In Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt und Waldenbuch bieten Kita-Initiativen und Kirchen zahlreiche Plätze zur Kinderbetreuung. Auch das Sozialgesetzbuch befürwortet das. Der Gemeinderat Steinenbronn indes will einen anderen Weg gehen. Das versteht nicht jeder.

Steinenbronn/Filder - Was in Steinenbronn nicht sein soll, ist in anderen Kommunen auf den Fildern seit Langem Realität: Dort betreiben nämlich freie Träger Kindertagesstätten – und das durchaus zur Zufriedenheit der Stadtverwaltungen, wie Nachfragen unserer Zeitung ergaben. In Steinenbronn hat der Gemeinderat jüngst entschieden, dass die Kommune für die Kinderbetreuung zuständig ist und der Verein Kita Abenteuerland als freier Träger keine Plätze anbieten soll. Damit sorgte er bei Eltern für Unverständnis. In Steinenbronn wird nur der Kindergarten Regenbogen von einem freien Träger betrieben, von der evangelischen Kirchengemeinde.

 

Filderstadt handhabt das anders

In Filderstadt ist das anders. Dort sind die meisten Kitas in der Hand von freien Trägern, sagt Jens Theobaldt, Leiter des dortigen Amts für Familie, Schulen und Vereine. Diese Struktur habe sich über Jahre so entwickelt. In Filderstadt gibt es 33 Einrichtungen, von denen die Stadt nur 13 betreibt. Elf sind von der evangelischen Kirche, fünf von der katholischen und vier von weiteren Trägern, zu denen der Kindergarten am Bombach zählt, den ein Elternverein 1972 gegründet hat. „Die Trägervielfalt bereichert, weil sie unterschiedliche Ansätze bietet“, sagt Theobaldt. Bei der Bedarfsplanung würden alle Einrichtungen berücksichtigt. Wenn in Filderstadt eine neue Einrichtung gebaut wird, ist zunächst offen, wer diese betreibt: „Die Trägerschaft des St.-Anna-Kinderhauses in Sielmingen wurde ausgeschrieben, und die katholische Kirche hat den Zuschlag bekommen.“ Zweimal im Jahr treffen sich die Leiter der Einrichtungen zum fachlichen Austausch. „Die Zusammenarbeit zwischen den Kitas der einzelnen Träger ist gut“, sagt Theobaldt.

Das sieht Carl-Gustav Kalbfell, der Sozialbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen, ähnlich: „Wir haben mit unseren freien Trägern sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Zusammenarbeit funktioniert reibungslos.“ Außerdem könnten sich die Eltern für das beste Angebot entscheiden. Doch es gibt auch noch einen weiteren Vorteil: „Kita-Vereine entlasten die Verwaltung beim Bauunterhalt, der Personalverwaltung, Mitarbeitergesprächen und der Gehaltsabrechnung.“ Außerdem gelte der Subsidiaritätsgrundsatz. „Das bedeutet, dass die Stadt Kita-Plätze schafft, wenn sich kein anderer Träger dafür findet.“

Gemeindetag schreibt Brief an Gemeinde Steinenbronn

Auf das Subsidiaritätsprinzip geht auch Julia Braune als Referentin des Gemeindetags in einem Schreiben an Steinenbronns Bürgermeister Johann Singer ein. Sie verweist darin auf den Text des Sozialgesetzbuchs zur Zusammenarbeit der öffentlichen mit der freien Jugendhilfe. Darin heißt es: „Soweit geeignete Einrichtungen, Dienste und Veranstaltungen von anerkannten Trägern der freien Jugendhilfe betrieben werden oder rechtzeitig geschaffen werden können, soll die öffentliche Jugendhilfe von eigenen Maßnahmen absehen.“ Braune schreibt, dass die Gemeinde nach der Bedarfsplanung zusätzliche Kindergarten- und Krippenplätze braucht. „Bei der Planung sind die freien Träger einzubeziehen.“

Braune erklärt, dass aus ihrer Sicht unklar ist, wann die Kita in Betrieb gehen kann und die Erlaubnis dafür erteilt wird. Wenn das so ist, müsse die Kita Fördermittel bekommen. Außerdem müssten „alle freien Träger der Jugendhilfe gleich behandelt werden“, so dass eine „Schenkung“ oder „Überlassung“ eines Grundstücks in der Form, wie der Steinenbronner Verein sich dies wünsche, wohl nicht möglich sei.

Eltern verstehen die Welt nicht mehr

Caroline Bechtold, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins Kita Abenteuerland aus Steinenbronn, sieht sich durch den Brief in ihrer Sichtweise bestärkt, dass freie Träger zum Zuge kommen sollten. „Die Gemeinde hätte mit unserem Angebot fest planen können. Wir waren weiter, als Frau Braune es im Schreiben annimmt.“

Auch in Waldenbuch gibt es Kitas, die von freien Trägern betrieben werden. „Wir sind oft mit denen in Kontakt“, sagt Edna Bock, die Kindergartengesamtleiterin der Stadt. Sie hält viel davon, wenn eine Elterninitiative eine Kita betreiben will. „Wir freuen uns, wenn ein freier Träger auf uns zukommt. Ich sehe den als eine Bereicherung“, sagt sie.