Die Stadträte aus Leinfelden-Echterdingen begrüßen das angekündigte Forum als einen Schritt in die richtige Richtung.

Leinfelden-Echterdingen - Die Stadträte in Leinfelden-Echterdingen sind sich einig: Der von den Stuttgart-21-Projektpartnern am Freitagabend angekündigte Filderdialog sei ein Schritt in die richtige Richtung. Viel versprechen sich die Kommunalpolitiker von den Gesprächen über die noch nicht planfestgestellte Streckenführung und den Flughafenbahnhof jedoch nicht. Sie fürchten, dass es letztlich nur darum geht, die „Gemüter zu beruhigen“, wie es Harry Sandlaß formuliert. Er ist der Vorsitzende der CDU im Gemeinderat von „LE“. Frank Mailänder, der stellvertretende Vorsitzende der Grünen, ergänzt: „Es wird wohl eher ein Monolog werden.“

 

Joachim Beckmann, der stellvertretende Vorsitzende der Freien Wähler, will Realist bleiben. Er sagt: „Die von uns geforderte Trasse nahe der Autobahn wird aus finanziellen Gründen nicht kommen.“ Den Filderdialog hält er trotzdem für sinnvoll, um „die Sachargumente in die Köpfe zu bekommen“. Emotionen würden nicht weiterhelfen. „Wenn es noch eine Chance auf eine alternative Streckenführung gibt, dann nur, wenn wir Fakten präsentieren“, sagt Beckmann. So müsse herausgearbeitet werden, dass die mit den Fernzügen einhergehenden hohen Lärmpegel und Erschütterungen unzumutbar seien.

„Der Filderdialog ist ein guter Ansatz“

Wolfgang Haug, der Fraktionsvorsitzende der FDP/LE-Bürger, sieht es ähnlich: „Der Filderdialog ist ein guter Ansatz.“ Aber er helfe nicht dabei, die eigentliche Hürde zu überspringen. „Die entscheidende Frage ist doch: Wer hat das Geld für eine alternative Trasse?“ Haug kann bis heute nicht verstehen, warum Leinfelden-Echterdingen nicht besser verhandelt hat, als es um den Bau der Messe ging. „Damals hätten wir sagen müssen: Wir machen nur mit, wenn die Fernzüge nicht durch unsere Stadt fahren“, sagt Haug. Die Hoffnung will er jedoch nicht aufgeben. „Immerhin gehören wir zu Winfried Kretschmanns Wahlkreis. Ich bin gespannt, was passiert.“

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Erich Klauser rechnet sich gar „gute Chancen aus“, dass doch noch etwas verändert werden kann. „Die Rohstoffe sind knapp und das Benzin ist teuer. Langfristig können Massentransporte nur auf der Schiene stattfinden.“ Der derzeit angedachte Kombiverkehr von ICE und S-Bahn auf ein- und denselben Gleisen habe da keine Zukunft.

Für die S-21-Projektpartner steht in jedem Fall fest, dass die Finanzierungsvereinbarung „in den Grundzügen nicht tangiert“ werden soll. Im Klartext heißt das: die Kostengrenze von 4,526 Milliarden Euro für den Tiefbahnhof und den Anschluss des Flughafens an das Fernbahnnetz darf nicht überschritten werden. So steht es in dem vierseitigen Papier, in dem die Bahn und das Land die Voraussetzungen für den „Filderdialog“ festgelegt haben. Weiter ist dort zu lesen: Die Terminschiene für die Realisierung des Gesamtprojekts müsse einhaltbar sein. Ferner solle eine Vorabstimmung mit dem Eisenbahn-Bundesamt und dem Regierungspräsidium erfolgen. Das Planfeststellungsverfahren werde aber erst nach Beendigung des Filderdialogs beginnen.

Keine Grundsatzdebatte

Konkret sollen sich die noch zu benennenden Gesprächsteilnehmer mit den Vor- und Nachteilen der geplanten Trasse befassen und diese dann mit alternativen Strecken vergleichen. Eine Grundsatzdebatte über S 21 werde es nicht geben.

Offen ist, inwieweit die Ergebnisse des Filderdialogs tatsächlich in die Pläne der Bahn einfließen. Das Verfahren hat nur „einen informellen Charakter“; die Projektpartner werden „nach Abschluss der Bürgerbeteiligung das Ergebnis bewerten und im Lenkungskreis beschließen, welche Überlegungen berücksichtigt werden können“, heißt es. Ziel ist, das Verfahren bis zum 30. Juni 2012 abzuschließen. Die Projektpartner rechnen mit drei bis vier Sitzungen, die nach dem Wunsch von Bahn und Land von den Filderkommunen organisiert und einem unabhängigen Moderator geleitet werden.

Claudia Moosmann, die Vorsitzende der Initiative Lebenswertes LE und Mitorganisatorin des Schwabenstreichs in Leinfelden, hofft, dass „es noch möglich ist, die alten Pläne zu verändern“. Wenn nicht, würden die Menschen auf den Fildern weiter Widerstand gegen das Projekt leisten.