Eigentlich sollten nur Sicherungskästen erneuert werden. Doch dann stellte sich heraus, dass die komplette Elektroinstallation der Realschule Bernhausen aus einem bestimmten Grund inzwischen ungenügend ist.

Filderstadt - Manchmal will man ja lieber gar nicht wissen, welche Geheimnisse da so im Altbau schlummern. Das gilt zumindest für private Häuslebauer. Für Klaus Heim gilt das freilich nicht. „Gerade dann schauen wir ganz genau hin“, sagt der Leiter des Filderstädter Hochbauamts. Dabei stellte sich heraus, dass in den Wänden und den Decken der Realschule Bernhausen tatsächlich noch zweiadrige Kabel verbaut sind, die spätestens seit 1973 nicht mehr verwendet werden. Die Realschule Bernhausen wurde aber bereits 1960 gebaut. Also wird nachgerüstet. Bei rund 35 Klassenzimmern „kann man mit Sicherheit von Kilometern reden, wenn es um Kabel und Schlitze geht“, sagt Heim. Das wird kosten. Die Verwaltung geht derzeit von 563 000 Euro aus.

 

Nun ist es nicht so, dass zweiadrige Kabel per se gefährlich wären – auch nicht an der Fleinsbachschule. „Damals war das normgerecht und auch genügend“, sagt Heim und meint damit die Bauzeit vor inzwischen 57 Jahren. Nur sind die Sicherheitsstandards inzwischen eben um einiges höher, und dazu gehören auch dreiadrige Kabel. Die separate Erdung in diesen verhindert, dass Geräte unter Strom stehen, falls es mal einen Kurzschluss geben sollte. Und drei Adern sind nötig, um sogenannte FI-Schalter verbauen zu können, die die Sicherheit weiter erhöhen.

Die Stadt besitzt rund 250 Gebäude

Wäre es nach der Stadt gegangen, würde auch künftig die ursprüngliche Elektroninstallation verwendet werden. Wären da nicht die sowieso anstehenden Sanierungsarbeiten an den Verteilerkästen gewesen. An den Sicherungskästen zu arbeiten, hebelt nämlich den Bestandsschutz aus. Das hat sich Heim eigens von einem Experten bestätigen lassen. Insofern waren ihm die Hände gebunden.

„Als ich das gelesen habe, kam ich ins Schwitzen“, sagte jüngst auch der Oberbürgermeister Christoph Traub zu diesem Thema. Seine Befürchtung, dass auch in einem anderen städtischen Gebäude ein solch teures Geheimnis in den Wänden schlummert, kann der Hochamts-Leiter nicht gänzlich ausräumen. Immerhin gehören der Kommune rund 250 Häuser. „Wenn wir mal eine Wohnung generalsanieren, dann treffen wir zweiadrige Kabel schon mal an“, sagt Heim. Aber da in den Jahren zwischen 1995 und 2005 „das Thema Schadstoffsanierung in vielen Schulen angegangen wurde“, war man schon an den Decken und Wänden zugange. Große Überraschungen erwartet Heim deshalb nicht mehr.

Die letzten Schlitze sollen 2020 geklopft werden

Die Sanierungsarbeiten in Sachen Strom sind übrigens nicht die einzigen, die an der Realschule Bernhausen anstehen. Denn auch der Rest des Gebäudes ist schon ziemlich in die Jahre gekommen. Im Rahmen der Weiterentwicklung des Schulareals Bernhausen sollen die Außen-WCs saniert werden. Die alten Toiletten und Urinale werden herausgerissen und durch neue ersetzt – ebenso wie die Trennwände. Es wird zudem eine Behinderten-Toilette geben mit einer Rampe für Rollstuhlfahrer. Außerdem soll die Heizungszentrale erneuert werden. Sie ist so alt, dass es inzwischen keine Ersatzteile mehr gibt. Insgesamt werden die Arbeiten 1,3 Millionen Euro kosten.

Die Schüler müssen aber nicht fürchten, künftig auf staubigen Tischen ihre Bücher aufklappen zu müssen. Die Handwerker rücken nur in den Sommerferien an. Noch in diesem Sommer soll das erledigt werden, was ursprünglich geplant war, also Heizung und Außen-WC. Das Thema Elektro wird von Sommer 2018 an angegangen. Die letzten Schlitze werden wohl im Sommer 2020 geklopft. Und wo man eh schon dabei ist, werden auch gleich alle Lampen, Schalter und Steckdosen durch neue ersetzt.