Während junge Leute eher akut lukrative Jobs suchen, blicken die Betriebe mehr in die Zukunft. Denn wegen des Fachkräftemangels gilt die Ferienarbeit als Möglichkeit, potenzielle Arbeitskräfte von morgen zu suchen.

Stuttgart - Der Sommer ist für viele Schüler und Studenten eine willkommene Gelegenheit, abseits vom Schul- und Unileben selbst Geld zu verdienen. Während andere die heißen Tage im Freibad oder am Meer verbringen, gehen die jungen Leute einer möglichst lukrativen Beschäftigung nach. Doch viele Firmen in der Region blicken bei den Ferienjobs auch in die Zukunft, denn wegen des Fachkräftemangels ist es für sie eine Gelegenheit, sich nach geeigneten Auszubildenden und Arbeitnehmern von morgen umzuschauen.

 

Verbände begrüßen Ferienarbeit

Verbände loben Ferienjobber

Große Verbände wie die Industrie- und Handelskammer (IHK), die Handwerkskammer und der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMV) sind sich daher einig darin, dass Ferienjobs mehr sind als für junge Leute die Chance, Geld zu verdienen, und für Firmen, Mitarbeiterengpässe während der Urlaubszeit zu überbrücken: „Qualifizierte Ferienarbeit ist für die Betriebe auch eine gute Chance, sich nach geeigneten künftigen Fachkräften umzuschauen“, sagt BVMV-Landesgeschäftsführer Ulrich Köppen. „So können sich die Firmen und etwaige Kandidaten schon einmal unverbindlich kennen und gegenseitig eventuell schätzen lernen.“

Auch die IHK schätzt die Ferienjobber: „Die jungen Leute können die Nachwuchsfachkraft von morgen sein. Gerade für die kleinen und mittleren Unternehmen ist dieser Aspekt nicht zu unterschätzen“, so eine Sprecherin. Die Handwerkskammer stimmt zu: „Vor allem Schüler bekommen früh Einblick in den betrieblichen Alltag. Wenn sie sich bewähren, ist es eine ideale Möglichkeit, nach dem Schulabschluss einen Ausbildungsplatz zu finden“, sagt deren Sprecher Gerd Kistenfeger. Gelobt werden die Ferienjobber von allen drei Verbänden generell dafür, dass sie meist neugierig, lernwillig und hochmotiviert seien.

Weniger Stellen bei Daimler in der Region

Genaue Zahlen über die Ferienarbeiter gibt es nicht. Der größte Anbieter solcher Jobs ist in der Region traditionell der Automobilsektor. Die meisten Stellen sind indes längst über Online-Bewerbungen vergeben. Allein Daimler bietet in Sindelfingen (Kreis Böblingen), Untertürkheim und Esslingen-Mettingen 2200 Stellen. Voriges Jahr waren es aber noch 3000. Laut einer Pressesprecherin ist der Grund dafür, dass die C-Klasse nicht mehr in Sindelfingen, sondern vor allem in Bremen gefertigt wird. Und dort ist die Zahl auf 1600 Ferienjobber gestiegen. Der Absatzrekord des Automobilbauers führte dazu, dass bundesweit die Zahl seiner Ferienarbeiter von 6300 auf 7600 gesprungen ist.

Bosch hat 1400 Stellen in der Region

Wie im vorigen Jahr wird die Firma Bosch hingegen in der Region etwa gleich viele Stellen für junge Leute anbieten. Am Produktionsstandort Feuerbach sind und waren es 600, in Reutlingen 800. Für Porsche liegen keine genauen Zahlen vor. Der Autobauer, der in der Region fünf große Standorte in Zuffenhausen, Weissach, Bietigheim-Bissingen, Sachsenheim und Ludwigsburg hat, lässt die Freienarbeit in seinen Abteilungen dezentral in seinen Abteilungen organisieren. Die Arbeitsagentur Stuttgart hat derweil in diesem Sommer bereits 400 Stellen vermittelt. Weitere 250 sind noch zu vergeben.

Weitere Jobs vermittelt die Arbeitsagentur

Angeboten werden vor allem Stellen als Produktionshelfer, Bürokräfte, Briefzusteller, Gebäude- und Fensterreiniger und im Gastrobereich. Der Lohn beträgt im Schnitt 8,50 bis 11 Euro. Gesucht werden besonders junge Leute, die drei bis vier Wochen als Urlaubsvertretung arbeiten.

Junge Leute, die noch einen Ferienjob suchen, sollten in der Arbeitsagentur, Nordbahnhofstraße 30-34, in den Zimmern 101 bis 103 vorbeischauen. Das Angebot ändert sich täglich. Da die besten Jobs rasch vergeben sind, empfehlt es sich, vormittags zu kommen.

Minderjährige benötigen Arbeitserlaubnis der Eltern

Für minderjährige Arbeitnehmer gelten besondere Schutzbestimmungen. So dürfen Jugendliche zwischen 13 und 14 Jahren in den Ferien nur montags bis freitags zwischen 8 und 18 Uhr bis zu zwei Stunden täglich arbeiten. Junge Leute von 15 bis 17 Jahren können hingegen wochentags zwischen 6 und 20 Uhr täglich bis zu acht Stunden einem Job nachgehen. Die Wochenenden sind aber tabu. Solange Jugendliche vollzeitschulpflichtig sind, dürfen sie pro Jahr höchstens vier Wochen in den Ferien arbeiten. Grundsätzlich müssen Eltern ihr Einverständnis geben, wenn ihre minderjährigen Kinder arbeiten.

Studenten:

Ein Student darf maximal 50 Tage im Jahr oder zwei Monate am Stück arbeiten, um von Sozialversicherungsbeiträgen befreit zu sein. Der steuerliche Freibetrag für 2014 beträgt 8354 Euro.

Kindergeld/Bafög:

Ferienjobs haben auf das Kindergeld keine Auswirkungen. Das Bafög kann hingegen durch einen Nebenverdienst gekürzt werden. Ist dieser im Jahr höher als 4888 Euro, muss man mit Abzügen rechen.