Tina Altbauer ist erst seit Juni wieder in Kaltental. Davor lebte sie acht Jahre in Asien.

Kaltental - Noch sind nicht alle Möbel und persönlichen Gegenstände ausgepackt. Der letzte Container kam erst Mitte Dezember, weshalb das Haus in Kaltental bislang nicht vollständig eingerichtet ist. Dennoch hält sich der Kulturschock, zurück in Stuttgart zu sein, in Grenzen und die Freude über die Rückkehr überwiegt: „Ich fühle mich hier wohl“, sagt Tina Altbauer, die auch schon vor dem Auslandsaufenthalt in Kaltental lebte. Als ihr Mann vor rund acht Jahren beruflich nach Indien ging, zog die Familie mit. Die erste Station war Chennai im Südosten Indiens.

 

Obwohl sie sich dort sehr wohl fühlte, beschreibt sie Indien auch als anstrengendes Land, in dem einem nie langweilig werden würde: „Die für uns alltäglichen Dinge sind manchmal eine große Herausforderung“, sagt die 39-Jährige. So sei Strom oder fließend Wasser eben keine selbstverständliche Angelegenheit. Auch die Infrastruktur und die Lebensmittelversorgung erforderten manchmal Gelassenheit. „Es ist auch schön, sich wieder ganz frei bewegen zu können“, sagt Altbauer. In Indien sei dies aufgrund des Straßenverkehrs, des herumliegenden Mülls, der vielen Straßenhunde und nicht zuletzt wegen der indischen Männer, die unbegleitete Frauen unangenehm anschauen würden, schwierig gewesen. Deshalb, so die Kaltentalerin, wäre vor allem die Freizeitgestaltung in Indien ein grundlegend andere als hier in Deutschland: „Man verbringt viel Zeit zuhause, lädt Freunde ein oder verbringt seine Freizeit am Pool“, sagt sie. Die so entstandene Gemeinschaft und den damit verbundenen engen Zusammenhalt hätte sie unheimlich geschätzt.

Yoga hat Tina Altbauers Lebensstil verändert

In einer bestimmten Hinsicht habe sich die Zeit in Indien als persönlicher Glücksgriff erwiesen. Neben den Freunden, die Altbauer dort fand, hat eine Nachbarin sie auch zum Yoga gebracht. „Es hat meinen ganzen Lebensstil verändert“, sagt die 39-Jährige. Zunächst praktizierte die gelernte Krankenschwester Yoga „nur“ zum Spaß, machte dann aber auf Anraten eines Yogis eine Ausbildung im Aschram zur Yogalehrerin. „Meine innere Einstellung ist nun eine andere“, erklärt Altbauer.

Nach drei Jahren in Indien wurde ihr Mann nach Peking versetzt. Dort habe sie dann dank ihrer Ausbildung in der deutschen Botschaftsschule als Yogalehrerin arbeiten können. Rückblickend sagt sie: „Peking ist eine tolle Stadt.“ Einzig die Anonymität der Millionenmetropole habe ihr nicht so gut gefallen. Nach dem Aufenthalt in Peking ging es für die Familie nochmals nach Indien. Dort habe sie letztendlich auch gelernt, dass indische Yogis die Lehre zum Teil nicht so dogmatisch auslegen, wie hier in Deutschland: „Nicht alle Yogis in Indien sind Vegetarier“, sagt Altbauer und ergänzt: „Und manchmal trinken sie auch ein Glas Alkohol.“ Während Tina Altbauer, ihr Mann und ihre 13-jährige Tochter gerne zurück nach Kaltental gekommen sind, vermisst die neunjährige Tochter Asien enorm: „Sie hat wirklich Heimweh nach Indien“, sagt Altbauer. Schließlich habe sie den Großteil ihres Lebens Deutschland nur von den Urlauben im Sommer gekannt.

Seit ihrer Rückkehr gibt Altbauer Yoga-Kurse für Kinder im VfL-Kaltental. „Die Kinder haben Spaß an der Bewegung, lernen sich und ihren Körper spielerisch kennen und erfahren ihre eigenen Grenzen“, sagt die 39-Jährige. Da ihre Kurse auch ohne Werbung gut laufen, möchte sie das Angebot 2017 erweitern: „Ich bin allerdings nicht so der große Planer, sondern nehme alles so, wie es kommt“, sagt Tina Altbauer und lacht.