Kunstunterricht steht nicht in jedem Land auf dem Stundenplan. Die knapp 60 Teilnehmer des Bildungsprogramms Talentcampus in Waiblingen – junge Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, und dem Kosovo – haben aber sehr motiviert gezeichnet und gemalt.

Waiblingen - Sie haben trommeln gelernt, Erzählungen geschrieben, sich im Beatboxen versucht, Deutsch gepaukt. Und sie haben gemalt: bunte Blumen, Bäume, die Sonne – aber auch Flugzeuge, die Bomben abwerfen, oder Menschen in einem Boot, die von Soldaten mit Gewehren beschossen werden. „Die Kinder konnten im Kunstworkshop zum Teil ihre Erlebnisse verarbeiten“, sagt Lilija Baumann von der Kunstschule Unteres Remstal.

 

Beim Talentcampus für junge Flüchtlinge (siehe „Bildung in den Ferien“) hat sie einen der Zeichen- und Malkurse geleitet. Und auch dazu gelernt – beispielsweise, dass in Syrien das Fach Bildende Kunst nicht auf dem Stundenplan steht. „Die meisten hatten aber trotzdem Lust und waren offen und motiviert“, erzählt Juliane Sonntag, die ebenfalls einen Kunstkurs angeboten hat. Die Verständigung sei allerdings oft schwierig gewesen.

Deutschkurse und kreative Aktivitäten

Mit Händen und Füßen haben sich auch Angela Helf und Karen Burkhardt beholfen. Die Mitarbeiterinnen der Volkshochschule Unteres Remstal haben den Talentcampus in den Osterferien organisiert und dabei so manche Sprachbarriere überwinden müssen. Damit beim nächsten Mal alles etwas leichter wird, standen für die jungen Teilnehmer nicht nur kreative Aktionen am Nachmittag auf dem Programm, sondern auch Deutschstunden am Vormittag.

„Wir wollten beim Sprachunterricht möglichst homogene Gruppen haben“, erzählt Angela Helf. Deshalb mussten die Teilnehmer, die überwiegend aus Syrien, Afghanistan und dem Kosovo stammten, vor dem Talentcampus einen Einstufungstest machen. An Interessenten habe es dennoch keinen Mangel gegeben. „Wir hatten beim Bildungsministerium ursprünglich einen Antrag für 45 Teilnehmer gestellt. Aber der Ansturm war so groß, dass es am Ende knapp 60 waren“, erzählt Angela Helf, die am Ende trotzdem noch Interessenten auf der Warteliste hatte.

Teilnehmer müssen zusammenfinden

Manche Jugendliche seien bereits um 8.15 Uhr vor ihren Klassenräumen im Berufsbildungswerk Waiblingen aufgetaucht, obwohl der Deutschunterricht erst um 9 Uhr begonnen habe. Letzterer habe mit maximal neun Schülern in einer Klasse stattgefunden, sagt Angela Helf. Zwei Kurse waren als Alphabetisierungskurse angelegt: Dort konnten gerade die jüngeren Kinder die lateinische Schrift erlernen.

Dass die Volkshochschule in Zukunft mal wieder einen Talentcampus organisiert, kann sich Angela Helf gut vorstellen. „Zwei Wochen wären aber sicher besser als eine. Die Teilnehmer müssen erst einmal zusammenfinden.“ Juliane Sonntag und Lilija Baumann haben an ihre Schüler Faltblätter mit dem Programm der Kunstschule ausgeteilt. Vielleicht, so hoffen sie, findet der eine oder die andere den Weg dorthin.

Bildung in den Ferien

Kooperation
Das Bildungsprogramm Talentcampus ist kostenfrei und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es richtet sich an bildungsbenachteiligte Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren. Dieses Mal teilgenommen haben Flüchtlinge, die in Waiblingen, Fellbach oder Weinstadt leben. Veranstalter waren die Volkshochschule, die Kunstschule und die Musikschule Unteres Remstal und das Caritas-Zentrum Waiblingen.

Programm
Im Rahmen des Angebots haben knapp 60 Jugendliche vier Ferientage im Berufsbildungswerk Waiblingen verbracht. Vormittags wurden Deutschkurse angeboten, nachmittags standen Trommel-, Beatbox- und Kunst-Workshops zur Auswahl.