Regelmäßig muss die Süßener Feuerwehr am Bahnhof eingreifen, weil der Aufzug wieder stecken geblieben ist. Die Wehrleute nervt es, die Fahrgäste sowieso, und die Bahn spricht von einem Rätsel. Sind kleine Mäuse vielleicht schuld?

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Süßen - Es gibt gefährliche Einsätze – solche, die Spuren hinterlassen und solche, von denen man noch seinen Enkeln erzählt. Und es gibt Einsätze, die unter Routine abzubuchen sind. Doch es gibt auch Einsätze, die selbst den überzeugtesten Feuerwehrmann einfach nur nerven. Von denen hat die Süßener Wehr in den vergangenen sechs Wochen mehr als genug gehabt. Siebenmal wurden die Retter seit Anfang Juli zum Bahnhof gerufen, zuletzt am Wochenende vor einer Woche sogar zweimal innerhalb von 24 Stunden. Jedes Mal waren Personen im Aufzug an Bahnsteig zwei eingeschlossen gewesen. Mal war es jemand mit großem Koffer, mal eine alte Dame mit Elektrorollator, mal ein junger Vater mit Kinderwagen.

 

Eigentlich nichts für die Feuerwehr

„Solche Einsätze gehören eigentlich nicht zu den Pflichten der Feuerwehr“, sagt der Kommandant Bernd Bühler. Allerdings haben seine Männer mittlerweile eine erstaunliche Routine bei der Abwicklung der Fälle entwickelt. Beim ersten Mal öffneten sie die Schiebetür noch mit Gewalt und unter Einsatz von technischem Gerät aus ihrem Rüstfahrzeug. Inzwischen haben sie einen Schlüssel für den Steuerungskasten und können in den meisten Fällen den Aufzug mit wenigen Handgriffen in die Grundposition schieben. „Das hat uns ein Monteur gezeigt“, sagt Bühler. Der war genau zum Ende des Einsatzes eingetroffen.

Eigentlich sollte sich die Deutsche Bahn um ihre Aufzüge samt der darin eingeschlossenen Passagiere selbst kümmern. Wer im Lift auf den Notrufknopf drückt, wird auch direkt mit ihrer Leitzentrale in Ulm verbunden. Doch offenbar ist es der Bahn nicht immer möglich, schnell genug Hilfe zu schicken. „Unser Ziel ist es, innerhalb einer halben Stunde da zu sein“, sagt ein Sprecher der Bahn in Stuttgart. Allerdings klappe dies nicht immer, räumt er ein. „Wir können ja nicht mit Blaulicht und Martinshorn fahren.“

Sind Mäuse schuld an den Problemen?

Gerade an den zurückliegenden heißen Sommertagen habe man nicht riskieren wollen, dass Eingeschlossene zu Schaden kämen. „In den Glasaufzügen kann es ganz schön heiß werden“, sagt der Bahnsprecher. Deshalb würde in solchen Fällen die Feuerwehr alarmiert. Auch als eine zuckerkranke Frau im Lift eingesperrt gewesen sei, habe man nichts riskieren wollen.

Ein Rätsel sei für die Bahn allerdings noch, warum der Süßener Aufzug neuerdings ständig ausfalle. Betroffen sei immer der gleiche Aufzug an Bahnsteig zwei. Allerdings seien es immer wieder andere Fehler, die von den Monteuren behoben werden müssten. „Wir vermuten, dass es mit einem Mausbefall im vergangenen Herbst zusammenhängt“, sagt der Bahnsprecher. Allerdings wähnten die Verantwortlichen diesen als behoben, zumal es im Winter laut der Bahn keinerlei Probleme gab. Erst seit Mai gebe es ständig Störungen. Vandalismus, den die Bahn sonst oft als Ursache für kaputte Aufzüge anführt, spiele bei der Süßener Serie jedenfalls keine entscheidende Rolle, so der Bahnsprecher.

Die Stadt kassiert bei der Bahn ab

Die Sache mit den Mäusen könnte die Bahn ziemlich viele Mäuse kosten. Die Feuerwehreinsätze stelle die Stadt der Bahn in Rechnung, sagt der Kommandant Bühler. Jeder Einsatz dürfte mit 1000 Euro zu Buche schlagen. Kein Wunder, dass die Bahn auch weiterhin fieberhaft an der Fehlersuche arbeitet – bisher mit wenig Erfolg. So war der Aufzug am Donnerstag wieder in Betrieb gegangen, um noch am selben Abend erneut still zu stehen. Für die Feuerwehrleute gibt es allerdings einen Trost: Die Zahlungen der Bahn bucht die Stadt direkt auf das Konto der Feuerwehr.