Im Moment laufen die Dreharbeiten zur vierten Staffel „Die Höhle der Löwen“. Unternehmer können sich noch kurzfristig bis Anfang März bewerben. Wie geht es ehemaligen Teilnehmern aus der Region heute?

Stuttgart - „Wir leben gerade den amerikanisch, schwäbischen Traum“, sagt Daniel Moser voller Begeisterung, „ sind nicht verschuldet, machen Plus, können im Prinzip von der ganzen Welt aus arbeiten“. Daniel Moser ist Geschäftsführer von Bataillon Belette. Gemeinsam mit seiner Partnerin Pia Buck hat er das Unternehmen in Herrenberg gegründet, das ein Problem lösen soll, dass Frauen seit Jahrzehnten beschäftigt: Sie haben die „unkaputtbare“ Strumpfhose entwickelt.

 

Was für Frauen erst einmal wie eine Utopie klingen mag, haben Daniel Moser und Pia Buck in der Sendung „Die Höhle der Löwen“ präsentiert. In der Sendung des Senders Vox werben Unternehmensgründer für ihre Produkte und hoffen auf einen Deal mit einem oder mehreren Löwen. Moser und Buck zogen dafür ihre Strumpfhosen über eine Drahtbürste. Die Juroren der Sendung, die „Löwen“, sind selbst Unternehmer mit dem nötigen Kleingeld und einer Firma im Hintergrund. „Wir haben die Sendung gerne geschaut und dann war der Impuls da, dass wir uns auch dort präsentieren müssen“, sagt Daniel Moser. Dass der Auftritt auch nach hinten hätte losgehen können, waren sich beide bewusst, aber „wir wollten die Reichweite und einen strategischen Partner“.

Erfolgsgarant Höhle der Löwen?

Bei Bataillon Belette hat Unternehmer Ralf Dümmel zugeschlagen. Für 60 000 Euro sicherte er sich 30 Prozent der Firmenanteile: „Ich mache das seit 28 Jahren. Es zeichnet mich und das Unternehmen aus, ein Produkt zu beurteilen, die Nase dafür zu haben“. Nach Aufzeichnung der Sendung haben sie Strumpfhosen vorproduziert, trotzdem sei man der Nachfrage nicht gewachsen und ausverkauft gewesen. „Wir haben in zwei Jahren 4000 Strumpfhosen verkauft. Nach der Ausstrahlung haben wir in zwei Monaten das Hundertfache, 400 000 Stück verkauft“, sagt Daniel Moser.

Gibt es also so etwas wie eine Erfolgsgarantie? Investor Ralf Dümmel selbst ist bei DS Produkte vom Verkaufsassistenten zum geschäftsführenden Gesellschafter aufgestiegen. Er ist in der dritten Löwen-Staffel eingestiegen und hat die Zahl der Deals schnell in die Höhe getrieben. Bei insgesamt 34 Deals hatte er bei 23 seine Finger im Spiel. Von den 23 sind nach der Aufzeichnung 18 Deals tatsächlich zustande gekommen. „Man könnte sagen, dass nach der Sendung alle Produkte durch die Decke gehen, aber das ist nicht so. Bei uns liegen zehn Investments weit über den Erwartungen. Vier laufen erwartungsgemäß und vier laufen unter Erwartung“. Trotzdem sei die Quote unglaublich, „im Normalfall ist man schon ein Held, wenn zwei von zehn Deals zustande kommen“, sagt Dümmel. Nach der Aufzeichnung habe man sich zusammengesetzt und vor allem über die Ausrichtung gesprochen. Ob man ein großes Unternehmen aufbauen wolle, wer sich um welche Bereiche kümmere. Denn man muss bedenken, dass das Format nicht realistisch ist. Im echten Leben wird kaum jemand mit solch spärlichen Informationen und in so kurzer Zeit einen Deal ausmachen, wie es in der Sendung suggeriert wird.

Für alle geht es um die Wurst

In der dritten Staffel waren von 67 vorgestellten Unternehmen sechs aus Baden-Württemberg. Es ist nicht für alle 191 Unternehmen, die in drei Staffeln dabei waren, so positiv ausgegangen wie für Bataillon Belette. In den ersten zwei Staffeln gab es noch deutlich weniger Deals als in der dritten. Alle Staffeln haben aber eines gemein: Mit Kritik wird nicht gespart, immerhin ist die Sendung ein Unterhaltungsformat. Kritik einstecken musste auch Julia Hetzel. Die Geschäftsführerin aus Mannheim bietet mit Studybees Studenten-Crashkurse zur Klausurvorbereitung an und vermittelt Nachhilfelehrer. Zusätzlich gibt es Kurse zur Abiturvorbereitung. Die verschiedenen Angebote waren Kern der Kritik. Juror Jochen Schweizer forderte, dass sie sich für einen Weg entscheiden müssten. „Die Kritik war nachvollziehbar“, sagt Julia Hetzel heute, „aus Investorensicht wäre es besser, wenn wir eine reine Vermittlungsplattform wären. Das ist leichter zu monetarisieren“. Einen Deal gab es für die Gründer aus Mannheim nicht, trotzdem würde Hetzel wieder in die Show gehen: „Nach der Ausstrahlung haben sich viele neue Tutoren gemeldet. Auf den Feedbackbögen der Seminare steht oft ‚Wir kennen euch aus der ‚Höhle der Löwen‘“. Auch neue Kooperationen seien entstanden. Der Kritik Schweizers gaben sie nicht nach, das Angebot ist weiterhin gemischt: „Wir haben gemerkt, dass es die Crashkurse das ist, was die Studenten wollen. Der einfache Weg ist nicht immer der richtige Weg“.

Unweit von Herrenberg, in Deckenpfronn, einem Ort im Kreis Böblingen mit kaum 3000 Einwohnern, ist Grillido entstanden. Das Unternehmen entwickelt Würste, die ob ihres geringen Fett- und Kaloriengehalts besonders für Sportler interessant sein sollen. Auch die Grillido-Gründer haben sich in der Sendung präsentiert, warben um 100 000 Euro für fünf Prozent Unternehmensanteile. „Wir waren auf der Suche nach Kapital und es ist ein positiver Nebeneffekt, wenn dich drei Millionen Menschen im Fernsehen sehen. Die Reichweit ist fast mehr wert als das Geld“, sagt Gründer Michael Ziegler. Ihre Idee kam an, Juror Frank Thelen bot ihnen einen Deal. Allerdings forderte er eine höhere Beteiligung als die Gründer sie hergeben wollten. Sie lehnten ab. Grillido hat kurz vor Ausstrahlung andere Investoren gefunden, die 500 000 Euro gaben. Darunter sind die Gründer von Flixbus, die MyMüsli-Gründer und Birgit Ströbel, Gründerin von Immobilienscout24. Ströbel war in der Jury eines Startup-Wettbewerbs, den Grillido gewann, die weiteren Kontakte kamen über Zieglers Studium in München. „Wären wir nicht in der Sendung gewesen, wären wir nicht so weit wie heute“, sagt Ziegler, „nach der Ausstrahlung sind die Bestellungen in die Höhe geschossen“. Heute sind sie bei 500 Edeka- und Rewemärkten gelistet. Schon vorher waren sie als Caterer auf der Fitnessmesse Fibo in Köln, lagen mit den Würsten in Fitnessstudios aus, waren in Gesprächen mit dem Einzelhandel. Trotzdem: „Der große Stress kam zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung. Wir haben unsere Server aufgerüstet, Medien kontaktiert, haben die Verträge mit den neuen Investoren ausgehandelt. Geschlafen haben wir in der Zeit kaum noch“.

Produktpalette von Bataillon Belette wird erweitert

Bataillon Belette haben nach der Aufzeichnung viele Bereiche an DS Produkte outgesourct und nutzen die dort vorhandenen Strukturen. Produziert wird seitdem in China. Auch die Strumpfhosen wurden verbessert, an der Passform haben sie beispielsweise noch einmal gearbeitet. Das habe nicht ohne Anstrengung funktioniert, es gab Diskussionen und viele Telefonate, einige Veränderungen.

„Wir arbeiten manchmal mit externen Dienstleistern zusammen, aber es ist uns wichtig, die Kernbausteine in der Familie zu halten“, sagt Daniel Moser. Bisher gibt es zwei Produkte von Bataillon Belette, eine schwarze Strumpfhose in zwei Den-Stärken. Man wolle sich nicht verzetteln, um die Qualität zu halten. Im Mai oder Juni soll dann ein neues Produkt auf den Markt kommen, „es wird perfekt sein für die schöneren Tage, für die Festivalsaison“. Was bleibt? „Die Sendung war ein Turbo, den man gern genommen hat“, sagt Dümmel. Das Entscheidende sei aber, dass das Produkt auch ohne „Die Höhle der Löwen“ funktioniert.