Birgit Hospotzky ist seit November 2015 Sozialdiakonin in Stuttgart-Fasanenhof. Weil der Bedarf groß ist, wurde ihre Stelle 2016 von 30 auf 50 Prozent aufgestockt.

Fasanenhof - Versucht man, Birgit Hospotzkys Aufgabe als Sozialdiakonin im Fasanenhof in einen Satz zu fassen, lautet dieser: „Unterstützung von Aktionen aus dem Stadtteil für den Stadtteil.“ Das Projekt, das vom Diakonischen Werk Württemberg, der Lechler-Stiftung, der Heidehofstiftung und der Landeskirche für fünf Jahre finanziert wird, ist im November 2015 zunächst mit einer 30-Prozent-Stelle gestartet. Es konnte aber – begründet durch den Bedarf – im Juni 2016 auf 50 Prozent aufgestockt werden. „Meine Aufgabe ist es, mit Menschen in Kontakt zu kommen, Bedürfnisse zu erfühlen und Vernetzungen zu schaffen“, sagt Birgit Hospotzky.

 

Was etwas sperrig klingt, ist im Grunde ganz einfach: Die 47-Jährige geht aktiv auf Bürger im Fasanenhof zu und versucht in Gesprächen, Dinge aufzutun, die aus Sicht der Fasanenhofer im Stadtteil fehlen. Ist ein Bedarf entdeckt – mag er auch noch so klein sein –, hilft Hospotzky bei der Lösung. „Ich möchte nichts von außen initiieren, sondern das unterstützen, was die Menschen hier brauchen und wollen“, sagt sie. Dabei kann jeder sich einbringen. Hospotzky vermittelt gegebenenfalls die Ansprechpartner. Eines dieser im Jahr 2016 realisierten Projekte ist der Mittagstisch. Unter dem Motto „Gemeinsam sind wir satt“ wurde bereits an drei Samstagen seit Oktober ein Mittagessen im evangelischen Gemeindezentrum angeboten. Für zwei Euro gab es eine frisch gekochte Mahlzeit in Gesellschaft. So konnten auch Menschen mit wenig Geld teilhaben.

Mittagstisch unter dem Motto „Gemeinsam sind wir satt“

Die Idee für die Essens-Aktion stammte von einer Dame aus dem Fasanenhof: „Sie kam auf mich zu und meinte, sie koche sehr gern“, sagt Hospotzky und ergänzt: „Und obwohl sie selbst nicht viel Materielles zu geben hat, konnte sie so viel Liebe weitergeben.“ Und sich eben auch aktiv einbringen. Ein anderer Bewohner, der Fähigkeiten im Grafikbereich habe, hat das Logo für die Plakate entworfen. „Es geht in meinem Auftrag um die Teilhabe“, sagt die 47-Jährige. Dem entspreche eben auch, dass sich jeder so einbringen könne, wie er oder sie wolle. Wer dekorieren könne oder ein Musikstück vortragen möchte, sei dabei genauso willkommen wie die Köchin.

Ein Tanz-Fest für alle

Eines der Hauptziele dabei sei allerdings auch, die Menschen aus der Vereinsamung zu locken. Und in die Zukunft gedacht, sollen die Projekte auch ohne Unterstützung weiterlaufen können. „Ich habe in der Zeit hier gemerkt, dass es schon viel Gutes im Stadtteil gibt“, sagt die Sozialdiakonin. Dennoch fielen den Fasanenhofern immer noch kleine Dinge ein, mit denen man dieses vielfältige Angebot erweitern könne. Im Kontakt mit dem Behindertenzentrum (BHZ) sei so – auf den Wunsch hin, mal wieder zu tanzen – das „Tanz-Fest für alle“ entstanden. Hospotzky half, eine Kochtruppe auf die Beine zu stellen, die für Essen und Getränke sorgte, ein DJ kümmerte sich um die Musik, ein Tanzlehrer vom BHZ brachte den Ungeübten ein paar Schritte bei: „Der Saal war voll, und die Begeisterung der Menschen mit Behinderung, die auch dabei waren, war wirklich ansteckend“, sagt die 47-Jährige und lacht.

Im Jahr 2017 soll es dank der großen Nachfrage sowohl den Mittagstisch als auch ein weiteres Tanzfest geben. Und noch ein weiteres Projekt konnte Birgit Hospotzky unterstützen. Ab Anfang des Jahres soll es eine Art Stammtisch für Alleinerziehende geben. „Bei der Sternstunde für Alleinerziehende – wie das Projekt heißen wird – sollen sich Menschen in ähnlichen Situationen kennenlernen und sich austauschen“, erklärt die Sozialdiakonin. Gedacht sei hierbei, auch pädagogische Themen aufzugreifen und später – wenn die Sternstunde angenommen wird – die Kinder zu integrieren.

Bislang langweilt sich Birgit Hospotzky überhaupt nicht. Anfänglich habe es sie etwas Mut gekostet, auf Menschen zuzugehen. „Aber es hat sich definitiv gelohnt. Ich freue mich über jeden, der auch etwas Mut aufbringt und ein wenig Zeit für die Menschen im Stadtteil.“