Der geplante Bau eines Feuerwehrhauses in Backnang-Waldrems sorgt unerwartet für Feuer unterm Dach der Verwaltung: Eine Bürgerinitiative zündelt gegen die Stadt, der Oberbürgermeister verwahrt sich gegen Verschwörungstheorien.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Viel deutlicher hätte das Votum am 10. Dezember des vergangenen Jahres kaum ausfallen können. Bei nur einer Enthaltung und ohne Gegenstimme fasste der Backnanger Gemeinderat einmütig den Beschluss, die Feuerwehrhäuser der Teilorte Maubach, Heiningen und Waldrems aufzulösen und durch einen neu zu bauenden zentralen Stützpunkt Backnang-Süd auf einem Grundstück zwischen Waldrems und Heiningen zu ersetzen. Vorausgegangen war eine mehrjährige Suche nach einem geeigneten Standort.

 

Doch mit diesem ist offenkundig nicht jeder einverstanden: Eine Bürgerinitiative aus dem Stadtteil Waldrems zündelt gegen die Stadtverwaltung und wirft ihr Geheimniskrämerei vor. Die Aktionisten fürchten eigenen Angaben zufolge um die „Sicherheit für alle“ oder sehen zumindest ein „Risiko für viele“. Der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper sah sich in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats genötigt, eine außerplanmäßige Erklärung zu verlesen, in der er „Verschwörungstheorien und den „Vorwurf der Böswilligkeit“ entschieden zurückwies.

„Wir für 4“ gegen Standort Nummer 11

Der Anlass für das unerwartete Feuer unterm Dach der Stadtverwaltung ist eine zehnköpfige Bürgerinitiative, die sich selbst „Wir für 4“ nennt. Sie kämpft seit ein paar Wochen gegen das Bauvorhaben neben der Auferstehungskirche in Waldrems und macht sich stattdessen für jenen Standort am Rand des Gewerbegebiets im selben Teilort stark, der im Voruntersuchungsverfahren der Stadt mit der Nummer Vier gekennzeichnet worden war.

„Wir alle wollen uns auf eine schnelle und schlagkräftige Feuerwehr verlassen können!“ leitet die Initiative auf ihrer Internetseite (www.fuer4.de) ihre ablehnende Haltung gegenüber der von der Stadt ausgewählten Variante ein. Der Beschluss, einen leistungsstarken zentralen Feuerwehrstützpunkt zu bauen, sei zu begrüßen. Dieser sei allerdings „auf der Basis von unvollständig und nicht korrekt dargestellten Informationen und Fakten völlig übereilt und nach unserer Ansicht grob fahrlässig getroffen“ worden. Insbesondere sei nicht berücksichtigt worden, dass der vierspurige Ausbau der B 14 nun schon früher erfolge, als ursprünglich angenommen.

Die Ortsvorsteherin von Waldrems, Regina Konrad, hält diese Argumente für vorgeschoben. Die meisten Mitglieder der Initiative wohnten in unmittelbarer Nähe des ins Auge gefassten Standorts und befürchteten offenbar persönliche Beeinträchtigungen. Dabei sei nicht nur der Backnanger Gemeinderat froh gewesen, dass man sich in der Angelegenheit auf einen Standort habe einigen können, den alle beteiligten Feuerwehren als ideal angesehen hätten. Auch in der Waldremser Bevölkerung und im Ortschaftsrat sei die aus Identitätsgründen als heikel geltende Zusammenführung der Wehren an diesem Ort überwiegend gut geheißen worden – zumal man sich darauf verständigt habe, dass der Bebauung nach dem Feuerwehrhaus keine weitere folgen werde. „Wer allerdings jetzt befürchtet, durch Einsatzlärm gestört zu werden, hat den Schuss nicht gehört“, sagt Konrad.

Nopper: Mit bestem Wissen und Gewissen geprüft

Der Backnanger OB hat in seiner Erklärung betont, großes Verständnis dafür zu haben, dass man bei der Standortentscheidung für eine solch bedeutende Einrichtung unterschiedlicher Meinung sein könne. Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens hätten nun alle Beteiligten die Möglichkeit, ihre Bedenken vorzutragen. Auch für ein „intensives Gespräch“ mit den Anwohnern stehe er bereit. Nur eines müsse klar sein, sagte Nopper mit Pathos in der Stimme: „Es gibt Null und Nichts zu verschweigen. Vielmehr können wir mit lauter und fester Stimme sagen: Wir haben alle in Frage kommenden Standorte mit bestem Wissen und Gewissen geprüft.“