Insgesamt 13 lernschwache Buben und Mädchen sind in Herbstferien für ein Ferienlerncamp in Wangen ausgewählt worden. Spielerisch sollen sie wieder Freude und Spaß an der Schule finden.

Stuttgart - Die siebenjährige Sinab schaut konzentriert auf die zehn Schleichtiere, die sie vor sich aufgestellt hat. „Präg’ sie dir gut ein“, sagt Stefan Lohner, ein Mitarbeiter des Ferienlerncamps in Wangen. Sinab nickt, dreht sich mit dem Rücken zum Tisch, und Lohner nimmt vier Tiere aus der Reihe in einen Schuhkarton. „Kannst wieder herschauen“, fordert er die Zweitklässlerin auf. „Und, welche fehlen?“

 

Es ist eine eigentlich ganz einfache Konzentrationsübung, die die 13 Zweitklässler der Wilhelmschule im Ferienlerncamp der Reihe nach bei Lohner absolvieren. Den Kindern verlangt sie trotzdem einiges ab. Denn die Schüler nehmen an dem Ferienlerncamp teil, weil sie Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren und zu lernen; im Schulfach Deutsch weisen sie besonders große Schwächen auf. Deswegen nutzen sie ihre Herbstferien nicht wie ihre Mitschüler zum Entspannen und Spielen, sondern sind täglich von morgens bis abends damit beschäftigt zu lernen, wie sie ihre Schwächen in der Schule ausbessern und sich vor allem im Fach Deutsch verbessern können.

Kinder wurden von ihren Lehrern ausgewählt

Die Teilnehmer wurden von ihren Lehrern für das Lerncamp vorgeschlagen. „So können wir sichergehen, dass genau die Kinder das Angebot in Anspruch nehmen, die es wirklich brauchen“, sagt Theokli Chimondis vom Städtischen Elternseminar, der das Feriencamp mitorganisiert hat. Denn die Teilnahme ist kostenlos, die Finanzierung läuft zum großen Teil über eine Stiftung. Nahezu alle Mädchen und Buben haben einen Migrationshintergrund oder sind Flüchtlinge und erst vor einigen Jahren in Deutschland angekommen. „Für sie ist der Deutschunterricht natürlich noch ein bisschen schwieriger“, sagt Theokli Chimondis, „und die Eltern haben häufig kein Geld, um die Kinder mit Nachhilfe oder privaten Fördercamps zu unterstützen.“

Die Schüler durchlaufen an den fünf Tagen am Vormittag in Zweierteams acht Stationen, die täglich wechseln. Sie alle haben das Ziel, die Kinder nicht nur im Fach Deutsch zu verbessern, sondern ihnen auch den Spaß und die Freude am Lernen und an der Schule zurückzugeben, sagt die Lerntherapeutin Gabriela Kurz-Ringhofer. Sie hat die Übungen entwickelt: „Wir wollen den Kindern Selbstbewusstsein geben und ihnen eine neue positive Haltung zum Lernen beibringen.“

Kinder springen und klatschen zur Silbentrennung

Gabriela Kurz-Ringhofer hat deswegen bei der Entwicklung der Stationen darauf geachtet, dass die Kinder die Lernübungen spielerisch umsetzen. So soll die Teilnehmerin Sinab beispielsweise an einer anderen Station lernen, wie die Silbentrennung funktioniert. „Das hätte keinen Sinn, das einfach trocken zu erklären“, sagt Kurz-Ringhofer. Also steht Sinab mit einem Mitarbeiter mitten im Raum, springt und klatscht zu jeder Silbe. Sie hat sichtlich Spaß dabei, und Kurz-Ringhofer ist mehr als zuversichtlich, dass Sinab die Silbentrennung im Deutschunterricht nach dem Feriencamp gut umsetzen wird.

Dazu bräuchten Sinab und die anderen zwölf Schüler aber auch die Unterstützung von ihren Eltern, sagt die Lerntherapeutin: „Deswegen treffen wir uns zu Beginn und am Ende der Woche auch mit den Eltern und erklären ihnen, wie wichtig es ist, dass sie ihren Kindern Mut machen und nicht ständig kritisieren.“ Damit würden die Schüler demotiviert und ihnen würde das Lernen noch schwerer fallen.