Der Gemeinderat in Filderstadt fällt den Baubeschluss für das aus vier Bauwerken bestehende Flüchtlingsheim auf dem Schulsportplatz des Jahn-Areals. Das hat Konsequenzen.

Filderstadt - Auf dem Sportplatz im Harthausener Jahn-Areal entsteht ein Unterkunftskomplex mit vier Gebäuden in Modulbauweise für rund 150 anerkannte Flüchtlinge. Dies hat der Gemeinderat am Montag mehrheitlich bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung beschlossen. „Die Entscheidung für das Jahn-Areal war die schwierigste, die wir bei den Flüchtlingsunterkünften zu treffen hatten“, sagte Oberbürgermeister Christoph Traub.

 

Um die Belange der Jahnschule zu beachten, sei die Stadt im Dialog mit dem Rektor der Schule, Ullrich Heller. Auf Nachfrage der SPD-Gemeinderatsfraktion bestätigte der OB, dass es bei diesen Gesprächen um die Weiterführung des Schulsports und um den Ersatz für die wegfallenden Sportflächen, auch für die Leichtathletik, gehe. Der Bolzplatz, versicherte Traub, könne weiterhin genutzt werden.

Nutzungsdauer: drei bis fünf Jahre

Das Projekt, das Anfang Juni 2017 fertig sein soll, kostet rund 3,5 Millionen Euro. Zuschüsse für das Bauwerk sind zwar beantragt, aber in den Betrag noch nicht eingerechnet, weil der Verwaltung dafür noch keine Bewilligungen vorliegen. Die Stadt geht bei der Flüchtlingsunterbringung von einer Nutzungsdauer von drei bis fünf Jahren aus. Dann könne der Komplex abgebaut und bei Bedarf zur weiteren Verwendung an einem anderen Standort wieder aufgebaut werden.

Im Norden des Sportplatzes, parallel zu den Wohnhäusern am Reiterweg, entsteht ein 93 Meter langes und zwölf Meter breites eingeschossiges Gebäude mit drei Wohngruppen für jeweils vier Personen, vier Wohngruppen für je fünf Personen, zwei Wohngruppen für jeweils sechs Flüchtlinge und eine Wohngruppe für sieben Flüchtlinge. In der Mitte ist ein Bereich mit zwei Büros, einem Gemeinschaftsraum, einer Küche und einer Sanitäreinrichtung. Um den Anliegern Lärm zu ersparen, ist der Gemeinschaftsraum nach Süden zur Jahnhalle hin orientiert. Die von den Anliegern am Reiterweg gepachteten Gärten seien durch den Bau nicht tangiert. Die Pachtverhältnisse könnten deshalb bestehen bleiben. Im Süden des Riegels liegen nebeneinander drei Baukörper mit jeweils zwei Etagen. In jedem der drei Baukörper sind jeweils vier Wohngruppen für acht Flüchtlinge untergebracht.

Mit Taktik habe das nichts zu tun

Zweifel der SPD-Fraktion, dass die Baukosten über 3,5 Millionen Euro nicht durch Haushaltsmittel gedeckt würden und der Beschluss möglicherweise rechtswidrig sei, ließ Kämmerer Georg Braunmüller nicht gelten: „Unser Vorgehen entspricht der Haushaltsverordnung.“ Als Rudolf Lienemann (Fraktionsgemeinschaft CDU/FDP) hinter den Anfragen der SPD-Fraktion „Taktik“ erkennen wollte und monierte, dafür sei in der Vorberatung im Technischen Ausschuss Zeit gewesen, konterte der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Bauer: „Damals haben wir keine Antworten erhalten. Mit Taktik hat das nichts zu tun.“

Der Vorsitzende der Freien Wähler, Stefan Hermann, hob die „hohe Nutzbarkeit des Objekts“ hervor und betonte, dass das Ratsgremium die Entscheidung nicht leichtfertig treffe. Ute Weinmann (Grüne) verwies auf den „akuten Handlungsbedarf im Ballungsraum“, bedauerte, dass die Unterkünfte nicht in Holzbauweise errichtet würden, und regte an, die Außentreppen aus Metall mit einem lärmdämmenden Belag zu versehen. Frank Schwemmle (SPD) lehnte das Projekt als Einziger seiner Fraktion ab, weil er die Vorgehensweise der Stadt „für falsch“ erachtet. Außerdem zweifelte Frank Schwemmle die von Sozialbürgermeister Andreas Koch angegebenen Zahlen von 650 Flüchtlingen, die bis Ende 2017 in der vorläufigen Unterbringung, und 580, die bis Ende nächsten Jahres in einer Anschlussunterbringung zu versorgen seien, an. Diese seien zu hoch gegriffen.