Die Weingärtner präsentieren das erste „Große Gewächs“ ihrer Genossenschafts-geschichte, einen 2009er Lemberger, auf dem Stuttgarter Fernsehturm.

Fellbach/Stuttgart - Für den herausragenden Rotwein hatten sich die Fellbacher Weingärtner einen erhabenen Ort ausgesucht. Auf dem Fernsehturm mit Blick auf die Lage Lämmler stellten sie ihr neues Premium-Produkt vor. Erstmals in der mehr als 150 Jahre dauernden Geschichte gibt es unter dem Logo der stilisierten Lutherkirche ein „Großes Gewächs“. Stolz präsentierten Thomas Seibold, der Vorsitzende der Weingärtner, und Kellermeister Werner Seibold den 2009er Lämmler Lemberger am Donnerstag der Öffentlichkeit.

 

Begriff großes Gewächs bezeichnet höchste Klassifikationsstufe

Der Begriff „Großes Gewächs“ bezeichnet die höchste Klassifikationsstufe für Weine aus den rund 200 Betrieben des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) sowie des Bernkasteler Ringes. Dass eine Genossenschaft ein „Großes Gewächs“ kreiert, ist nicht ausgeschlossen, aber ungewöhnlich, sagte Thomas Seibold. Zwar ist nur der Begriff „VDP Großes Gewächs“ geschützt, aber der Respekt vor dem Qualitätsbegriff hält viele ab. Einige jedoch wagen es, darunter die Fellbacher.

„Wir halten den Namen Großes Gewächs für schützenswert und wollen ihn nicht auf dem Altar des schnellen Geldes opfern“, sagte Thomas Seibold. Aber wenn die Qualität stimme, sei es nicht unverschämt, einen Wein so zu benennen. Die Fellbacher hätten sich in den vergangenen Jahren eine hohe Lemberger-Kompetenz erworben, was die Erfolge beim Wein-Wettbewerb um den „Vaihinger Löwen“ zeigten, erklärte der Vorsitzende. „Wir wollten zeigen, dass wir auch in unserer Betriebsform solche Weine schaffen können, die mit die absolute Spitze darstellen.“ Thomas Seibold sieht die Fellbacher deshalb aber „nicht auf Konfrontationskurs mit dem VDP“, ist aber gespannt auf die Diskussionen, die ihr Premiere-Gewächs auslöst, das einem „außergewöhnlichen Lemberger-Jahr mit grandiosen Trauben“ geschuldet ist.

14 Tage länger als andere seien die Trauben am Stock geblieben

„Wir haben 2009 aus unseren Premiumlagen die zwei besten Weinberge ausgesucht“, sagte Kellermeister Werner Seibold. 14 Tage länger als alle anderen seien die Trauben am Stock geblieben, und 14 Tage in der Maischegärung in Zubern gelegen, von Hand gestoßen und getaucht, um ein Höchstmaß an Extraktion zu erreichen. Danach lag der Wein zwei Jahre in neuen Barrique-Fässern aus französischer und deutscher Eiche und ruhte noch einmal fast ein Jahr in der Flasche. Dieser Wein brauche Zeit und Geduld, sagte Thomas Seibold: „Das ist doch gerade das Schöne in unserer schnelllebigen Zeit.“ Und dass das „Große Gewächs“ aus Fellbach keine Effekthascherei ist, zeige sich daran, dass der Jahrgang 2010 keinen Wein von dieser Qualität hervorgebracht hat, sagte der Vorsitzende. „2011 sieht das schon wieder anders aus.“

Rudolf Knoll, Weinkenner, Journalist und Initiator zahlreicher Weinwettbewerbe, hat hohe Ansprüche an „Große Gewächse“, die er als flüssige Filetstücke aus den besten Lagen beschreibt. Das „Große Gewächs“ der Fellbacher kennt der gebürtige Bayer bereits seit einiger Zeit. Beim diesjährigen Deutschen Rotweinpreis hatte er den neuen Fellbacher Edel-Tropfen auf dem Tisch und im Glas. Sieger wurden die Fellbacher zwar nicht, aber ihr „Großes Gewächs“ kam ins Finale der besten acht Weine. Seine Bewährungsprobe habe er damit schon bestanden: „Euer Großes Gewächs steht mit VDP-Gütern auf Augenhöhe.“ Rudolf Knoll lobte den feinen Brombeerduft und die Geschmeidigkeit des Weines. „Er ist noch ein bisschen jung. In einem Jahr steht der bestimmt noch schöner da, falls er es bis dahin überlebt.“ Schließlich gibt es davon nur rund 1100 Flaschen – zum Preis von je 25 Euro.