Beim CJD Stuttgart ist die Anzahl der Auszubildenden in den vergangenen vier Jahren stark zurückgegangen.

Stuttgart-Feuerbach - Noch steht in großen himmelblauen Lettern „Jugenddorf“ an der Fassade des roten Klinkerbaus an der Bregenzer Straße 18. Auch in dem kleinen Schaukasten gleich neben dem schmiedeeisernen Eingangstor hat das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) nach wie vor hauseigene Bekanntmachungen hängen. Doch der Eindruck täuscht. Das denkmalgeschützte ehemalige Bürohaus wird schon seit Ende des vergangenen Jahres nicht mehr vom CJD genutzt und befindet sich auch nicht mehr in deren Besitz: „Wir haben das Gebäude verkauft und Mitte Dezember des vergangenen Jahres an Bosch übergeben“, sagt Frank Gerhard, kaufmännischer Leiter des CJD Stuttgart.

 

Das christliche Jugend-, Bildungs- und Sozialwerk, das Mitglied des Diakonischen Werkes der Evangelische Kirche Deutschland (EKD) ist, kümmert sich in erster Linie um junge Menschen mit besonderem Förderbedarf. Derzeit befinden sich rund 150 Teilnehmer in der Berufsausbildung und Berufsvorbereitung des CJD Stuttgart. Neben den Standorten an der Burgenlandstraße und der Wiener Straße in Feuerbach sowie dem Schützenhausweg in Weilimdorf hat das CJD bis zuletzt auch in dem markanten Backsteingebäude an der Bregenzerstraße einen Teil seines Ausbildungsbereiches untergebracht. Die Werkstätten für Metallbautechnik befanden sich in dem Gebäude, genauso wie Räume für angehende Metallfeinarbeiter. Die Jugendberufshilfe und der psychologische Dienst waren ebenfalls in dem Haus beheimatet.

Das CJD befindet sich in einer Umbruchphase

Bisher wurde keiner dieser Dienste eingestellt und keiner der Ausbildungsgänge aufgegeben, betont Gerhard. Sie laufen derzeit in abgespeckter Form am Standort Burgenlandstraße weiter. Trotzdem zwang der massive Teilnehmerschwund die Verantwortlichen des CJD auch andernorts zum Handeln. Das Gebäude auf der Zuffenhäuser Schlotwiese, in dem das CJD ein Ausbildungsrestaurant betrieb, musste ebenfalls aufgegeben werden.

Der Grund: „Von 2008 bis 2012 ist die Anzahl der Auszubildenden, die uns durch die Agentur für Arbeit dem CJD Stuttgart jährlich ins 1. Lehrjahr zugewiesen werden, um 50 Prozent zurückgegangen. Und die Anzahl der Teilnehmer an den Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) reduzierte sich in dieser Zeit um etwa 30 Prozent“, sagt die Jugenddorf-Leiterin Ursula Fink. In Zahlen heißt das: Im Jahr 2009 /2010 machten noch 180 junge Menschen mit besonderem Förderbedarf beim CJD eine Ausbildung. „Aktuell haben wir noch 87 Auszubildende“, sagt Fink.

Ob die Konsolidierung abgeschlossen ist, lässt sich schwer voraussagen: „Wir müssen das beobachten. Sollten sich im Bereich berufliche Bildung weitere Rückgänge der Teilnehmerzahlen ergeben, müssen wir uns fragen, ob wir noch einmal räumlich reduzieren“, sagt Gerhard. Klar ist, dass sich das CJD in einer Umbruchphase befindet. „Wir optimieren laufend unsere bestehenden Maßnahmen und kümmern uns gleichzeitig um neue Aufgabenfelder“, sagt Fink. Als Erfolgsmodell erwies sich das Projekt „Aktivierungshilfe“ für langzeitarbeitslose junge Menschen mit besonderem Förderbedarf. 35 Prozent der Teilnehmer konnte das CJD wieder in Lohn und Arbeit bringen: „Das ist eine beachtliche Erfolgsquote“, findet die Jugenddorf-Leiterin. Auch als Träger von Kindertagesstätten betätigt sich das CJD seit einiger Zeit erfolgreich. Die Nachfrage ist groß. Eine Einrichtung für Kinder bis sechs Jahren am Feuerbacher Standort Kitzbüheler Weg ist seit September 2012 in Betrieb. „Derzeit prüfen wir die Möglichkeit für zwei weitere Kita-Gruppen an der Wiener Straße.“ Als weitere Zielgruppe hat das CJD die Senioren entdeckt: „Eine Marktanalyse und Kooperationsgespräche mit möglichen Partnern im Seniorenbereich sind am Laufen.“