Die Gäubahnvariante von Verkehrsminister Winfried Hermann ist vom Tisch – und die Grünen beugen sich. Staatsrätin Gisela Erler verweist aber auf die Auswirkungen des Filderdialogs auf die Verkehrsplanung in der Region.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Am vergangenen Wochenende haben die Bürger und Experten im Rahmen des Filderdialogs gesprochen. Seit Mittwoch nun ist klar, welche Lösung die Projektpartner von Stuttgart 21 für die Führung der Gleiswege im Bereich des Flughafens anstreben. Geplant ist nach Informationen der Stuttgarter Zeitung offenbar, die Variante „Flughafenbahnhof Plus“ näher zu untersuchen. Dabei ist – anders als bisher vorgesehen – angedacht, die neu zu bauende Station für Fern- und Regionalzüge direkt an die bestehende S-Bahn-Station am Airport heranzurücken. Diese im Grundsatz auf der sogenannten Antragstrasse der Bahn basierende Lösung war beim Filderdialog unter insgesamt sieben Varianten auf Platz zwei gekommen.

 

Nach Sprachregelung wird noch gesucht

Das Votum für die Verbesserungen direkt am Flughafen zeichnet sich ab im Blick auf die am Freitagabend geplante Informationsveranstaltung, die den Filderdialog im Kongresszentrum der Landesmesse abschließen soll. Zwar ist für den heutigen Donnerstag noch einmal ein Spitzentreffen von Bahn, Land, Stadt Stuttgart und Region anberaumt, um sich abschließend auf eine Sprachregelung zu einigen. Auf Arbeitsebene und auch auf politischem Terrain besteht aber Einigkeit darüber, die von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) favorisierte Gäubahnvariante, bei der der Fernverkehr am Flughafen vorbei zum Stuttgarter Hauptbahnhof geführt worden wäre, nicht weiterzuverfolgen.

Dem Veto der Stadt Stuttgart, des Verbands Region Stuttgart und auch der Bahn AG, wonach diese Alternative der geltenden Finanzierungsvereinbarung widerspricht, beugen sich offenbar auch die Grünen. Deren Fraktionschefin Edith Sitzmann sprach bei einer Landtagsdebatte am Mittwoch von einem „beachtlichen Erfolg“ des Filderdialogs, weil er sehr gute Anregungen erbracht habe – und sie nannte dabei speziell die vorgeschlagene neue kundenfreundlichere Positionierung des Flughafenfernbahnhofes. Diese Variante hatte übrigens Hermann selbst bereits vor Wochen in einem Interview mit der StZ als „Minimalziel“ seiner Bemühungen um eine Verbesserung der Stuttgart-21-Trassenführung auf den Fildern bezeichnet.

Tauziehen um die Kosten

Auch die innerhalb der grün-roten Landesregierung für die Bürgerbeteiligung verantwortliche Staatsrätin Gisela Erler (Grüne) betonte am Mittwoch, es sei wahrscheinlich, dass die Projektpartner die von der Mehrheit des Filderdialogs empfohlene Gäubahnvariante nicht realisierten. Die Grünen in der Region beharren zwar auf dieser Alternative, Bürgerbeteiligung heiße aber „nicht“, so Erler, „dass etwas komplett umgesetzt wird, sondern, dass möglicherweise nur Anregungen und Überlegungen aufgenommen werden“. Dazu zählten Ideen für einen S-Bahn-Ring, zähle aber auch die Erhaltung der Gäubahn für den Nahverkehr sowie für ein Notfallkonzept. „Der Dialog wird“, so Erler, „Auswirkungen auf die gesamte Verkehrsentwicklung in der Region Stuttgart haben.“

Dem Vernehmen nach wollen die Projektpartner die Variante Flughafenbahnhof Plus nun im Detail untersuchen lassen. Neben technischen Fragen sollen dabei insbesondere die möglichen Kosten geklärt werden. Erste Schätzungen reichen von einem Aufschlag in Höhe von bis zu 100 Millionen Euro bis hin zu eventuellen Ersparnissen. Bezahlt werden soll die Studie nach dem Willen der Bahn jedenfalls von den übrigen Projektpartnern. Und dem Konzern ist offenbar auch daran gelegen, die eventuell entstehenden Mehrkosten außerhalb der bestehenden Finanzierungsvereinbarung zu regeln.

SPD-Fraktionschef sieht das Land in der Pflicht

Einigkeit besteht unter den Stuttgart-21-Machern, dass auf der durch Leinfelden-Echterdingen führenden Trasse, die neben den S-Bahnen künftig Fern- und Regionalzüge aufnehmen soll, der Lärm- und Erschütterungsschutz ein besonderes Augenmerk benötigt. SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel sagte dazu im Landtag, dass bei Maßnahmen über das gesetzliche Maß hinaus das Land einen Beitrag leisten muss: „Sonst wird das nicht geändert.“