Warum gibt es im Feischregal so viele verschiedene Siegel? Und wie steht es ums Tierwohl? Das sind Fragen, mit denen sich die Schüler des Eduard-Spranger-Gymnasiums in Filderstadt-Bernhausen befasst haben. Zu Gast waren Fleischproduzenten.

Filderstadt-Bernhausen - „Darf es etwas mehr sein?“ Unter diesem Motto diskutierten am Dienstag Neuntklässler des Eduard-Spranger-Gymnasiums über die Massenproduktion von Fleisch. Einen Vormittag lang beschäftigten sich die Schüler mit diesem Thema, bevor sie am Nachmittag die dabei entstandenen Fragen an die Erzeuger von Fleisch stellen konnten – an Florian Petschl, konventioneller Schweinezüchter aus Marbach, sowie Rita Fauser von einem Bio-Hof in Mutlangen. Die Dritte in der Runde war Ida Hartmann, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Landesbauernverbands Baden-Württemberg verantwortlich ist.

 

Genverändertes Fleisch, so die beiden Landwirte, gebe es in Deutschland nicht. „Allerdings besteht das aus Übersee bezogene Soja, mit dem die Schweine gefüttert werden, zu rund 90 Prozent aus gen-technisch veränderten Sojabohnen“, ergänzte Hartmann. Dadurch hervorgerufene gesundheitliche Auswirkungen auf den Menschen seien jedoch nicht nachweisbar.

Kritische Fragen von Schülern

Natürlich wurde die Massentierhaltung von den Schülern kritisch hinterfragt. „Wo beginnt Massentierhaltung“, fragte Petschl und wies darauf hin, dass es um den Platz für jedes Tier gehe und nicht um die Gesamtzahl. In seinem modernen Stall, in dem 2000 bis 2500 Schweine lebten, hätte jedes Tier 0,8 Quadratmeter für sich. „Die Schweine sind nicht unglücklich, eine saubere Sau ist glücklicher als eine, die voll Kot ist.“ Dreimal so viel Platz hätten die 150 Schweine auf ihrem Bio-Hof, sagte Fauser. Aber auch bei Bio-Landwirten gebe es Höfe mit 2000 Schweinen. „Im Unterschied zur konventionellen Zucht können die Tiere in Biobetrieben ins Freie“, sagte sie. Dafür müsse aber mehr gefüttert werden.

Auf Unverständnis stieß bei den Schülern die große Zahl an verschiedenen Siegeln, die auf den Verpackungen der Produkte prangen. Damit waren sie nicht alleine. „Das ist ein Riesenwirrwarr“, bestätigte Fauser und erhielt dabei Unterstützung von ihrem Kollegen Petschl. „Mit jedem Siegel steigt die Unsicherheit“, sagt der Landwirt und räumte ein, dass dies auch für die Betriebe ein schwieriges Thema sei.

Weitere Themen sind Textilproduktion und Smartphones

Hinter dem Projekt „Wa(h)re Werte – Wirtschafts.Forscher!“ stehen das Centrum für angewandte Politikforschung München und das Institut für ökonomische Bildung Oldenburg sowie als Förderer die Karl Schlecht Stiftung. Für diese Schülerworkshops im Rahmen des Wirtschaftskundeunterrichts stehen als weitere Punkte neben dem Thema Fleisch auch die internationale Textilproduktion sowie Smartphones auf der Themenliste. Das Ziel ist es, dass die Jugendlichen Fragen, Lernwege und Lernergebnisse selbstständig und ergebnisoffen entwickeln. Dabei sollen sie in die Rolle von Konsumenten, Unternehmen und Politikern schlüpfen und so verschiedene Perspektiven eröffnet bekommen.