Steinenbronn, ein Schwerpunkt von Bettlern?! Aber auch in Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt und Waldenbuch geben sich Menschen in letzter Zeit als Taubstumme aus und sammeln Spenden. In einigen Fällen besteht der Anfangsverdacht auf Sammlungsbetrug.

Filder - Der Einkaufswagen steht neben dem Auto. Nun schnell die Tüten und Getränkekisten im Kofferraum verstauen. Doch dazu kommt es zunächst nicht. Bettler bitten um eine Spende für Taubstumme. Zu solchen Situationen kommt es immer wieder in Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt, Waldenbuch und Steinenbronn. Nun ist es per se nicht verboten, andere Menschen um Geld zu bitten. Doch mitunter kommt es dabei zu Betrugsfällen. Dann nämlich, wenn das Geld nicht für Taubstumme bestimmt ist, das den Spendern aber vorgegaukelt wird.

 

Das Ergebnis der intensiven Recherche in den vier Kommunen: Es gibt solche Fälle in allen Orten. Das haben die Anfragen bei den zuständigen Polizeipräsidien Ludwigsburg und Reutlingen, bei Supermarktbetreibern und in den Rathäusern der Kommunen ergeben.

Es besteht ein Anfangsverdacht

Auffällig ist, dass laut Polizei Menschen auf Supermarktparkplätzen sammeln, die vorgeben, taubstumm zu sein. Das ist auch in L.-E. geschehen, berichtet Wolfram Joas, der als Sachgebietsleiter im Ordnungsamt für solche Angelegenheiten zuständig ist. „Wir bekommen Hinweise darauf, dass Menschen auf Parkplätzen für Gehörlose betteln.“ Wenn Kunden der Märkte sich bei der Stadt beschweren, schickt er seine Kollegen vom Vollzugsdienst los. „Doch wenn sie da sind, zeigen sich die Bettler nicht mehr offen, oder sie verschwinden schnell“, sagt er.

Sven Heinz, Pressesprecher des für L.-E. und Filderstadt zuständigen Polizeipräsidiums Reutlingen, hat recherchiert und nennt 20 Vorfälle aus beiden Städten, die ihnen in vier Wochen bis zum 10. Oktober gemeldet wurden. „Häufig führen bettelnde Personen Zettel mit sich, auf welchem sie sich als Flutopfer, Arbeitssuchende oder Taubstumme darstellen. Andere geben vor, Unterschriften und Spenden für soziale Projekte zu sammeln“, sagt Heinz.

In vier Fällen im September und zweien bis zum 10. Oktober bestehe der Anfangsverdacht des Sammlungsbetruges, eben weil falsche Tatsachen vorgetäuscht wurden. „Jedoch ist es schwierig, den Bettlern ein solch strafbares Verhalten nachzuweisen“, erklärt Heinz. Die Polizei habe nur Platzverweise aussprechen können.

Vor allem in Steinenbronn unterwegs

Eine Strafanzeige habe die Polizei im August der Staatsanwaltschaft vorgelegt. „Die vierköpfige Gruppe sammelte an verschiedenen Einkaufszentren in Leinfelden und täuschte vor, taubstumm zu sein“, berichtet Heinz. Wie sich die Situation in den vergangenen Wochen entwickelt hat, konnte in der Polizeipressestelle bis zum Redaktionsschluss niemand abschließend klären.

Im Ordnungsamt in Filderstadt sind in diesem Jahr erst zwei Fälle von Bettlern auf Supermarktparkplätzen bekannt geworden, sagt Ellen Schweizer, die Pressesprecherin von Filderstadt. Wofür die Personen jeweils in Plattenhardt gesammelt haben und ob das legal gewesen sei, stehe allerdings nicht in den Berichten.

Ein Schwerpunkt der Bettler ist wohl Steinenbronn. Yvonne Schächtele, Sprecherin vom Polizeipräsidium Ludwigsburg, zählt allein aus dem Oktober drei Fälle auf, bei denen Bettler auf dem Parkplatz eines Discounters gebettelt hätten. Zweimal hätten sie sich als Taubstumme ausgegeben. In mindestens einem Fall bestehe der Anfangsverdacht auf Sammlungsbetrug. Das gilt auch für einen Fall Ende August, bei dem Bettler aus einem Auto mit französischem Kennzeichen stiegen und auf dem Discounterparkplatz für Taubstumme sammelten. Im Rathaus Steinenbronn ist der Fall bekannt, zuletzt seien aber keine weiteren gemeldet worden, sagt Simon Römmich, der Ordnungsamtsleiter.

Man konnte nichts nachweisen

In der Nachbarstadt Waldenbuch hat Katharina Jacob als Ordnungsamtsleiterin von keinem Fall gehört. Schächtele von der Polizei sagt, dass Ende Oktober in Waldenbuch angeblich taubstumme Bettler gesichtet wurden. Eine Zeugin habe angegeben, dass sie mit einem Auto mit ausländischem Kennzeichen weggefahren seien. „Am nächsten Tag wurde ein Auto mit französischem Kennzeichen kontrolliert. „Man konnte ihnen nichts nachweisen.“

Offenbar ist das Problem mit Bettlern auf Supermarktparkplätzen unterschiedlich je nach Kette. Bei Aldi sprechen offenbar häufiger Bettler Kunden an. Das teilt Jochen Jaus, der Leiter Verkauf von der Aldi-Verwaltung in Aichtal mit. Besonders aktiv seien die Bettlern wohl vor der Filiale in Steinenbronn. „Wir haben hier viele Kundenbeschwerden und sind auch bereits im Kontakt mit der Polizei“, schreibt Jaus.

In Bernhausen sei das Problem ebenfalls bekannt. „Die Filialmitarbeiter werden des Öfteren von Kunden angesprochen“, berichtet Jaus. In der Filiale an der Maybachstraße in Leinfelden bestehe das Problem in kleinerem Umfang. Susanne Amann, Pressereferentin der Rewe-Zweigniederlasssung Südwest sind hingegen keine Fälle bekannt, dass Personen in den vier Kommunen gebettelt haben.