Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Tagblattturm, Stuttgart Trotz der im Gesetz vorgeschriebenen zwei Rettungswegen besitzt der Tagblattturm in Stuttgart lediglich das Treppenhaus als einzigen anerkannten Fluchtweg. Dieser sei aber so ertüchtigt worden, dass eine Ausnahme möglich sei, sagte Frank Knödler, der Leiter der Stuttgarter Branddirektion. Ein gewisses Problem stelle diese Situation dennoch dar, so Knödler.

 

Fernmeldeturm, Mannheim Der 212 Meter hohe Turm aus dem Jahr 1975 im Luisenpark in Mannheim ist wegen des sich drehenden Aussichtsrestaurants mit 75 000 Besuchern im Jahr ein beliebtes Ausflugsziel. Die Brandschutz-Situation ist ganz ähnlich wie beim Stuttgarter Fernsehturm. Der Aufzug sei als eigentlicher Fluchtweg konzipiert, so der Geschäftsführer Joachim Költzsch – so war dies bisher auch in Stuttgart. Die Treppe im Schaft ist zwar breiter als in Stuttgart, aber ebenfalls nicht vom Aufzugsschacht getrennt. In Mannheim gibt es jedoch im Gegensatz zu Stuttgart in der Kanzel drei rauch- und feuerfeste Räume, in die sich Besucher im Notfall zurückziehen können. Jetzt will man in Mannheim das Konzept nochmals prüfen.

Münster, FreiburgAuf den letzten 40 Höhenmetern besitzt der Turm des Freiburger Münsters nur noch eine schmale Wendeltreppe – sie ist Normal- und Fluchtweg zugleich. Bei historischen Gebäuden müsse man eine Ausnahme vom Gesetz machen, sonst gehe es nicht, heißt es beim Münsterbauverein. 2011 wurde ab dem Dach ein zweiter Fluchtweg durch den Dachstuhl eingebaut. Der Turm war damals aus Brandschutzgründen vier Monate geschlossen.

Münster, Ulm Dort gibt es zwei Turmaufstiege, zudem seien historische Wege außen am Dachtrauf so ausgebaut worden, dass sie als Fluchtweg genutzt werden können, sagt Dekan Ernst-Wilhelm Gohl. Der Turm selbst sei offen und nur aus Stahl und Stein; er könne deshalb kaum brennen.

Fernsehturm, Heidelberg Seit 2002 schon ist der Turm auf dem Königstuhl für Besucher geschlossen. Alle scheuten die hohen Kosten einer notwendigen Sanierung, heißt es beim Eigentümer des Turmes, der Stadt Heidelberg

Jahrzehntelang hat niemand das Konzept hinterfragt

Das Gesetz und die bauliche Situation haben sich jedenfalls seit Jahrzehnten nicht mehr verändert. Es sei deshalb die neue Bewertung des Risikos, die zu der Schließung des Turmes geführt habe, sagt Knödler. Er verweist auf den Heslacher Tunnel, bei dem die Branddirektion jahrelang vergebens auf bessere Fluchtwege gedrungen habe: „Erst nach den Brandkatastrophen im Montblanc-Tunnel 1999 und im Gotthard-Tunnel 2001 hat der Gemeinderat sofort das Geld bewilligt.“

Dennoch: Warum hat dann der Brand auf dem Moskauer Fernsehturm Ostankino, bei dem 2001 durch den Absturz eines Aufzuges vier Menschen starben, in Stuttgart niemanden zum Nachdenken gebracht? Auch die schon 1998 öffentlich geäußerte Kritik am Brandschutz im Fernsehturm hatte keine Folgen. Fritz Kuhn hat deshalb durchaus Fragen, warum das Baurechtsamt jahrelang die Situation anders bewertet hat und warum die Branddirektion das Konzept mitgetragen hat. Auch gestern saßen alle Beteiligten zusammen, um sich über die Akten zu beugen.

Städtische Ämter äußern sich zum Fernsehturm nicht mehr

Von einem Brandsachverständigen erhält die Stadt übrigens Rückendeckung. Technische Schutzmaßnahmen könnten fehlende Fluchtwege niemals komplett ersetzen, sagt der Experte; das wäre ein „sehr innovatives Konzept“, meint er ironisch.

Welche politische Brisanz das Thema hat, zeigt sich daran, dass Kuhn die Kommunikation ganz an sich gezogen hat. Alle Ämter verweisen Anfragen zu früheren Einschätzungen an den Pressesprecher des OB Andreas Scharf – oder rufen erst gar nicht zurück. Scharf weist vor allem Spekulationen zurück, dass Kuhn die Schließung im Alleingang beschlossen habe. An den Krisensitzungen, die sich der Neubewertung des Baurechtsamtes angeschlossen haben, hätten alle verantwortlichen Ämter und Bürgermeister teilgenommen. Der Beschluss sei einstimmig gefallen.

Die Ingenieurkammer Baden-Württemberg hat gestern mitgeteilt, dass sie den Fernsehturm nach einer ersten Einschätzung für nachrüstbar hält. Die SPD-Gemeinderatsfraktion hat in einem Antrag gefordert, den Fernsehturm für die Öffentlichkeit zu erhalten.

Die Situation in anderen Türmen

Tagblattturm, Stuttgart Trotz der im Gesetz vorgeschriebenen zwei Rettungswegen besitzt der Tagblattturm in Stuttgart lediglich das Treppenhaus als einzigen anerkannten Fluchtweg. Dieser sei aber so ertüchtigt worden, dass eine Ausnahme möglich sei, sagte Frank Knödler, der Leiter der Stuttgarter Branddirektion. Ein gewisses Problem stelle diese Situation dennoch dar, so Knödler.

Fernmeldeturm, Mannheim Der 212 Meter hohe Turm aus dem Jahr 1975 im Luisenpark in Mannheim ist wegen des sich drehenden Aussichtsrestaurants mit 75 000 Besuchern im Jahr ein beliebtes Ausflugsziel. Die Brandschutz-Situation ist ganz ähnlich wie beim Stuttgarter Fernsehturm. Der Aufzug sei als eigentlicher Fluchtweg konzipiert, so der Geschäftsführer Joachim Költzsch – so war dies bisher auch in Stuttgart. Die Treppe im Schaft ist zwar breiter als in Stuttgart, aber ebenfalls nicht vom Aufzugsschacht getrennt. In Mannheim gibt es jedoch im Gegensatz zu Stuttgart in der Kanzel drei rauch- und feuerfeste Räume, in die sich Besucher im Notfall zurückziehen können. Jetzt will man in Mannheim das Konzept nochmals prüfen.

Münster, FreiburgAuf den letzten 40 Höhenmetern besitzt der Turm des Freiburger Münsters nur noch eine schmale Wendeltreppe – sie ist Normal- und Fluchtweg zugleich. Bei historischen Gebäuden müsse man eine Ausnahme vom Gesetz machen, sonst gehe es nicht, heißt es beim Münsterbauverein. 2011 wurde ab dem Dach ein zweiter Fluchtweg durch den Dachstuhl eingebaut. Der Turm war damals aus Brandschutzgründen vier Monate geschlossen.

Münster, Ulm Dort gibt es zwei Turmaufstiege, zudem seien historische Wege außen am Dachtrauf so ausgebaut worden, dass sie als Fluchtweg genutzt werden können, sagt Dekan Ernst-Wilhelm Gohl. Der Turm selbst sei offen und nur aus Stahl und Stein; er könne deshalb kaum brennen.

Fernsehturm, Heidelberg Seit 2002 schon ist der Turm auf dem Königstuhl für Besucher geschlossen. Alle scheuten die hohen Kosten einer notwendigen Sanierung, heißt es beim Eigentümer des Turmes, der Stadt Heidelberg