In diesem Jahr wird der Weihnachtsmarkt in Rohracker zum 25. Mal gefeiert. In den ersten 20 Jahren wurde das Fest in und um das Autohaus von Frieda Wolf veranstaltet.

Hedelfingen - Wenn sie sich alte Zeitungsartikel vom Weihnachtsmarkt in Rohracker ansieht, wird der Blick von Frieda Wolf ein bisschen wehmütig. Schön sei es gewesen, erzählt sie, als der Weihnachtsmarkt noch in ihrer Autowerkstatt und auf dem Innenhof stattgefunden hat. Frieda Wolf war diejenige, die den Markt vor rund einem Vierteljahrhundert ins Leben gerufen hat. Inzwischen wird das Fest zwar nicht mehr im Hof des Autohauses Wolf, sondern rund um die Rohracker Kelter veranstaltet, der Termin ist aber derselbe geblieben: Immer am Samstag vor dem ersten Advent wird in Rohracker gefeiert, in diesem Jahr also am 29. November von 10 bis 18 Uhr.

 

1990 hat Frieda Wolf den Weihnachtsmarkt begründet

Auf die Idee, einen Weihnachtsmarkt im Ort zu etablieren, ist Frieda Wolf gekommen, als sie vor 25 Jahren den Markt in Obertürkheim besucht hat. „Ich war fassungslos, wie leer es dort damals war, und auch die Atmosphäre war nicht besonders schön“, sagt die 81-Jährige. „Deshalb dachte ich, wir machen in Rohracker einen eigenen Weihnachtsmarkt.“ Gedacht, getan. Frieda Wolf wandte sich an den Gewerbeverein und bot den Hof ihres Autohauses als Veranstaltungsfläche an. „Davon waren alle begeistert, und gleich beim ersten Weihnachtsmarkt waren fast alle örtlichen Vereine mit dabei.“

Das war 1990. In den Folgejahren haben die Mitglieder der Familie Wolf jedes Jahr ihre Werkstatt geräumt und bestuhlt, Autos vom Hof gefahren und andere Vorbereitungen getroffen. Etwa 25 Stände gab es jedes Jahr, erzählt Frieda Wolf. Gegeben habe es damals schon alles, was auf Weihnachtsmärkten angeboten wird – von Glühwein über Waffeln und Christbäume bis hin zu Bastelarbeiten. Für Kinder gab es eine Kleintierschau. Zeitungsartikel von damals zeigen, dass der Weihnachtsmarkt schon in den ersten Jahren stets gut besucht war.

Während andere noch schliefen, putzte Wolf die Toiletten

„Es war schon immer viel Arbeit, bis jeder seinen Stand hatte und alles organisiert und aufgebaut war“, erinnert sich Wolf. „Aber es hat Spaß gemacht.“ Wenn am Morgen nach dem Weihnachtsmarkt noch alle schliefen, habe sie schon die Toiletten geputzt. Das habe ihr nie etwas ausgemacht.

20 Jahre lang hat Frieda Wolf den Weihnachtsmarkt in Rohracker auf die Beine gestellt. Doch als ihre Schwiegertochter überraschend starb, war sie mit ihrer Kraft am Ende. „Ich konnte das einfach nicht mehr machen“, sagt sie.

Daraufhin hat die Stadträtin Ilse Bodenhöfer-Frey die Organisation des Marktes übernommen. Seither findet er in und um die Rohracker Kelter statt. Doch trotz des Platzwechsels bringt Frieda Wolf das Fest nach wie vor mit ihrer verstorbenen Schwiegertochter in Verbindung. „Erst seit einem Jahr kann ich wieder auf den Markt gehen“, sagt sie. Ein „schönes Fest“ sei der Weihnachtsmarkt aber immer noch. Daher werde sie auch dieses Jahr zumindest „kurz durchlaufen“.

Frieda Wolf kämpft noch immer mit der Vergangenheit