Die Partnerschaft mit dem ungarischen Pécs besteht seit 30 Jahren. Der Städtepartnerschaftsverein Fellbach und die Stadtkapelle gratulieren vor Ort.

Fellbach - Grüße aus Fellbach haben der Städtepartnerschaftsverein (SPV) und die Stadtkapelle Fellbach in der ungarischen Partnerstadt Pécs überbracht. Beide Vereine hatten sich aus Anlass des 30-jährigen Bestehens dieser Verbindung in den ersten Septembertagen auf den weiten Weg nach Südungarn gemacht. Vor drei Jahrzehnten – Ungarn lag noch hinter dem Eisernen Vorhang – war das Freundschaftsabkommen die erste deutsch-ungarische Städtepartnerschaft und damit ein europapolitisches Ereignis.

 

Der Pécser Oberbürgermeister Zsolt Páva erinnerte beim Empfang für die Gäste aus Fellbach an die Unterzeichnung der Urkunden im Oktober 1986, zu der auch der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker gekommen war. Seitdem hätten tiefgreifende Veränderungen ganz Europa erfasst. „Sehr wichtig ist, dass die Freundschaft zwischen uns geblieben ist“, sagte Zsolt Páva.

Während der SPV mit dem Flugzeug anreiste, saß die Stadtkapelle 15 Stunden im Bus. „Vor 30 Jahren waren wir mehr als doppelt so lang unterwegs!“, sagte Manfred Jung, der schon damals mit der Stadtkapelle in Ungarn war. „An der Grenze wurde der ganze Bus auseinander genommen, jeder Instrumentenkoffer durchsucht. Heute sagt der Busfahrer an der Grenze ‚Das sind alles Deutsche’, und die Sache ist erledigt.“

Am Ziel angekommen spielten die Musiker zusammen mit der Symphonischen Bahnblaskapelle Pécs ein Konzert auf dem zentralen Széchenyi-Platz. Beim gemeinsamen Essen mit typisch ungarischen Spezialitäten gab es für die Fellbacher noch eine Überraschung: Zum 125-jährigen Jubiläum der Stadtkapelle hatten die Pécser Musiker eine aufwendige Glastrophäe anfertigen lassen. Anschließend trat für sie exklusiv „Vivat Bacchus“ auf, eine der bekanntesten ungarischen A-cappella-Bands.

Später ging es in die etwa 30 Kilometer entfernte Stadt Harkány mit seinem fast 200 Jahre alten Thermalbad. Frisch erholt musizierte die Stadtkapelle auf dem ungarischen Pendant des Fellbacher Herbstes, dem Weinlesefest „Harkányi Szüreti Festival“. Ein weiteres Konzert fand in der benachbarten Stadt Szigetvár statt.

Der SPV hatte zu dem Ausflug nach Südungarn eine Studienreise organisiert. Die Reiseleitung übernahm SPV-Mitglied Anni Becker, die aus Ungarn stammt. Zahlreiche Treffen mit Vertretern der deutschstämmigen Minderheit im Komitat Baranya prägten die fünf Tage. Dazu gehörte ein Gespräch mit dem „Deutschen Kreis“ in Pécs, einer Vereinigung, die sich um die Aufarbeitung der Geschichte der deutschen Minderheit in der unmittelbaren Nachkriegszeit widmet.

Außerdem besuchte der SPV Weingüter und zwei Dörfer mit überwiegend donauschwäbischer Bevölkerung. Die deutsch sprechende Direktorin des Janus Pannonius Museums in Pécs, Judith Müller, war an dem Nachmittag dabei und zeigte den Reisenden viele Facetten ihrer Heimat.

Einige Reisende versuchten sich auch in der Landessprache: „Jo napot!“ heißt „Guten Tag!“ Mit weiteren Floskeln wie „Fitzetek, kerem!“ und „Tele, kerem!“ beeindruckte einer der Musiker ganz besonders, dabei hatte er damit nur die Rechnung bestellt und darum gebeten, sein Auto volltanken zu lassen.