Vor den Bundestagswahlen sind unsere Reporter die A81 entlang durch Baden-Württemberg gefahren. Und haben die Menschen gefragt, was sie bewegt. Heute: Tuningen.

Tuningen - In Tuningen leben die Macher. Stellt sich ein Problem, werden die Ärmel hochgekrempelt und die Lösung wird angegangen. Beispiele dafür finden sich zuhauf: etwa die komplett sanierte Ortsmitte. „Es gab erhebliche Diskussionen über die Gestaltung“, sagt Erich Bieberstein. „Mehrere Vorschläge standen im Raum, wir haben darüber geredet – und nun haben wir diesen schönen Platz mit Brunnen.“ Ein Geheimnis des Erfolges heißt Bürgerbeteiligung. Jeder habe die Möglichkeit gehabt mitzureden, erklärt der Vorsitzende des Musikvereins.

 

Wer als Politiker auf Basisdemokratie setzt, muss allerdings auch Niederlagen einstecken. So kippten die Bewohner das Vorhaben des Gemeinderates, eine Justizvollzugsanstalt in der Nähe von Tuningen zu bauen. Doch die Erfolge überwiegen offensichtlich. So gibt es in der 3000-Einwohner-Gemeinde neben Kindergarten, Schule und Bankfiliale auch eine Apotheke, eine Wohnanlage für alte Menschen, und in Planung ist ein Ärztehaus. „Wir haben alles am Ort“, sagt die Grundschullehrerin Sarah Schneckenburger und weiß, dass dies in anderen Gemeinden ähnlicher Größe längst nicht mehr der Fall ist.

Der Ort ist beliebt – immerhin gibt es viele Arbeitsplätze und eine Autobahnanbindung

Tuningen ist immerhin ein begehrter Wirtschaftsstandort, der über 1000 Arbeitsplätze zu bieten hat. Geholfen hat dabei die gute Anbindung an die Infrastruktur. Direkt neben Tuningen verläuft die Autobahn, der Ort hat sogar eine eigene Abfahrt. Gleichzeitig liegt die Gemeinde an der Querachse von Tuttlingen in Richtung Freiburg, weshalb sich viele Betriebe in dem Gewerbegebiet angesiedelt haben.

Dort findet sich eine breite Mischung: vom Auslieferungslager eines Lebensmitteldiscounters bis zum produzierenden Gewerbe. Der Erfolg hat aber auch eine überaus überraschende Schattenseite: In dem Dorf inmitten grüner Wiesen herrscht Wohnungsmangel. Die Flächen für Baugebiete sind ausgereizt, weshalb nun versucht wird, im alten Dorfkern selbst Wohnungen auszubauen.

Eine Basis für die große Zufriedenheit in Tuningen ist wohl auch der große Zusammenhalt der Menschen in der Gemeinde. Fast jeder ist in einem der Vereine organisiert, die das Leben in Tuningen bestimmen. Sarah Schneckenburger bringt es denn auch auf den Punkt: „Mein Gefühl ist, dass die Leute hier so zufrieden sind, weil es der Gemeinde gut geht. Wir können uns einiges leisten, da ist es nicht so wichtig, wer da oben regiert.“

Zum Multimedia-Projekt