Dass die Fantastischen Vier ganz wunderbare Musikvideos machen, hatten wir ganz vergessen. Wie gut, dass am Sonntag der Regisseur dieser Videos viele schöne Anekdoten dazu erzählte. Und „Bär“ Läsker erklärte, wie VW ihm finanziell den Arsch gerettet hat.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Jugendhaus Degerloch, „Jetzt ist sie weg“, Unplugged am Römerkastell, das „Heimspiel“ auf dem Wasen: Das sind so die Sachen, die einem spontan zu den Fantastischen Vier einfallen. Und vielleicht noch ein paar von den neueren Songs. 24 Jahre Fantas hieß es am Sonntag, und weil sich das so wunderbar mit dem Ende des Filmfestivals „Made in Stuttgart“ verbindet, rufen die Festivalmacher dem geneigten Publikum im Wilhelmspalais etwas ganz anderes in Erinnerung: die Fantas im Film.

 

„Was geht?!“, den Film zur „4:99“-Tour 2001, haben die Veranstalter des Filmfestivals dafür am Sonntagabend wieder aufgewärmt. Das passte gut zum übrigen Festivalprogramm, das zweieinhalb Wochen lang Filme aus Stuttgart oder über Stuttgarter zeigte. Die Fantastischen Vier sind ja auch immer noch Stuttgart irgendwie.

Vier Minuten auf Youtube? Da musst du was bieten

„Was geht?!“ ist jetzt eher ein bandgeschichtliches Dokument, interessant für Fans der Stuttgarter Rapper und für Leute, denen das Genre „filmisches Bandporträt“ am Herzen liegt. Wesentlich alltagskulturtauglicher (und auch unterhaltsamer) ist der erste Teil des Abends: Der Regisseur Zoran Bihac stellt sich mit Mikro auf die Bühne und erzählt was zu Musikvideos, die er mit den Fantas gedreht hat – und zeigt die Videos an Ort und Stelle.

Wir wollen uns jetzt hier nicht grundsätzlich über das Genre Musikvideo auslassen, über seine Niedergänge und Wiederauferstehungen und Youtube. Trotzdem Zitat Zoran Bihac: „Es ist heute viel schlimmer als früher. Das Musikvideo läuft nicht wie bei Viva oder MTV einfach durch. Sondern wenn du vor dem Zuschauer vier Minuten lang auf Youtube bestehen willst, musst du echt was bieten.“

Sechs Fanta-Vier-Videos, eines besser als das andere

Der Musikclip als verdichtete Ausdrucksform der Wegklick-Nutzer? Für die Fantas gilt das auf jeden Fall – auch für die Videos, die sie gedreht haben, als Youtube noch nicht mal in den Köpfen dreier ehemaliger Paypal-Mitarbeiter herumschwirrte. Sechs Filme zeigt Bihac, der älteste davon „Original“ von 1997 – auszusprechen übrigens auf Französisch, weil er gemeinsam mit der Hip-Hop-Crew Sens Unik aus Lausanne entstand. Split Screen, erzählt Bihac, war damals der heiße Scheiß und verdammt aufwendig. Und: Das Video kann sich auch heute noch sehen lassen, außerdem sehen die Fantas mit Ausnahme des deutlich weniger schütteren Haars von Smudo heute kaum anders aus als damals. Urteilt selbst:

Special Effects der klassischen Machart dann bei „MfG“, gedreht in Barcelona. Die passend zum Text durchlaufende Diaschau, erklärt Bihac, ist eigentlich ein No-Go: „Zeig’ im Musikvideo nicht das, was gesungen wird!“ Aber Smudo bekam, was er unbedingt wollte – und Bihac durfte als Kontrast im zweiten Teil des Videos ein „maximal spektakulär verdichtetes Bild“ zeigen: den explodierenden Wohnwagen samt herumspringendem Hund und Cheerleadern. Auch diese Bilder wollen wir euch nicht vorenthalten:

Product Placement rettet das Budget

So geht es weiter über „Troy“, „Einfach sein“ und „Ernten was wir säen“: Die Fantas in den wildesten Outfits, sich durch die Film- und Musikgeschichte zitierend, immer mit ironischem Unterton. Smudo, Michi Beck, Thomas D. und And.Ypsilon, so scheint es nach der kleinen Clipschau, spielen immer selbst mit. Und am Ende sind alle irgendwie besoffen und machen Scheiß und auch das kommt dann ins Video mit rein. Das scheint Bihac auch zu meinen, wenn er vom Regisseur Zufall erzählt.

Fanta-Manager „Bär“ Läsker erzählt dann noch, wie er beim Video zu „Ernten was wir säen“ ein finanzielles Desaster nur dank Product Placement vermied: Am Ende von seinem Solo-Part fährt Smudo mehrmals rappend in einem roten VW Golf vor – was in dem Kontext völlig sinnfrei ist, wie Läsker zugibt, „aber das hat uns budgetmäßig den Arsch gerettet“.

Und das Fazit des Abends? 24 Jahre Fanta Vier, Stuttgart kann stolz sein auf seine Rapper. Und wir schauen uns mal wieder ein paar alte Videos der Vier an.