Die Polizei nimmt im Kreis Calw einen 24-Jährigen fest, der in Syrien für die Jabhat al Nusra gekämpft haben soll.

Rutesheim - Im Kreis Calw hat die Polizei am Montagmorgen einen 24 Jahre alten Syrer festgenommen, der in der Rutesheimer Flüchtlingsunterkunft lebt. Er steht im Verdacht, Mitglied einer ausländischen terroristischen Vereinigung zu sein. Als Mitglied der Vereinigung Jabhat al-Nusra soll er in Syrien gekämpft haben.

 

Auf die Schliche waren die Ermittler dem Mann durch einen elektronischen Datenträger gekommen, den der Verdächtige in einem Zug vergessen hatte. Darauf befand sich laut der Polizei einschlägiges Propagandamaterial. In welchem Zug der Datenträger gefunden wurde, wollten weder das Landeskriminalamt noch die Generalstaatsanwaltschaft sagen. Die Ermittler konnten den 24-jährigen Syrer als Eigentümer des Datenträgers ermitteln.

Der Mann war nach Recherchen dieser Zeitung kurz vor Weihnachten in der Leonberger Sporthalle untergebracht worden und vor einigen Wochen dann gemeinsam mit den anderen Hallenbewohnern in die Flüchtlingsunterkunft des Landkreises nach Rutesheim verlegt worden. Dort hatte er sich offenbar vollkommen unauffällig verhalten. Das Landratsamt als Träger des Flüchtlingsheims wollte sich nicht zu dem Vorfall äußern.

Mann war unauffällig

Am Montag durchsuchten die Ermittler das Zimmer des Mannes in der Containersiedlung in Rutesheim. Sie beschlagnahmten zwei Smartphones, einen Computer sowie schriftliche Unterlagen, die jetzt ausgewertet werden. Der Mann wurde vorläufig festgenommen und am Nachmittag dem Haftrichter in Stuttgart vorgeführt, der ihn in die Untersuchungshaft einwies.

„Es gibt keinerlei Hinweise auf mögliche Anschlagspläne in Deutschland“, sagte ein Sprecher der Generalanwaltschaft in Stuttgart. Auch nicht dafür, dass der Syrer in Deutschland in ein Netz von Terrororganisationen eingebunden sei. Der Tatvorwurf an den 24-jährigen Syrer lautet: „Verdacht auf Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung“.

Die Jabhat al-Nusra gehörte bis vor wenigen Monaten zum weltweit operierenden Terrornetzwerk Al-Kaida. Ende Juli trennte sich die al-Nusra-Front ab. Sie kämpft im syrischen Bürgerkrieg gegen die Truppen des Machthabers Baschar al-Assad, aber auch gegen Teile der Freien Syrischen Armee. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat die Nusra-Front als Terrororganisation eingestuft.

Der 24-jährige Verdächtige aus Rutesheim wurde von Beamten des Landeskriminalamts beobachtet. Sie nahmen ihn offenbar fest, als er sich zu einer medizinischen Behandlung in eine Klinik nach Calw begab. Als „sehr guten Erfolg für die Ermittler“, bezeichnete der Innenminister Thomas Strobl (CDU) die Festnahme. „Die Sicherheitsbehörden im Land schauen genau hin, wenn der Verdacht besteht, dass Dschihadisten sich als Flüchtlinge getarnt nach Deutschland begeben.“