In Baden-Württemberg sind nur 4,1 Prozent der Einsatzkräfte weiblich; in anderen Bundesländern sind das mehr. Für Innenminister Reinhold Gall (SPD) sind die Jugendfeuerwehren ein Ansatzpunkt, um den Frauenanteil zu steigern.

Stuttgart - Der Dienst am C-Rohr ist Frauen in Baden-Württemberg noch eher suspekt. Das gilt jedenfalls, wenn man vergleicht, wie der Frauenanteil bei den Feuerwehren im Südwesten und in anderen Bundesländern ist. Im Land sind 4,1 Prozent (Angaben aus 2011) aller Feuerwehrleute weiblich, nur in Berlin sind es mit 3,1 Prozent noch weniger. In Brandenburg dagegen liegt die Quote bei 14,6 Prozent; in Baden-Württemberg vergleichbaren Flächenländern ist sie auch erheblich höher, in Hessen zum Beispiel 10,2 Prozent, in Niedersachsen 10,1 Prozent. Die Zahlen gehen aus der Antwort von Innenminister Reinhold Gall (SPD) auf einen Berichtsantrag der CDU-Fraktion hervor.

 

Nur 34 der insgesamt 2041 hauptamtlichen Feuerwehrleute im Land waren im vergangenen Jahr Frauen. Das entspricht einer Quote von 1,7 Prozent. Mit 4,5 von hundert ist der Anteil an allen Einsatzkräften, also auch der ehrenamtlich tätigen, etwas höher. Immerhin 4930 der 107 500 Freiwilligen im Land sind Frauen. Der Anteil und die absolute Zahl sind in den zurück liegenden zehn Jahren angestiegen. 2004 waren erst 2,7 Prozent der Feuerwehrleute weiblich, gut 2900 von 108 600.

„Einen guten Ansatzpunkt für eine Steigerung des Frauenanteils bieten die Jugendfeuerwehren“, schreibt der Innenminister – übrigens selbst bei der freiwilligen Feuerwehr. Dort liege der Anteil von Mädchen und Frauen mit 14,6 Prozent deutlich höher. „Die Gemeinden sollten dies nutzen, künftig einen höheren Frauenanteil in den Einsatzabteilungen zu erreichen.“

Die Tagesalarmbereitschaft ist schwieriger zu bewerkstelligen

Dass womöglich mehr Frauen für die Feuerwehren gewonnen werden können, sieht Gall aber nicht als die Lösung des wachsenden Problems der Katastrophenschützer an. „Eine besondere Herausforderung ist aktuell die Sicherstellung der Tagesalarmbereitschaft“, schreibt der Minister. Bei den Feuerwehren werde es zunehmend wichtiger, Menschen für den Dienst in ihren Reihen zu gewinnen, die sich an Werktagen den Tag über in der Gemeinde aufhalten. Das wird mit wachsender Mobilität der Menschen und mit dem zunehmenden Pendlerwesen aber auch immer schwieriger. Das gelte aber für Frauen genauso wie für Männer.

Die Kommunen und die Feuerwehren müssten unabhängig vom Geschlecht „um diejenigen Menschen werben, die tagsüber in der Gemeinde verfügbar sind.“ Anwesend bedeutet dabei nicht unbedingt verfügbar, denn „im Alarmfall ist es Feuerwehrleuten aus ihrem normalen Tagesablauf heraus nicht immer möglich, sofort und unvorbereitet in den Einsatz zu gehen.“ Insbesondere dann nicht, wenn sie gerade die Aufsicht über ein Kind oder über eine ständig zu betreuende Person haben.

An der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal freilich seien „alle Voraussetzungen geschaffen, dass Frauen an allen Lehrgängen und Seminaren teilnehmen können“, berichtet Gall. So stünden dort Übernachtungsmöglichkeiten für betreuungsbedürftige Kinder und eine Betreuungsperson bereit. An der Schule selbst arbeiten auch Frauen. „Derzeit sind dort drei Beamtinnen im gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst beschäftigt.“