Nach vielen Stunden Diskussion hat sich die Mehrheit der am Filderdialog teilnehmenden Bürger für die Gäubahn-Trasse ausgesprochen. Das Problem: bis auf die Landesregierung lehnen alle Projektpartner diese Lösung ab.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Leinfelden-Echterdingen - Mehr als sieben Stunden lang hat am Samstag im Atrium der Landesmesse der Debattenmarathon bei der dritten Rundes des sogenannten Filderdialogs gedauert. Dann war nach überaus kontroversem Austausch klar, welche Streckenlösung die Teilnehmer für Stuttgart 21 auf den Fildern unter insgesamt sieben Varianten favorisieren: nämlich, wie erwartet, die umstrittene Gäubahn-Trasse. Dies würde bedeuten, dass die Fern- und Regionalzüge im Bahnhof in Stuttgart-Vaihingen halten und die Passagiere von dort weiter mit der S-Bahn zum Flughafen fahren. Die Bürger der Filderkommunen und speziell von Leinfelden-Echterdingen versprechen sich dadurch eine Entlastung gegenüber den bisherigen Planungen der Bahn, die den Verkehr auf den vorhandenen S-Bahn-Gleisen mitten durch den Ort führen will.

 

63 Teilnehmer sprachen sich für diese Lösung aus. Immerhin 44 Stimmen entfielen auf eine Variante, die auf der von der Bahn gewünschten Trasse basiert, bei der der neue Fern- und Regionalbahnhof am Flughafen aber – anders als bisher vorgesehen – direkt an die bestehende S-Bahn-Station gerückt werden soll. Zwei Bürger enthielten sich.

Mehrheit der Projektpartner lehnt Lösung ab

Die Gäubahn-Variante, die über die Bestandsstrecke und einen neuen Kehrtunnel im Stuttgarter Talkessel einen Anschluss an den Hauptbahnhof vorsieht, wird vom Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) favorisiert. Die übrigen Projektpartner – neben der Bahn die Stadt Stuttgart und die Region Stuttgart – lehnen diese Lösung allerdings ab, wie auch die SPD als Koalitionspartner der Grünen in der Landesregierung. Die Variante sei mit den bestehenden Verträgen nicht in Einklang zu bringen, heißt es, die aus guten Gründen einen Direktanschluss des Flughafens vorsähen.

Diesen Direktanschluss fordern auch maßgebliche politische Kräfte aus dem Raum Böblingen und aus dem Schwarzwald. Ein von Hermann in Auftrag gegebenes Gutachten zur Gäubahn hatte vor diesem Hintergrund zuletzt für starke Kontroversen gesorgt. Der Verkehrsminister selbst betonte am Samstag gegenüber der Stuttgarter Zeitung, dass sich an den Prämissen nichts geändert habe: „Die Projektpartner müssen einstimmig entscheiden.“ Insofern gebe es für die Gäubahn-Variante ein Vetorecht einzelner Partner. Vor diesem Hintergrund ist die Realisierungschance für diese Variante gering.

Lenkungskreis-Sitzung im September

Am Rande der Veranstaltung kündigte Hermann für September eine Sitzung des Lenkungskreises von Stuttgart 21 an, also des eigentlichen Entscheidungsgremiums. Darauf hätten sich die Projektpartner bei einer Telefonkonferenz am Freitag verständigt. Zudem soll es künftig auf höchster Ebene einen monatlichen Jour-fix der Projektpartner geben, um wichtige und strittige Fragen aktuell und im direkten Gespräch klären zu können.

Mit Spannung wird nun unabhängig davon erwartet, wie die Bahn als Bauherrin, das Land, die Stadt Stuttgart und die Region mit dem Bürgervotum des Filderdialoges umgehen, sprich: inwieweit deren Vorschläge, die unverbindlichen Charakter haben, in die offizielle Planung einfließen. Es lägen nun immerhin zwei interessante, von deutlichem Zuspruch getragene Varianten auf dem Tisch, sagte der Moderator der Veranstaltung, Ludwig Weitz.

Am nächsten Freitag soll der Beschluss der Projektpartner auf einer weiteren Veranstaltung präsentiert und diskutiert werden. Viel spricht dafür, dass am Ende Platz zwei zum Zuge kommen könnte: die sogenannte Antragstrasse der Bahn, die im direkten Bereich des Flughafens nachgebessert wird - eben durch die Zusammenlegung des neuen Fern- und Regionalbahnhofs mit der bestehenden S-Bahn-Station.