Lukas Kiess hat 2016 Stammzellen an eine junge Kanadierin gespendet – und hofft auf ein Kennenlernen.

Fasanenhof - Als Lukas Kiess im Februar 2016 die Benachrichtigung bekam, dass er von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) als Spender ausgewählt wurde, war er total überrascht. „Ich habe damit überhaupt nicht mehr gerechnet“, sagt der 21-Jährige. Er ist bereits der zweite Spender in seiner Familie: Sein Vater, Tilo Kiess, hatte 2009 einem sechsjährigen Leukämiepatienten seine Spende gegeben. „Davor war ich total aufgeregt“, erinnert sich Kiess. „Aber bei meinem Vater ist ja auch alles gut gegangen.“

 

Was den Tag der Spende betrifft, erinnert sich Lukas Kiess nur noch daran, dass er morgens eine Tablette bekommen hat und nachmittags auch schon wieder nach Hause durfte. Seine Spende wurde noch am selben Tag nach Kanada geflogen. Denn dort wartete sein genetischer Zwilling, ein zwölfjähriges Mädchen, bereits auf seine Stammzellen. „Ich weiß leider nicht ganz genau, wer sie ist“, sagt Kiess. In den ersten zwei Jahren nach der Stammzellspende dürfen sich Spender und Patient grundsätzlich nicht persönlich kennenlernen. Lukas Kiess hofft aber darauf, das Mädchen nach Ablauf der Sperre kontaktieren zu können: „Wenn sie es auch möchte, dann wäre es für mich schon spannend, sie kennenzulernen“, sagt er.

Partys zu Gunsten der DKMS

Nach seiner Spende hat Lukas Kiess sich Gedanken zur Typisierung gemacht. „Ich habe mich danach viel mit dem Thema beschäftigt“, sagt er. „Einige Patienten können keinen Spender finden, weil zu wenige Menschen registriert sind. Dabei ist die Registrierung eigentlich kein Hexenwerk.“ Sein Vater hat nach seiner Stammzellenspende eine Typisierungsaktion in seiner Firma Kiess Innenausbau auf dem Fasanenhof gestartet und damit auch seinen Sohn Lukas inspiriert. „Ich habe mich nach ein paar Monaten dazu entschlossen, Veranstaltungen zu organisieren, um Leute zu einer Typisierung zu motivieren“, sagt Kiess. So hat er bereits eine Party im Stuttgarter Hype-Club organisiert, bei der 200 Euro der Einnahmen als Spende an die DKMS gingen. Mit den Partys ab 16 Jahren will Kiess vor allem junge Leute erreichen. „Die Jüngeren haben sich noch nicht so intensiv damit beschäftigt wie ein 40-Jähriger, der in seinem Leben vielleicht schon einmal damit in Berührung gekommen ist“, sagt Kiess, der im Sommer 2017 seine Ausbildung in der Schreinerei Kopf beenden wird.

Zum Organisieren von Partys ist er gekommen, weil er daran großen Spaß hat. Zwischenzeitlich hatte er die Schule abgebrochen und stattdessen Partys organisiert. Die Schule beendete er dann doch; im Anschluss daran begann er seine Ausbildung, aber die Liebe zum Organisieren der Partys blieb. „Der Traum von einer eigenen Veranstaltungsagentur ist immer noch in meinem Kopf“, sagt er. Auch für 2017 plant der Hobby-Organisator wieder eine Veranstaltung zu Gunsten der DKMS. Mithilfe eines Freundes will er einen Kinotrailer drehen, der die Leute animieren soll, zu seiner Veranstaltung zu kommen. Zusätzlich dazu soll es eine Facebook-Veranstaltung sowie Radio-Werbung geben. „Es ist mein Vorsatz für das neue Jahr, dass wir das auf die Beine stellen“, sagt Kiess. Der Ort für die Veranstaltung soll dann wieder der Hype-Club sein.

Ein Grund für eine Reise nach Kanada

Vor allem der Gedanke, selbst in einer ähnlichen Situation sein zu können, brachte Kiess dazu, den Betroffenen helfen zu wollen. Er würde auch Hilfe erwarten, und dass sein gefundener Spender die Transplantation auf jeden Fall durchführe. „Bei der Typisierung denkt man nicht daran, dass man für irgendjemanden der Richtige sein könnte“, sagt Kiess. Trotzdem war er für ein Mädchen der vielleicht lebensrettende Spender. Sollte er sie eines Tages kennenlernen, gäbe es einige Fragen, die er dem Mädchen gerne stellen würde. „Ich würde erst mal wissen wollen, wie es ihr ergangen ist“, sagt Kiess. „Und mich wahrscheinlich einfach darüber freuen, dass sie am Leben ist“. Für ihn wäre das Kennenlernen außerdem ein schöner Grund für eine Reise nach Kanada.