet haben. Ich werde sie mit Sicherheit vermissen.“

Vor dem Sprung in die Berufswelt steht nun eine Übergangsphase an. Bis Ende September 2017 bleibt Jana Berezko-Marggrander als Feldwebel-Anwärterin Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr und wird sich auf den Ausstieg aus dem Leistungssport vorbereiten. „Ich habe bereits bestimmte Vorstellungen, was ich machen möchte. Auch eine duale Ausbildung könnte ich mir vorstellen.“

Vielleicht wird sie später einmal Nachwuchstrainerin

Ihr Auftritt in Wiesbaden wird sportlich nicht das Ende sein. Derzeit ist Jana Berezko-Marggrander fast täglich in der Übungshalle in Schmiden, um abzutrainieren. Einen späteren Wiedereinstieg in anderer Funktion hält Kathrin Igel auch nicht für ausgeschlossen. Als Nachwuchstrainerin könne sie sich Jana Berezko-Marggrander gut vorstellen, sagt die Stützpunktleiterin. „Sie kann es es einfach gut mit Kindern, und ihre Vorbildfunktion ist unbestritten.“