Die Filderschule feiert am Samstag, dass sie vor 100 Jahren erbaut worden ist. Eingezogen sind die Kinder und Lehrer erst 1919. Das lag am Ausbruch des Ersten Weltkriegs, im neue Schulhaus kamen damals Reservisten unter.

Degerloch - E in Foto des Kollegiums aus dem allerersten Schuljahr zeigt, wie sehr sich die Zeiten an der Filderschule geändert haben. Im Jahr 1919 unterrichteten knapp 20 Männer und gerade einmal drei Frauen die Degerlocher Grundschulkinder. Heute ist es beinahe genau andersherum, sagt die Filderschul-Leiterin Carola Frech: „Wir haben zwei männliche Kollegen, und der Rest sind Frauen.“ Hundert Jahre Schulgeschichte schreibt die 1914 erbaute Filderschule in diesem Jahr. Am Samstag, 12. Juli, wird der runde Geburtstag mit einem Festakt und einem anschließenden Schulfest gefeiert.

 

Dass der Schulbetrieb erst vier Jahre nach der Eröffnung der Schule losgegangen ist, hing mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges zusammen. Denn das neue Schulhaus musste zwischenzeitlich anders genutzt werden: Rekruten kamen zur Grundausbildung in die neu erbaute Schule an der Leinfeldener Straße, die zu der Zeit noch Jakobstraße hieß.

Die Turnhalle wird zum Kino

Erst am 10. September 1919 zogen die Kinder schließlich von der alten Unterrichtsstätte an der Großen Falterstraße 20 und 21 in ihr neues Schulhaus. Ein Foto aus diesen alten Zeiten zeigt eine große Kinderschar. Um genau zu sein: Es waren 700, drei Lehrerinnen und 17 Lehrer.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schule teils ungewöhnlich genutzt. Zwar wurden die Kinder in diesem Fall nicht aus ihrer Lernstätte verbannt, allerdings wurde die Turnhalle in ein Lichtspielhaus umfunktioniert, von 1947 an wurden dort Filme vorgeführt. Denn in Degerloch gab es bis dato kein Kino, und der Wunsch der damals 16 000 Einwohner nach einem eigenen Filmtheater war groß.

Um diese und viele weitere Beispiele aus der Schul-Historie zu erfahren, hat die Schulleiterin Carola Frech stapelweise Schulchroniken gewälzt. „Ich bin teilweise richtig in der Geschichte versunken“, erzählt sie. So stieß sie auf Ereignisse wie das der Installation des ersten Telefons im Jahre 1923. Zu dieser Zeit gab es übrigens erst drei Klassenzimmer mit einer elektrischen Beleuchtung. Und am 15. Dezember begannen in jenen vergangenen Jahren jeweils die Kohleferien – denn die Ressourcen im Winter waren knapp.

Einige mussten mangels Schuhen im Winter daheim bleiben

Noch schwieriger wurde es für einige Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg in der kalten Jahreszeit. Mehr als 100 Schüler wurden im Winter 1947/1948 vom Unterricht freigestellt, weil sie keine Schuhe besaßen. So etwas können sich die meisten Kinder von heute gar nicht mehr vorstellen.

Eine neuere Notiz stammt aus jüngerer Zeit, nämlich aus dem Jahr 2005: Vor neun Jahren wurde die Filderschule von der Hertie- und Robert-Bosch-Stiftung zur zweitbesten Hauptschule Deutschlands gewählt. Trotz dieser erfolgreichen Arbeit mit den Schülern bis zur neunten Klasse nimmt die Filderschule inzwischen keine neuen fünften Klassen mehr auf. Der Werkrealschulzweig, der 2012 den Hauptschulzweig abgelöst hat, läuft mit diesem Schuljahr mangels Nachfrage komplett aus. Und so wird womöglich ein Schulleiter oder eine Schulleiterin im Jahr 2114 beim Durchstöbern der Schulchroniken zur Vorbereitung des 200. Geburtstags als erstes auf dieses Ereignis im 101. Jahr der Schule stoßen.

Das große Fest ist am nächsten Samstag, 12. Juli. Los geht es zunächst mit einem Festakt, der um 10 Uhr beginnt und bei dem nur geladene Gäste anwesend sein werden. Zwischen 14 und 17 Uhr gibt es dann ein großes Schulfest, bei dem jedermann willkommen ist. Die Schüler haben dafür verschiedene Aktionen vorbereitet