Erst seit kurzem gehörte Matthias Filbinger dem Grünen-Kreisvorstand an. Nun verlässt der Sohn des Ex-Ministerpräsidenten das Gremium schon wieder – aus Frust über den Umgang seiner lokalen Parteifreunde mit ihm.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Die Homepage des Grünen-Kreisverbands Stuttgart war bis vor kurzem noch nicht geändert. Dort war Matthias Filbinger (58) nach wie vor unter den Beisitzern im Kreisvorstand aufgeführt – ein Amt, das er erst im Juli übernommen hatte. Mit der Wahl in die Führung der Stuttgarter Ökopartei schien der Sohn des früheren CDU-Ministerpräsidenten vollends in seiner neuen politischen Heimat angekommen zu sein. Für seine Mitarbeit in dem Gremium gab es allenthalben Lob: der Unternehmensberater aus Vaihingen habe „wichtige Impulse eingebracht“, sein Engagement belebe die Runde, „ideenreich und lösungsorientiert“ habe er mitgewirkt und „sehr gut ins Team gepasst“.

 

Nun aber macht Filbinger überraschend Schluss. Nach nur wenigen Wochen scheidet er wieder aus dem Kreisvorstand aus. „Ich beende mein parteipolitisches Engagement“, war die Mitteilung überschrieben, mit der er die Parteifreunde dieser Tage über seinen Schritt unterrichtete. Leicht falle ihm der Rückzug nicht, zumal er „immer mit Herzblut dabei“ gewesen sei, aber es gehe nicht anders.

Ein Wechsel mit hoher Symbolwirkung

Es ist ein Dokument der Entfremdung – nicht von den Grünen insgesamt, denen er als einfaches Mitglied erhalten bleiben will. Wohl aber von jener Parteigliederung, bei der sein Engagement einst begonnen hatte: dem Ortsverband Stuttgart-Vaihingen. Die Vaihinger Grünen waren es, die den langjährigen CDU-Bezirksbeirat einst zu der Ökopartei gelotst hatten. Sie hatten ihn angesprochen, nachdem er sich sichtbar von der CDU entfernt hatte und schließlich aus der Partei ausgetreten war. Ihnen schloss sich der zunächst parteilose Rat an, später wurde er Mitglied – ein Seitenwechsel, der bundesweit Schlagzeilen machte.

Dass der einzige Sohn von Hans Filbinger zu den Grünen ging, schien angesichts des Machtwechsels im Südwesten geradezu symptomatisch. So sehr habe die Bindekraft der CDU also nachgelassen und die Attraktivität der Grünen zugenommen, hieß es, dass Konservative dort ihre neue Heimat fänden. Der Familienname des Neuzugangs gab dem Übertritt ein Gewicht, das mit dem politischen Wirken des Juniors alleine nicht zu erklären war.

Nur drei von zwölf Stimmen erhalten

Nun, da der Medienwirbel längst wieder abgeflaut ist, sind es die Grünen im Bezirk, deretwegen Filbinger verärgert das Handtuch wirft. Als im Juli bei der Mitgliederversammlung des Ortsverbandes die Kandidaten für den Bezirksbeirat gewählt wurden, war er wegen einer Familienfeier verhindert. Also bewarb er sich schriftlich, doch sein Schreiben sei nicht verlesen worden. Am Ende erhielt er nur drei von zwölf Stimmen – womit klar war, dass er nach 15 Jahren dem neuen Bezirksbeirat nicht mehr angehören würde. Und das, obwohl er bei der Gemeinderatswahl nach der lokalen „Stimmenkönigin“ auf Platz zwei der Grünen im Stadtbezirk gelandet sei.

„Mich hat dies schwer getroffen“, bekennt Filbinger. Das also sei der Dank für allen Einsatz? Wochenlang trieb ihn um, dass sein Engagement in Vaihingen so wenig geschätzt werde. Schließlich war sein Entschluss gereift: „Wo die Basis fehlt“, wolle er sich nicht länger einbringen, auch nicht im Kreisvorstand.

„Die finale Entscheidung getroffen“

Dort werden seine Gründe zwar als „gut nachvollziehbar“ respektiert. Er finde den Rückzug aber „ausgesprochen bedauerlich“, sagte der Kreisvorsitzende Mark Breitenbücher der StZ. Für das Gremium sei Filbinger, schon in der kurzen Zeit seiner Zugehörigkeit, eine Bereicherung gewesen. Auch in anderen Rückmeldungen wurde der „harte Schritt“ als „sehr, sehr schade“ bedauert: Vielleicht überlege er es sich ja noch einmal anders?

Doch der letzte Satz von Filbingers Schreiben klingt nicht danach. „Der Ortsverband hat gewählt“, endete er, „die finale Entscheidung habe ich nun getroffen.“