Die Bürgerinitiative „Vaihinger für den Kopfbahnhof“ informiert über den geplanten Bau.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Filder - Die Rohrer Kurve gehört zum Großprojekt Stuttgart 21. Sie wird in dem Waldstück am südlichen Ende der Schwarzbachstraße zwischen Rohr, Dürrlewang und Oberaichen gebaut. „Die ganzen Orte hier oben sind von der Rohrer Kurve betroffen“, erklärte Carsten Bisanz. Der Ingenieur lebt selbst in Rohr und hat sich nach eigenen Angaben intensiv in das Thema eingearbeitet. Was die Rohrer Kurve genau ist, wie sie aussehen soll und welche Baustellen die Anwohner erwarten, darüber informierte er Mitglieder der Gruppe „Vaihinger für den Kopfbahnhof“ und interessierte Bürger am Mittwochabend im katholischen Gemeindezentrum in Dürrlewang.

 

Die Rohrer Kurve soll im Bereich des Stuttgarter Stadtteils Rohr die aus Richtung Böblingen kommende Gäubahn mit der S-Bahn-Strecke von Rohr in Richtung Flughafen verbinden und trägt daher diesen Namen. Die Deutsche Bahn plant im Zuge dessen einen rund 500 Meter langen Tunnel. Die Strecke ist Teil des Planfeststellungsabschnittes 1.3 von S 21. „Über Monate werden wir uns auf einen chaotischen Bahnverkehr einstellen müssen“, prognostizierte Bisanz. Er befürchtet zudem große Auswirkungen auf Natur und Umwelt sowie hohe Lärmbelastungen durch die Bauarbeiten. „Für die Baustraßen wird die Bahn viele Bäume fällen müssen“, spekulierte er. Er gehe davon aus, dass die Straßen für die Lastwagen befestigt und verbreitert werden müssen.

Lärm, Eingriff in Umwelt und Natur sowie Einschränkungen im Bahnverkehr, das sind die wesentlichen Punkte, welche die Mitglieder der Initiative „Vaihinger für den Kopfbahnhof“ an diesem Projekt kritisieren. Die Bauzeit schätzte Bisanz auf circa zwei bis drei Jahre, die Kosten für die Rohrer Kurve beliefen sich auf rund 23 Millionen Euro, so seine Informationen von der Bahn. Die Arbeiten werden seiner Ansicht nach nachts stattfinden. Bisanz schätzt, dass rund 50 000 Quadratmeter Wald betroffen sind und ungefähr 400 bis 600 Bäume für den Bau des Tunnels und die Bauarbeiten gefällt werden müssen.

„Wir wollen die bestehenden Dinge verbessern und nichts Neues bauen“

Die Grünen-Bezirksbeirätin Kristin Wedekind sieht rund fünf Hektar Waldfläche bedroht. „Das sind sieben Fußballfelder“, sagte die studierte Landschaftsökologin. Sie befürchtet außerdem eine Gefahr für die Tier- und Pflanzenwelt in dem Gebiet. „Wir haben dort viele seltene, auch geschützte, Arten“, sagte sie. Dies sei zum Beispiel die Orchidee, auch sei der Wald dort bekannt für seine Pilzvielfalt.

Die Deutsche Bahn hat die Pläne für die Rohrer Kurve Anfang Mai dieses Jahres beim Eisenbahnbundesamt zur Genehmigung eingereicht. Vermutlich nach den Sommerferien werden die Pläne für den Abschnitt 1.3 für vier Wochen öffentlich ausgelegt. Bürger haben dann in dieser Zeit die Möglichkeit, zu einzelnen Punkten Einwände vorzubringen.

Insgesamt kam die Gruppe, so Cornelia Geeve von der Initiative, zu folgendem Fazit: „Wir wollen die bestehenden Dinge verbessern und nichts Neues bauen“. Dies gelte auch für den Regionalhalt am Vaihinger Bahnhof, den sich die Gruppe ebenfalls wünscht. Gemeinsam wollen die Stuttgart-21-Gegner sich nun vor allem gegen die Rohrer Kurve zur Wehr setzen. „Die Chance, das Ganze zu kippen, halte ich für gering“, gab Bezirksbeirat Gerhard Wick von der SÖS/ Die Linke jedoch zu Bedenken.