Das Geschäft am Stuttgarter Flughafen brummt: Die Zahl der Passagiere hat sich in den ersten sechs Monaten des Jahres 2012 um 4,3 Prozent erhöht. Für das zweite Halbjahr dämpfen die Flughafenchefs die Erwartungen.

Stuttgart - Der Flughafen Stuttgart liegt zumindest bei der Entwicklung der Passagierzahlen im ersten Halbjahr 2012 über den eigenen Erwartungen. „Wir sind zu unserer eigenen Überraschung gut ins Jahr gestartet“, sagte Geschäftsführer Georg Fundel bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz am Mittwoch.

 

Demnach wurden bis Juni insgesamt knapp 4,49 Millionen Passagiere registriert; das entspricht einem Zuwachs von 4,3 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. „Damit liegen wir sogar um mehr als ein Prozent über unseren Erwartungen und rund zwei Prozent über dem Bundesdurchschnitt“, so Fundel. Die Steigerung der Fluggastzahlen sei vor allem den ersten vier Monaten des Jahres geschuldet: „Im Mai und Juni hat sich die Entwicklung wieder abgeschwächt.“

Wachstum von 2,5 Prozent

Im Jahresdurchschnitt rechnet der Geschäftsführer der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) mit einem Wachstum von 2,5 Prozent: Im zweiten Halbjahr sei mit einem Rückgang der Passagierzahlen zu rechnen. Die Gründe hierfür sieht Fundel in den derzeit hohen Kerosinpreisen sowie in Zusatzkosten für die Fluggesellschaften durch Ticketsteuern und Emissionshandel. Das erhöhe auch den Druck auf die Flughafenbetreiber, die Entgelte für ihre Leistungen weiter zu senken.

Weitere Unsicherheitsfaktoren sieht Fundel in den derzeitigen Konsolidierungsbemühungen der Fluggesellschaften: So hat etwa Air Berlin, nach Germanwings der zweitgrößte Kunde am Filderairport, seine Flüge nach Mailand gestrichen, auch droht der Wegfall der Verbindung nach Barcelona. Andere Flughäfen seien allerdings von Streckenstreichungen stärker betroffen: „Stuttgart als wirtschaftsstarker Ballungsraum bleibt für die Airlines weiter attraktiv.“ Georg Fundel rechnet für das Jahr 2012 mit einem Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe – „etwa auf Vorjahresniveau“. 2011 hatte die FSG ein Ergebnis von 30,5 Millionen Euro erwirtschaftet und damit das bisher beste Resultat in ihrer Geschichte erzielt.

Höhere Lärmbelastung

Nach wie vor geht der Trend bei den Airlines zu größeren und besser ausgelasteten Maschinen, die Zahl der Flugbewegungen hat sich weiter verringert. Die 64 841 Starts und Landungen entsprechen einem Rückgang um 2,5 Prozent im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2011. Fundel räumte ein, dass dies mitunter durchaus auch zu einer höheren Lärmbelastung der Bewohner der Flughafen-Anliegergemeinden führen könne: „Schwerere und größere Flugzeuge sind eben lauter.“ Allerdings stelle sich der Flughafen auch hier seiner Verantwortung und habe viel Geld in passive Schallschutzmaßnahmen in den benachbarten Kommunen investiert: „Das tun andere Lärmerzeuger wie die Bahn oder die Autoindustrie nicht, das tut nur der Flughafen.“

Jenseits des eigentlichen Fluggeschäfts stehen für die FSG nach den Worten von Fundels Co-Geschäftsführer Walter Schoefer in diesem Jahr wichtige Weichenstellungen an. An erster Stelle nannte er die vom Flughafen favorisierte Planung eines ICE-Fernbahnhofs unter der Flughafenstraße, die allerdings wie berichtet beim sogenannten Filderdialog nur auf dem zweiten Platz gelandet war.

Auf die Frage, ob der Flughafen bereit wäre, sich an möglichen Mehrkosten – die Rede ist von mehr als 100 Millionen Euro – für diese Variante zu beteiligen, entgegnete Schoefer, man müsse die Kostenschätzungen zunächst intensiv prüfen: „Vielleicht ist diese Variante ja sogar billiger als die bisherige Planung.“ An ihrer prinzipiellen Haltung zum Anschluss des Flughafens an die Gäubahn lassen beide Flughafenchefs keinen Zweifel. Georg Fundel: „Man redet immer nur über Erschütterungen, Lärm und irgendwelche Mischverkehre. Hier oben kann es aus meiner Sicht nicht genug Verkehr geben.“ Der Flughafen Stuttgart ist mit mehr als 300 Millionen Euro an der Finanzierung des Bahnprojekts Stuttgart 21 beteiligt, das auch den Anschluss des Fernverkehrs an den Filderairport vorsieht.

Dumpinglöhne

Darüber hinaus, so Schoefer, werde bis Jahresende auch der Bau des neuen Parkhauses P 14 mit dem integrierten Fernomnibusbahnhof vorbereitet. Gleiches gelte für den Bau der Niederlassung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, in die der Flughafen rund 100 Millionen Euro investiert. Anfang 2015 sollen rund 1500 Beschäftigte der Beraterfirma dort ihre Arbeit aufnehmen.

Kritisch bewerten die Flughafenchefs die Folgen des Streits über die Löhne für Mitarbeiter in FSG-Tochtergesellschaften (die StZ berichtete). Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Claus Schmiedel, hatte nach Klagen von Beschäftigten dem Flughafen vorgeworfen, Dumpinglöhne zu zahlen und Mitarbeiter, die bis zu 210 Stunden im Monat arbeiten, als Teilzeitkräfte zu führen. Die FSG hatte dies mit dem harten Wettbewerb gerechtfertigt. Fundel: „Die Aussagen von Herr Schmiedel, dass wir hier Hungerlöhne zahlen, hat die Flughafengesellschaft massiv beschädigt.“