Beim Festakt zu ihrem 150. Jubiläum richten die Feuerwehrleute ihren Blick nach vorn.

Renningen - Zuerst steht die Scheuer in Flammen. Noch ehe der erste Kübel Wasser organisiert ist, entzündet sich schon das nächste Gebäude. Die bittere Bilanz dieser Nacht zum 16. Mai 1855: 22 Wohnhäuser sind zerstört, 41 Familien geschädigt. Der Ratsschreiber kann da nur mit dem Kopf schütteln, als er den Eintrag im Kirchenbuch vornimmt. „Alle waren nur auf die Rettung der eigenen Habseligkeiten bedacht, keiner organisierte die Löscharbeiten“, ist da noch heute zu lesen.

 

1866 wurde die Feuerwehr gegründet

Das konnte nicht so bleiben. Zwölf Jahre später, am 10. Dezember 1866, gründet der Renninger Gemeinderat daher eine Feuerwehr. Und weitere 150 Jahre – anno 2017 – später ist das ein Grund zu feiern. „Jeden Tag setzen Sie Ihr Leben und Ihre Gesundheit ein“, sagt der Bürgermeister Wolfgang Faißt beim großen Festakt am Samstagabend in der Rankbachhalle. „Sie sind im wahrsten Sinne des Worts Lebensretter und Schutzengel.“

Alle 180 Renninger Feuerwehrleute, dazu die Prominenz aus Politik und Gesellschaft, die befreundeten Feuerwehren im Landkreis und Vertreter der Partnerwehr aus Niederösterreich, haben sich versammelt. Zeit, allzu lang in der Geschichte zu schwelgen, bleibt aber kaum. Denn am Jubiläumstag suchen die Verantwortlichen nach Wegen, die Feuerwehr für die nächsten 150 Jahre zukunftsfest zu machen.

Fortschritt bringt neue Anforderungen

Denn der technologische Fortschritt bringt neue Anforderungen mit sich, gleichzeitig lässt der demographische Wandel und zunehmende Anforderungen der Berufswelt die Mitgliederzahl schrumpfen. „96 Prozent aller Feuerwehren in Baden-Württemberg arbeiten rein ehrenamtlich“, sagt Frank Knödler, der Chef der Stuttgarter Feuerwehr und Präsident des Landesfeuerwehrverbandes. Zusammen mit anderen Experten diskutiert er über die Zukunft der Feuerwehren.

„Ob die jüngere Generation das weiterhin so mitträgt, wage ich zu bezweifeln“, erklärt Knödler. „Wir brauchen deutlich mehr hauptamtliche Unterstützung, da muss die Politik sich viel mehr engagieren.“ Nach Renningen ist auch Karsten Homrighausen gekommen. Als Landesbranddirektor im Innenministerium ist er der oberste Feuerwehrmann im Land. Er verweist auf die immer kompliziertere Technik, mit der die Feuerwehr umgehen muss. „Technologien sind dazu da, uns zu unterstützen und Arbeit abzunehmen“, sagt er.

Aber dazu muss man mit ihr umgehen können – Schulungen und die Unterstützung durch hauptamtliche Profis werden also immer notwendiger. Dass sich auch der Renninger Kommandant Erhard Mohr solche hauptamtlichen Stellen wünscht, daraus macht er seit Jahren keinen Hehl. Dennoch bleibt die anschließende Gesprächsrunde mit den verantwortlichen Politikern wenig konkret. „Wir sind immer bereit, die Feuerwehr im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen“, sagt Bürgermeister Faißt nur. „Ich bin ein Freund des Ehrenamts“, erklärt der Landtagsabgeordnete Bernd Murschel (Grüne), bestätigt aber: „Wir brauchen auch hauptamtliche Unterstützung.“ Denn mit Eimer und Handwagen sind auch die Renninger Brandlöscher schon lange nicht mehr unterwegs.