Nach dem Brand in einer Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustadt mit 14 Toten will Caritas-Präsident Peter Neher die Notfallpläne auf den Prüfstand stellen. „Es ist logisch, dass nach einer solchen Katastrophe (...) sicher noch einmal alle Einsatzpläne, alle Nothilfemaßnahmen genau überprüft werden müssen“, sagte er.

Titisee-Neustadt - Nach dem verheerenden Brand in einer Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustadt im Schwarzwald mit 14 Toten will Caritas-Präsident Peter Neher die Notfallpläne auf den Prüfstand stellen. „Es ist logisch, dass nach einer solchen Katastrophe (...) sicher noch einmal alle Einsatzpläne, alle Nothilfemaßnahmen genau überprüft werden müssen“, sagte Neher am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Die Einrichtung wird von der Caritas getragen. In den Behindertenwerkstätten gebe es Pläne für den Notfall, die in regelmäßigen Abständen geübt würden, sagte Neher. „Von den formalen Voraussetzungen denke ich, war da alles gegeben.“ In einer Stellungnahme sagte Neher: „Die Caritas in Deutschland trauert.“ Die Mitarbeitenden in den vielen Einrichtungen und Diensten der Caritas seien in Gedanken bei den Verstorbenen und ihren Angehörigen.

 

Wie jetzt bekannt wurde handelt es sich bei den Toten um zehn Frauen mit Handicaps im Alter von 28 bis 68 Jahren sowie drei Männer mit Behinderungen zwischen 45 und 68 Jahren. Außerdem verstarb noch eine 50-jährige Betreuerin. Acht Menschen wurden verletzt. Sie erlitten Verbrennungen oder Rauchvergiftungen und wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Lebensgefahr bestand den Angaben der Polizei nach aber nicht. Rund 100 Menschen wurden aus dem brennenden Gebäude gerettet. Spezialisten suchen derzeit noch nach der Ursache des Feuers.

Gottesdienst geplant

Bei einem Gottesdienst in Freiburg wurde am Montagabend der Opfer der Brandkatastrophe gedacht. Kirchen und die Gemeinde planen außerdem eine Trauerfeier. „Es gibt ein großes Bedürfnis der Hinterbliebenen und der Bürger, gemeinsam Abschied zu nehmen“, sagte Bürgermeister Armin Hinterseh am Dienstag. Auch die Rettungskräfte hätten diesen Wunsch geäußert. Voraussichtlich diesen Samstag werde es in Titisee-Neustadt einen ökumenischen Gottesdienst geben.

Unverändert groß ist das Interesse an Hilfsangeboten. Die am Montag nach dem Brand eingerichtete Telefon-Hotline im Rathaus der 12.000 Einwohner zählenden Gemeinde werde stark nachgefragt.

100 Menschen wurden gerettet

Das Feuer war am Nachmittag in einer Behindertenwerkstatt der Caritas im Ortsteil Neustadt ausgebrochen, in der etwa 120 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung unter anderem in der Metall- und Holzverarbeitung sowie in der Elektromontage beschäftigt waren. Feuerwehr und Rettungsdienste waren mit einem Großaufgebot im Einsatz, auch zwei Rettungshubschrauber flogen zum Unglücksort. Angehörige der Opfer werden den Angaben zufolge psychologisch betreut.

Die Ursache für den verheerenden Brand war der Polizei zufolge zunächst unklar. Medienberichten zufolge soll sich in einem Lagerraum im Dachstuhl des Gebäudes eine Explosion ereignet haben. Dies konnte die Polizei auf dapd-Anfrage zunächst nicht bestätigen. Die Feuerwehr war mit schwerem Atemschutzgerät im Einsatz.

Kretschmann spricht Mitgefühl aus

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Innenminister Reinhold Gall (SPD) machten sich am Montag ein Bild von der Brandkatastrophe. „Das Unglück ist schrecklich für die Betroffenen, für den Ort und für uns alle“, sagte Kretschmann bei einem Besuch in Titisee-Neustadt. Er telefonierte nach eigenen Angaben nach auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und sagte, die Bundesregierung spreche den Angehörigen ebenfalls ihr tiefes Mitgefühl aus. Kretschmann sagte weiter, in Gedanken sei er bei den Opfern. Sein tiefes Mitgefühl gelte ihren Angehörigen. „Ganz Baden-Württemberg trauert mit ihnen“, versicherte der Regierungschef. Er dankte den Rettungs- und Einsatzkräften für ihren engagierten Einsatz.

Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch sagte beim Abendgottesdienst im Freiburger Münster: „Wir beten für die Opfer, ihre Angehörigen und Freunde sowie für alle Rettungskräfte. Auch den Menschen, die bei der Feuerkatastrophe verletzt wurden, gelten unsere mitfühlenden Gedanken.“

Die baden-württembergische Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) reagierte ebenfalls mit Entsetzen. „Ich spreche allen Angehörigen, Freunden und Verwandten der Toten mein tiefes Beileid aus. Unsere Gedanken sind auch bei den zahlreichen Verletzten“, sagte Altpeter. Sie sprach von einem Tag der Trauer und des Schmerzes.