Das Traditionsunternehmen Metz ist gegenüber der Konkurrenz aus Fernost immer weiter zurückgefallen. Nach dem Insolvenzantrag bangen 540 Mitarbeiter um ihre Jobs.

Zirndorf - Es war einmal eine echte Vorzeigebranche voller klangvoller Namen wie Grundig, Saba oder Nordmende. Heute sind deutsche TV-Hersteller größtenteils vom Markt verschwunden oder als Marken im Besitz ausländischer Konzerne. Die noch produzierenden Reste haben sich in Nischen verzogen, in denen es aber inzwischen auch ungemütlich geworden ist. Von den verbliebenen drei deutschen TV-Herstellern ist bisher nur Technisat ohne Hiobsbotschaften ausgekommen. Loewe wird nach der Pleite im vergangenen Jahr gerade von einem Investor  wiederbelebt, und mit dem fränkischen Rivalen Metz hat es nun einen weiteren der drei Überlebenden erwischt.

 

 Schon seit Längerem wurde über eine Schieflage der 1938 gegründeten Traditionsfirma aus Zirndorf gemunkelt. Aus dem Familienunternehmen drang aber offiziell nur wenig nach draußen. Auch wer die Marke als Konsument wahrnehmen wollte, musste genau hinsehen. Bis vor Kurzem wurden die hochpreisigen Metz-Fernseher nur über relativ kleine Fachhändler vertrieben – eine ihrerseits schwer unter Druck stehende Einzelhandelsform.

Die Entwicklung bei Metz beschreibt mangels zugänglicher Bilanzen am klarsten der Personalstand. Rund 1000 Beschäftigte waren es in der Spitze einmal. Mit 540 Leuten sind die Zirndorfer jetzt in die Insolvenz gegangen. Ein Fünftel davon arbeitet kurz. Anfang 2014 hat die Belegschaft einem Sanierungstarifvertrag zugestimmt und in den letzten vier Jahren auf gut zehn Millionen Euro Gehalt verzichtet.  Technisch gelten Metz-Fernseher zwar nicht als Trendsetter, aber sie könnten auf diesem Feld – anders als beim Preis – mit der Übermacht asiatischer Riesen wie Samsung noch mithalten, sagen Experten. In einer Zeit, in der Fernseher immer mehr können, haben die Franken auf leichte Bedienbarkeit sowie Service bis ins Wohnzimmer gesetzt und vor allem eine ältere Zielgruppe umworben.

Sinkende Umsätze und rote Zahlen

Für mehr als eine Dämpfung des Umsatzrückgangs hat diese Strategie aber nicht mehr gereicht.  Zuletzt ging es immer kräftiger bergab. Minus zwölf Prozent waren es 2012, ein Viertel weniger 2013. Zuletzt lag der Umsatz noch bei 82 Millionen Euro. Dazu schreibt Metz mindestens seit 2010 Verluste, heißt es in der Gerüchteküche. Keiner widerspricht. 

 Die Franken wirken wie ein industrielles Relikt aus der Gründerzeit mit Wurzeln im Radiobau. Als Grundig 1948 seinen „Heinzelmann“ als Radiogerätebausatz auf den Markt brachte, konterte Metz mit dem „Postillon“. Mitte der 50er Jahre gab es die ersten Metz-Fernseher. Blitzgeräte für Kameras und Kunststoffteile gehören ebenfalls zum Sortiment. Doch auch diese Geschäfte laufen nicht mehr wie früher.  Das Schicksal der taumelnden Franken ist auch ein persönliches. Metz ist im Besitz der 90-jährigen Gründerwitwe Helene Metz und einer Familienstiftung. Als der Firmengründer Paul Metz 1993 starb, trat sie mit 69 Jahren in seine Fußstapfen und schied erst 2010  aus der Unternehmensführung aus. Bis zuletzt sei die alte Dame fast täglich in ihr Büro gefahren, sagen Vertraute.  

Die Realitäten lassen wenig Spielraum für Wehmut. „Zu klein, zu spät“, analysiert Klaus-Dieter Winnerlein die Ursachen der Pleite. Die Marktanteile seien im gnadenlosen Verdrängungswettbewerb immer weiter verfallen, das Management unter Metz-Chef Norbert Kotzbauer habe erst dieses Jahr ernsthaft begonnen, eine neue Strategie anzuleiern, kritisiert der Fürther IG-Metall-Vize. Die Pleite habe man kommen sehen, weil das Geschäftsmodell nicht mehr funktioniere.  Seit Kurzem bietet Metz nun billigere Einstiegsgeräte unter 1000 Euro an und verkauft auch über größere Elektromärkte, um neue Kundengruppen und wieder mehr Absatz zu erreichen. Mit diesem Sinneswandel hat man sich offenkundig zu lange Zeit gelassen.

540 Jobs sind bedroht

 Nun muss Joachim Exner als vorläufiger Insolvenzverwalter versuchen, das mit 540 Beschäftigten in Deutschland produzierende Unternehmen zu retten. Er hat Erfahrung und schon die Pleite des Metz-Konkurrenten Loewe begleitet. Es sehe in Zirndorf nicht schlechter  aus als seinerzeit bei Loewe in Kronach, heißt es in seinem Umfeld. Metz besitze einen klangvollen Namen und auf der neuen Strategie könne man auch aufbauen.  Ohne Investor wie bei Loewe wird aber auch Metz kaum überleben. Wie viel Geld die Zirndorfer brauchen und ob eine Produktion in Deutschland noch möglich ist, bleibt vorerst unklar. Der Markt bietet keine Hoffnung. Um 8,5 bis 14 Prozent dürften die Preise für TV-Geräte je nach Geräteklasse hierzulande 2014 fallen, sagen Experten. Praktisch die ganze Branche schreibt rote Zahlen. Branchenriesen wie Samsung können mit anderen Standbeinen wie Chips und Mobiltelefonen ausgleichen, Zwerge wie Metz nicht. Binnen ein bis zwei Wochen will Exner die Sanierungsfähigkeit ernsthaft beurteilen können. Insolvenzgeld erhalten die 540 Beschäftigten auf jeden Fall bis Ende Januar. Produktion und Service laufen vorerst normal weiter. Klar ist aber auch, dass das Schicksal des neben Loewe und Technisat letzten deutschen TV-Herstellers nur an einem seidenen Faden hängt.