Auf welchen Strecken werden die Züge mit Stuttgart 21 zum Flughafen geführt? Die SPD-Fraktion im Landtag will neue Varianten diskutieren.

Leinfelden-Echterdingen - Im Stuttgarter Talkessel ist klar, wie die Gleise im Zeitalter von Stuttgart 21 verlaufen sollen. Ganz anders auf den Fildern: Dort steht das sogenannte Planfeststellungsverfahren, das in die offizielle Genehmigung münden soll, noch bevor. Insgesamt 17 Planvarianten hat die Deutsche Bahn AG als Bauherrin für die Anbindung des Flughafens an das regionale und überregionale Schienennetz untersucht und sich auf eine Lösung festgelegt. Doch nach dem Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) macht sich nun auch die Landtagsfraktion der Sozialdemokraten dafür stark, in einem transparenten Prozess nach Alternativen zu suchen.

 

Erste Forderung der SPD-Landtagsfraktion ist dabei, den neuen Fernbahnhof nicht wie vorgesehen 250 Meter entfernt von der bestehenden S-Bahn-Station in 26 Meter Tiefe zu platzieren, sondern unmittelbar neben dieser Station. „Mit dieser Variante erreichen wir eine deutlich bessere Umsteigequalität“, sagt Fraktionschef Claus Schmiedel. Zudem ergebe sich einiges an Einsparpotenzial, wenn der Bahnhof nicht tief in der Erde gebaut werde müsse. Der zweite Teil der vorgeschlagenen Variante betrifft die Trassenführung selbst, also die Anbindung zwischen Rohrer Kurve und Flughafen. Während die Bahn für diesen Teilabschnitt auf den Fildern die vorhandene S-Bahn-Strecke nutzen will, regt die SPD nun an, eine eigene Trasse entlang der Autobahn für die Regional- und ICE-Züge zu bauen. Für die Einmündung in die neue Strecke Hauptbahnhof-Wendlingen gibt es zwei Varianten. Die kürzere Strecke biegt östlich des Echterdinger Eis nach Süden ab und führt über die Felder zum neuen Flughafenbahnhof. Beim zweiten Vorschlag, den Walter Bauer, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Filderstädter Gemeinderat ist, ausgearbeitet hat, mündet die autobahnparallele Trasse beim Echterdinger Ei in die ICE-Strecke aus Richtung Hauptbahnhof ein und führt in einer Schleife entlang der Landesmesse zum Bahnhof.

Bahn will Varianten prüfen

Laut Wolfgang Drexler hat die Bahn zugesichert, die SPD-Variante auf ihre technische Machbarkeit und ihre Kosten zu untersuchen. „Wir wollen damit eine Diskussion anstoßen und einen Faktencheck für den Filderabschnitt initiieren“, betont der stellvertretende Landtagspräsident. Für die kürzere Streckenvariante habe man grob 200 Millionen Euro veranschlagt. Der Bahn müssten aber nicht zwangsläufig Mehrkosten entstehen, da sich anderseits Einsparpotenzial ergebe. „Das müssen die Planer der Bahn berechnen.“

Kurz vor Weihnachten hatte bereits Winfried Hermann die bisherige Planung auf den Fildern gegenüber der Stuttgarter Zeitung als „Murks“ bezeichnet. Zugleich betonte er, im Benehmen mit Bahn-Chef Rüdiger Grube und Technikvorstand Volker Kefer das bestehende Konzept möglichst „optimieren“ zu wollen. Vor allem die Führung der Fernbahn auf S-Bahn-Gleisen mitten durch Leinfelden-Echterdingen ist dem Minister ein Dorn im Auge. „Das ist erstens schlecht und zweitens korrigierbar“, sagt er – und hält sogar den Verzicht auf Fernverkehrszüge auf dem Gäubahnabschnitt zum Flughafen für denkbar.

Ärger in der Koalition ist programmiert

In diesem Punkt aber ist Ärger mit dem Koalitionspartner programmiert. Für Drexler und Schmiedel ist die direkte Anbindung des aus Richtung Singen und Böblingen kommenden Streckenastes an den Flughafen notwendig. Die Gäubahnstrecke sei die Verbindung zu Städten wie Zürich und Mailand, so Schmiedel. „Das ist eine wichtige Verbindung für die Region.“

Ob der SPD-Vorschlag Aussicht auf Realisierung hat, hänge neben der Kostenfrage vor allem vom Eisenbahnbundesamt ab, sagt Drexler. Die Aufsichtsbehörde habe bisher aus wirtschaftlichen Gründen noch nie eine Neubautrasse genehmigt, wenn, wie im Filderabschnitt der Fall, eine bestehende Strecke noch Kapazitäten hat und genutzt werden kann. Die Bahn bekomme nun die Unterlagen zugeschickt, um sie zu prüfen. Mit ersten Ausführungen seitens der Bahn zu ihrem Vorstoß rechnen die Sozialdemokraten spätestens am 31. Januar, wenn der Konzernbevollmächtigte Eckart Fricke in öffentlicher Runde vier Planungsvarianten der Bahn auf den Fildern vorstellen wird. „Wir haben uns eingebracht“, sagt Drexler: „Jetzt ist die Bahn am Zug.“