Die französische Atomaufsicht will wohl in der kommenden Woche grünes Licht für den Weiterbetrieb des Atomkraftwerks Fessenheim geben.

Stuttgart - Spätestens kommende Woche wird die französische Atomaufsicht (ASN) grünes Licht geben für eine Laufzeitverlängerung des Atomkraftwerks Fessenheim um weitere zehn Jahre. Das berichtete die französische Tageszeitung "Le Figaro" in ihrer Donnerstagsausgabe. Das Blatt beruft sich auf einen internen Expertenbericht der ASN. Überraschend ist das Ergebnis nicht: Vor kaum zwei Wochen hatte die ASN dem ältesten französischen Meiler eine zufrieden stellende Note gegeben und urteilte: Fessenheim liege sicherheitstechnisch im Mittelfeld der französischen Reaktoren.

 

Aus der ASN-Zentrale in Paris verlautete am Donnerstag nur, man billige die Behauptungen nicht, die Überprüfung des Berichts sei noch nicht abgeschlossen. Die Entscheidung der Aufsichtsbehörde könnte durch das Ergebnis der Stresstests infolge der Katastrophe von Fukushima in Frage gestellt werden. Für die Tests im Auftrag der Regierung würden eigene Kriterien festgelegt, denen die französischen Reaktoren entsprechen müssten. Deren Ergebnis soll im November vorliegen. Eine Sprecherin des AKW Fessenheim sagte am Donnerstag, man wolle sich vor der offiziellen ASN-Stellungnahme nicht äußern.

"Le Figaro" zufolge wird die ASN ihre Genehmigung an Bedingungen knüpfen. Für den Betreiber, den Stromkonzern Electricité de France, dürften sie mit weiteren Nachbesserungen und Kosten in Millionenhöhe verbunden sein. Denn Block eins und zwei stehen auf einem Stahlbetonsockel, der nur einen Meter Durchmesser hat und damit dünner ist als jeder andere in einem französischen Meiler. Diesen Punkt hatten auch unabhängige Wissenschaftler in ihrem Bericht angeführt, der parallel zur Zehnjahresinspektion im Auftrag der Überwachungskommission Fessenheim (CLIS) entstanden ist. Dem noch unveröffentlichten ASN-Bericht zufolge dürfte eine nachträgliche Verstärkung 100 Millionen Euro kosten.

Die Entscheidung der staatlichen Atomaufsichtsbehörde zur Laufzeitverlängerung des Reaktors steht auch auf der Tagesordnung der CLIS Fessenheim am kommenden Dienstag in der Präfektur in Colmar. Außerdem gab es jüngst Gerüchte um eine Studie im Auftrag der CLIS, derzufolge der Meiler im Fall eines Dammbruchs, der durch ein schweres Hochwasser oder ein Erdbeben verursacht werden könnte, nicht ausreichend gesichert sei. Die beiden Druckwasserreaktoren in Fessenheim gingen 1977 ans Netz. Block eins wurde von Oktober 2009 bis März 2010 der Zehnjahresinspektion unterzogen. In Block zwei hat die Generalinspektion im April begonnen. Sie dauert bis Jahresende.