Carl-Gustav Kalbfell hat 2015 als bewegendes Jahr erlebt. Er stieg beruflich vom Ministerialbeamten in Stuttgart zum Beigeordneten für Soziales in Leinfelden-Echterdingen auf, und im Dezember hat er geheiratet.

Leinfelden-Echterdingen - Erst mal in der Stadt ankommen. Sich orientieren, einarbeiten und dann erste Akzente setzen. Carl-Gustav Kalbfell blieb dieses übliche Prozedere nach seinem Amtsantritt als Bürgermeister in Leinfelden-Echterdingen verwehrt. „Ich hatte eigentlich keine Zeit anzukommen“, sagt er jetzt, drei Monate nach seiner Verpflichtung. Dem starken Zustrom von Asylbewerbern ist es geschuldet, dass bei ihm die ersten Monate im Amt ganz anders verliefen. Die Fragen rund um die Unterbringung von Flüchtlingen in der Erst- und Notaufnahme und die Entwicklung von Perspektiven für die Anschlussunterbringung „waren für mich und alle Beschäftigten in der Stadtverwaltung eine große Herausforderung“, sagt Kalbfell.

 

Wie schafft man das? „Nur mit einem guten Team. Und Amtsleitern, die mir eine große Hilfe sind“, sagt der 38-Jährige, der allerdings nicht gänzlich unbedarft ins Amt einzog: Mitgebracht hat er als Rüstzeug Verwaltungserfahrung aus dem Ministerium und kommunalpolitische Kenntnis als FDP-Stadtrat in Reutlingen, wo er bis zum Sommer 2015 gelebt hat.

Den Öffentlichen Nahverkehr verbessern

Nach gut 100 Tagen im Amt merkt er auch, dass sein Bekanntheitsgrad steigt. „Man wird erkannt und auf der Straße oder etwa beim Einkaufen angesprochen“, hat der Bürgermeister festgestellt. Oder auch mal an der Bushaltestelle. Dort habe ein Mitarbeiter gestoppt und besorgt gefragt, ob etwas mit dem Führerschein sei. „Die Sorge ist völlig unbegründet“, versichert Kalbfell. „Ich versuche nur, so viel wie möglich den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen – auch zu Terminen. Ich habe eine Monatskarte und will so das Mobilitätskonzept der Kollegin Noller unterstützen.“

Dass die Verkehrssituation verbesserungsbedürftig ist, hat der Bürgermeister inzwischen selbst festgestellt. In seinen Zuständigkeitsbereich fällt der öffentliche Nahverkehr. „Wir wollen auf mehreren Ebenen nach Lösungen für Verbesserungen suchen“, nennt der Bürgermeister einen Schwerpunkt der noch vor ihm liegenden Aufgaben. Ihm sei sehr daran gelegen, dass neben der Flüchtlingsarbeit „die anderen Interessen der Bürger nicht zu kurz kommen“.

Wohnungsdebatte mit Werbeeffekt

Carl-Gustav Kalbfell verweist darauf, dass er das in seiner Vorstellungsrede angesprochene Themen Sicherheit noch im Herbst mit Veranstaltungen umgesetzt habe. Auch zur Behebung des Wohnungsmangels habe er konkrete Vorschläge gemacht, allerdings im Gemeinderat keinen hundertprozentigen Erfolg erzielt. Immerhin gebe es zwischenzeitlich 20 Wohnungsangebote, sagt Kalbfell. Die Debatte habe immerhin einen Werbeeffekt erzeugt, betrachtet er die Angelegenheit pragmatisch.

Auf der Agenda des Bürgermeisters steht das Thema Jugendvertretung weit oben. Nachdem Jugendliche im Dezember die Gründung eines Jugendgemeinderats beantragt haben, drängt nun schon wieder die Zeit: Laut Gemeindeordnung muss darüber innerhalb von drei Monaten entschieden werden. Kalbfell will sich nun mit den Initiatoren treffen. Er sagt, bei dem Thema sei „Gründlichkeit im Dialog notwendiger als Schnelligkeit“.

Trotz des großen Arbeitspensums, das ihn „stellenweise ans Limit“ gebracht hat, blieb noch Zeit für das private Glück. Im Dezember hat der Bürgermeister seine Lebensgefährtin Camila geheiratet. Ende Februar erwartet das Paar Nachwuchs. „Es wird ein Mädchen“, sagt Carl-Gustav Kalbfell. „Einen Namen verraten wir aber noch nicht.“ Der Vater, der noch zwei Kinder im Alter von sechs und acht Jahren aus erster Ehe hat, wird allerdings keine Elternzeit beantragen. Stattdessen will er „so oft wie möglich die Mittagspause mit der Familie in Echterdingen verbringen“.

Mit dieser Folge ist die Serie abgeschlossen.