Gute Aussichten für Schüler und Studenten, die sich in den Ferien etwas dazuverdienen wollen: Die großen Unternehmen in der Region haben Tausende freie Stellen für Ferienjobber. Doch auch im Handwerk und im Handel gibt es Chancen.

Stuttgart - Egal ob Bandarbeiter, Briefzusteller oder Handwerker – die Unternehmen im Land haben Tausende freie Stellen für Ferienjobber. Interessenten können sich ab sofort bewerben. Allein der Autobauer Daimler plant in diesem Jahr 18 000 junge Leute kurzzeitig zu beschäftigen, um das Stammpersonal in der Ferienzeit zu entlasten. Das sind fast 2000 mehr als im Vorjahr. Damals gab es nach Angaben des Konzerns insgesamt 65 000 Interessenten, von denen letztlich gut 16 000 zum Zuge kamen. Der Bewerbungsprozess, der vollständig über das Bewerbungsportal im Internet abläuft, ist jetzt angelaufen. Der zweite große Autobauer in der Region, Porsche, beschäftigt traditionell keine Ferienarbeiter. Ein Sprecher des Konzerns begründet dies mit den dreiwöchigen Betriebsferien zu Beginn der Sommerferien im August.

 

„Ferienbeschäftigte ermöglichen unseren Mitarbeitern den wohlverdienten Urlaub. Die Stammbelegschaft kann so auftanken und unsere Fahrzeuge werden gewohnt schnell an unsere Kunden ausgeliefert“, sagt Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth. Um die hohe Pkw-Nachfrage zu bedienen, werde der Großteil der Ferienbeschäftigten in den Pkw-Werken eingesetzt, vor allem in Bremen und Untertürkheim. Am dortigen Stammsitz des Unternehmens waren im vergangenen Jahr 3600 Ferienjobber beschäftigt. Diese Zahl werde einem Sprecher zufolge wieder erreicht.

Neben den Verdienstmöglichkeiten, die je nach Einsatzgebiet schwanken, aber bis zu 2400 Euro brutto plus Schichtzulagen im Monat betragen können, erhalten die Ferienjobber auch einen Einblick ins Unternehmen. Nicht selten haben frühere Ferienarbeiter später auch Karriere beim Autobauer gemacht. „Wir freuen uns über die große Zahl junger Menschen, die unser Unternehmen dadurch kennenlernen, einen Einblick ins Berufsleben erhalten und erste Verbindungen knüpfen“, sagt Michael Brecht, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Daimler. Interessenten müssen mindestens 18 Jahre alt sein und sollten vier Wochen oder mehr im Unternehmen arbeiten wollen.

Ferienjobber bei Stihl arbeiten im Schichtbetrieb

Die gleichen Einstellungskriterien gelten auch beim Motorsägenhersteller Stihl aus Waiblingen. Interessenten für die rund 100 Ferienjobs im Sommer – größtenteils in Waiblingen, aber auch in Ludwigsburg – können sich vom 15. März bis 30. April im Netz bewerben. Sie sollten bereit sein, auch im Schichtbetrieb zu arbeiten. Die monatliche Vergütung beträgt nach Angaben einer Firmensprecherin 2200 Euro brutto. Freie Stellen für Schüler und Studenten gibt es auch bei Mahle an unterschiedlichen Standorten. Die Hälfte seiner Ferienjobber rekrutiert der Zulieferer einem Sprecher zufolge nicht über seine Karriereplattform im Netz: „Das sind Rückkehrer, die schon einmal bei uns waren und gerne wiederkommen.“ Bezahlt werden die kurzfristigen Helfer, die mindestens vier Wochen bleiben sollten, nach Tarif. Wie viele Jobs insgesamt besetzt werden, erhebt das Unternehmen nicht. Es gebe jedoch zahlreiche Chancen, da auch noch relativ kurzfristig vor dem Ferienbeginn eingestellt werde.

Rund 120 Ferienjobber sucht die Deutsche Post für den Sommer im Großraum Stuttgart. Wie ein Sprecher des Konzerns mitteilt, seien sowohl Stellen im Briefzentrum in Waiblingen als auch für Zusteller in den Postleitzahlengebieten zwischen Böblingen und Ludwigsburg zu besetzen. Interessenten ab 18 Jahren sollten mindestens für sechs Wochen zur Post kommen, damit sich die Einarbeitung lohne.

Mehrere Tausend Ferienjobs sind beim Zulieferer Bosch zu besetzen. Da die Zahlen nicht zentral erfasst werden, kann ein Sprecher des Unternehmens nicht sagen, wie viele es genau sind. Der größte Bedarf im Großraum Stuttgart bestehe an den Standorten Feuerbach und Zuffenhausen. Spezielle Fristen gibt es bei Bosch nicht. Die ersten offenen Stellen in Feuerbach, Waiblingen und Rutesheim sind bereits auf der Bosch-Karriereseite im Internet ausgeschrieben, weitere würden in den nächsten Tagen folgen, kündigt der Sprecher an. Der Verdienst orientiere sich an der Arbeitszeit und den speziellen Regelungen des jeweiligen Standortes, Ferienjobber erhalten aber in jedem Fall den Mindestlohn von 8,84 pro Stunde.

Handwerk und Handel als Alternativen zur Industrie

Doch nicht nur die großen Industriebetriebe und Mittelständler bieten Ferienjobs an, auch kleine Handwerksbetriebe stellen Aushilfen ein. Ein Sprecher der Handwerkskammer Region Stuttgart legt Interessenten nahe, sich noch in den Wochen vor Ostern auf die Suche nach einem Arbeitgeber zu machen: „Ferienjobs bieten eine einmalige Gelegenheit, um in die Praxis eines Handwerksbetriebs hineinzuschnuppern.“ Gerade für Schülerinnen und Schüler könne eine Ferienbeschäftigung auch die Brücke in eine spätere Ausbildung schlagen, so der Sprecher. Doch selbst für Studenten könne es sich nicht nur finanziell lohnen, einige Wochen lang ganz praktische Arbeit zu leisten, beispielsweise auf einer Baustelle oder in einer Werkstatt. Weil der direkte Kontakt im Handwerk noch wichtiger sei als in anderen Branchen, rät der Sprecher dazu, nach einer vorherigen Terminvereinbarung kurz persönlich im Betrieb vorbeizuschauen und sich vorzustellen. Dasselbe rät Sabine Hagmann, die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, Schülern und Studenten, die einen Ferienjob bei einem Einzelhändler suchen: „Der Bedarf ist auch bei unseren Unternehmen vorhanden, egal ob es die großen Bekleidungsketten sind oder der kleine Laden an der Ecke“, sagt Hagmann.

Ein möglicher Ansprechpartner für Schüler und Studenten ist auch die Jobvermittlung der Agentur für Arbeit Stuttgart. Diese vermittelt nach eigenen Angaben pro Jahr zwischen 500 und 800 Ferienbeschäftigungen. „Wir haben schon einige Jobs für den Sommer im Angebot wie Bauhelfer, Reinigungspersonal für Krankenhäuser und Aushilfen an Raststätten“, erklärt eine Sprecherin der Agentur. Bisher gebe es allerdings noch keine Nachfrage auf der Bewerberseite, was vor allem an den gestiegenen Anforderungen im Studium liege: Viele Studenten könnten erst spät absehen, wie viel Zeit ihnen fürs Arbeiten bleibe.

Welche Regeln für Ferienjobber gelten

Kinder Grundsätzlich ist es Kindern bis zum Alter von 15 Jahren nicht erlaubt, zu arbeiten. Das Jugendarbeitsschutzgesetz sieht allerdings Ausnahmen für 13- und 14-Jährige vor, die leichte Tätigkeiten wie Zeitung austragen bis zu zwei Stunden täglich oder Gartenarbeit in landwirtschaftlichen Familienbetrieben bis zu drei Stunden täglich ausüben dürfen. Ausnahmen gelten außerdem für Betriebspraktika sowie im Falle von richterlicher Anordnung und im Rahmen einer Beschäftigungstherapie.

Jugendliche Im Alter von 15 bis 17 Jahren dürfen schulpflichtige Jugendliche bis zu vier Wochen pro Jahr in den Ferien arbeiten. Schwere körperliche oder gefährliche Arbeiten sind allerdings tabu. Die Arbeitszeit darf acht Stunden täglich und 40 Stunden wöchentlich nicht übersteigen und muss zwischen 6 und 20 Uhr erfolgen. Ausnahmen gelten hier in der Gastronomie für mindestens 16-Jährige (bis 23 Uhr).

Erwachsene Anders als Jugendliche haben volljährige Ferienjobber Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn von derzeit 8,84 Euro pro Stunde. Das gilt auch, wenn der Ferienjob als geringfügige Beschäftigung auf 450-Euro-Basis ausgeübt wird (Minijob). Bei nicht geringfügiger Beschäftigung werden ab einem monatlichen Verdienst von 735 Euro brutto Lohnsteuern fällig.