Auf den Fildern gibt es nicht viel Arbeit für Flüchtlinge. Das Problem ist, dass ihnen von den Kommunen die möglichen Jobs zumeist nicht angeboten werden. Lediglich Ostfildern beschäftigt Asylbewerber, die in den ersten neun Monaten ihres Aufenthalts nur einer gemeinnützigen Arbeit nachgehen dürfen.

Filder - Die Asylbewerber, die in ihren Wohnheimen hocken und auf ein Aufenthaltsrecht hoffen, wissen meist nicht, was sie den lieben langen Tag tun sollen. Fernsehen oder mit dem Handy Verbindung zur Heimat halten, füllt den Tag auch nicht aus.

 

Deshalb wünschen sich die meisten eine Arbeit oder vielleicht auch nur eine Beschäftigung. Allzu viel kann man von ihnen schließlich auch nicht verlangen. Das Gesetz sieht vor, dass Flüchtlinge in den ersten neun Monaten ihres Aufenthalts nur gemeinnützige Arbeit annehmen dürfen und die Stunde mit 1,05 Euro vergütet wird.

Weil die Arbeit gemeinnützig sein muss, kommen nicht sehr viele Stellen in Betracht. Ein Einsatz bei den Stadtverwaltungen bietet sich aber an. Die Stadt Ostfildern hat gehandelt und beschäftigt inzwischen neun Asylbewerber. Sie halten zusammen mit einer ehrenamtlichen Gruppe den Obst- und Naturlehrpfad instand, helfen dem Hausmeister des Obdachlosenheims oder unterstützen die Bauarbeiten beim Zentrum Zinsholz. „Das läuft ganz gut“, sagt Jörg Berrer, der Leiter des Bereichs Soziales in Ostfildern. Es müsse allerdings jemanden geben, der sich vor Ort für die Flüchtlinge zuständig erkläre und ihnen anweise, was sie tun hätten.

Filderstadt hängt hinterher

Während Ostfildern schon zwei Monate nach Ankunft der Flüchtlinge aktiv wurde, tut man sich in Filderstadt nach knapp einem Jahr noch schwer mit Beschäftigungsmöglichkeiten für die Flüchtlinge. Zunächst hieß es vor den Ferien, die versicherungsrechtlichen Bedingungen müssten geprüft werden. Jetzt sagt Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker, die Prüfung habe das Landratsamt übernommen.

Dort – bei der eigentlich zuständigen Stelle für die Asylbewerber – sieht man sich jedoch nicht dazu in der Lage. „Wir sind mit der Unterbringung der Flüchtlinge genug beschäftigt“, sagt der Sprecher des Landratsamts, Peter Keck. In diesem Jahr solle der Landkreis noch 500 Menschen aufnehmen. „Wir haben aber nur 50 bis 70 Plätze“, sagt er zur derzeit bekannten Kapazität für Neuankömmlinge.

Weil viele Plätze fehlen, ist Keck froh über den in Berlin gefundenen Asylkompromiss. Wenn Menschen, die aus sicheren Drittländern nach Deutschland kommen, schneller zurückgeschickt werden könnten, schaffe dies Platz für die anderen Flüchtlinge. Der Landratsamts-Sprecher begrüßt auch die Vereinbarungen zwischen der Bundesregierung und dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zur Erleichterung der Arbeitsaufnahme für die Asylbewerber. Demnach werden die Flüchtlinge nur noch in den ersten drei Monaten ihres Aufenthalts in Deutschland verpflichtet, nur eine gemeinnützige Arbeit aufzunehmen.

Nur wenig gemeinnützige Beschäftigung

Bisher sind solche Stellen nämlich rar gesät im Landkreis Esslingen. Laut Auskunft des Landratsamt gibt es entsprechende Arbeitsplätze nur bei der Stadt Ostfildern, bei Tafelläden und bei der Esslinger Beschäftigungsinitiative. Außerdem gehen einige Flüchtlinge den Hausmeistern in den Wohnheimen zur Hand.

Nach Ansicht des grünen Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel sind die von seinem Parteifreund Kretschmann erreichten Verbesserungen längst überfällig. Bei Besuchen in den Wohnheimen in Kirchheim, Nürtingen und Filderstadt sei das „faktische Arbeitsverbot“ von Flüchtlingen und Betreuungskräften heftig kritisiert worden. Deshalb sei in der Abwägung die Entscheidung Kretschmanns der Drittstaatenlösung zuzustimmen nachvollziehbar, erklärt Gastel.