Den Begriff Heimat künstlerisch ausdrücken: Das versuchen in dieser Woche mehrere Jugendliche im Jugendhaus in Stuttgart-Sillenbuch. Das Besondere: Die Werke sollen öffentlich ausgestellt werden.

Sillenbuch - Die Klamotten haben schon einige Farbkleckse abbekommen, auf den Farbpaletten tummeln sich Nuancen von Rot, Blau und Gelb. Acht Schüler stehen um einen Tisch, manche von ihnen streichen mit dem Pinsel ganz sanft über das Papier, andere klatschen ihre farbigen Hände drauf. Doch die Kunstwerke haben eine Gemeinsamkeit: Sie alle handeln vom Thema Heimat.

 

Sie entstehen im Zuge eines Ferienangebots des Sillenbucher Jugendhauses, das die Teilnehmer diese Woche besuchen konnten. Das Thema: Heimat – Kunst im öffentlichen Rahmen. Denn die Kunstwerke landen nicht etwa im Zimmer der Teilnehmer oder dienen als Geschenk zum Muttertag. Sie werden an öffentlichen Plätzen in Sillenbuch aufgehängt. Davor werden sie gerahmt. Die Organisatorin Janina Ruoff findet es wichtig, dass die Bilder im Anschluss von jedem betrachtet werden können: „Jugendliche können sich dann besser mit dem Stadtteil identifizieren, wenn die eigene Kunst aufgehängt und akzeptiert wird.“

Werke sollen auch an Bahnhaltestellen ausgestellt werden

Ruoff hat sich bei einer Rundfahrt schon ein paar Plätze angeschaut, wo sie sich die Bilder gut vorstellen kann. Auf jeden Fall wird ein Werk die Hauswand des Jugendhauses zieren, andere könnten bald an Stadtbahnhaltestellen oder am Sillenbucher Markt zu sehen sein. Dies müsse aber noch mit den jeweils Zuständigen abgesprochen werden.

Valentin Hennig leitet den Workshop. Er hat am ersten Tag mit den Kindern über ihre Herkunft, die verschiedenen Sprachen und ihre Heimat geredet. Diese Themen könne man gut mit der Kunst verbinden: „Picasso zum Beispiel hat sich seine Heimat aus Kunst geschaffen, hat seine Villen mit Kunst ausgehängt“, sagt er.

Durch Kunst zu Hause fühlen

Dass Heimat nicht für jeden das Gleiche bedeutet, zeigt sich schon an den unterschiedlichen Migrationshintergründen der Teilnehmer. Zeynab Hosseinpour (im Foto links) fühlt sich vor allem in der Türkei heimisch, obwohl sie aus Afghanistan stammt und schon seit knapp zwei Jahren in Deutschland lebt. „Hier fühle ich mich aber, wenn ich male und Musik höre, auch zu Hause“, sagt die 17-Jährige. Sie zeichnet verschiedene Flaggen auf ihr Papier.

Karina Ferenczi (rechts im Bild) hat da eine ganz andere Ansicht: „Meine Heimat ist für mich dort, wo ich mich wohlfühle.“ Sie sagt, dass das für sie aber kein bestimmter Ort sei, denn das könne sie an jedem Ort auf der Welt. Das Thema Heimat stünde aber nicht permanent im Vordergrund, sagt Valentin Hennig: „Wir arbeiten erst mal nicht mit dem Kopf, sondern mit der Hand, mit der Intuition, mit Gefühl.“