Die Erdbeerernte fällt dieses Jahr unterdurchschnittlich aus. Warum auch zu viel Sonne für die süßen Früchte nicht gut ist, erklärt ein Bauer aus Filderstadt, der eine Plantage zum Selbstpflücken betreibt.

Harthausen - Helmut Vogel macht sich Sorgen. Während Dutzende Menschen bei sengender Sommerhitze Erdbeeren von seiner Plantage in mitgebrachte Behälter pflücken, greift der Landwirt aus Harthausen in eine Pflanze und zeigt eine altrosafarbene, matschige Frucht. „Die Hitze hat diese Beere regelrecht verkocht“, sagt der 50-Jährige. „Erst war es zu kalt, und jetzt ist es viel zu heiß“, erklärt Vogel. Das kalte Frühjahr mit seiner ungewöhnlich langen Frostperiode im April und Mai habe den Erdbeerkulturen stark zugesetzt. Die kalten Temperaturen haben deutschlandweit etliche junge Pflanzen von Obstbauern zerstört.

 

Auch die Plantagen von Helmut Vogel waren davon betroffen. „Bei den frühen Sorten hatten wir fast einen Totalschaden“, berichtet er. Den Gesamtschaden für die laufende Erdbeersaison beziffert er auf rund 50 Prozent. Nun leiden die süßen Früchte zusätzlich unter den hochsommerlichen Temperaturen. Es drohen Sonnenbrand und Hitzeschäden an den Beeren. „Erdbeeren fühlen sich bei Temperaturen zwischen 22 und 26 Grad am wohlsten“, sagt Vogel. Steigt das Thermometer weiter an, bedeutet das für die roten Früchtchen Stress.

Die Pflanzen tragen kleinere Früchte als sonst

Ein weiteres Übel ist der fehlende Regen. Zwar speichert der fruchtbare Filderboden viel Wasser, „aber so langsam könnte es auch wieder regnen“, sagt der Landwirt. Die Wetterkapriolen sieht man den Erdbeeren in diesem Jahr an. Die Pflanzen, die den Frost überlebt haben, tragen aufgrund der Trockenheit kleinere Früchte. Diese sind aber durch die jüngste Wärmeperiode aromatisch und sehr süß. Und als ob all das nicht genug wäre, haben die Vogels zusätzlich noch mit ihren tierischen Namensvettern zu kämpfen. „Wir haben ein Riesenproblem mit Raben. Die picken die Erdbeeren an oder ziehen gleich ganze Pflanzen aus der Erde“, ärgert sich Helmut Vogel.

Der Schaden, den das Federvieh in diesem Sommer verursacht hat, liegt im vierstelligen Bereich. Abhilfe schafft da laut Vogel nur der gezielte Abschuss der diebischen Tiere. Der Erdbeerbauer besitzt hierfür eine Genehmigung. „Die Vögel sind aber ziemlich schlau und kommen erst dann, wenn die Luft rein ist. Und ich habe keine Zeit, mich den ganzen Tag auf die Lauer zu legen“, sagt der Landwirt.

Um die Einbußen zu kompensieren, wurde der Preis erhöht

Insgesamt betrachtet, werde die Erdbeersaison in diesem Sommer eher unterdurchschnittlich ausfallen. Seit 1990 bauen die Vogels Erdbeeren zum Selbstpflücken auf insgesamt 1,4 Hektar Fläche an. „Die Wetterextreme haben seither deutlich zugenommen“, berichtet Helmut Vogel. „Wenigstens sind wir in diesem Jahr von Hagelschäden, Starkregen und Schädlingen verschont geblieben“, gibt sich der Landwirt zuversichtlich.

Um die Ernteeinbußen zumindest etwas kompensieren zu können, hat er den Preis pro Kilogramm Erdbeeren leicht erhöht. Die Kunden stört das nicht. Die Erdbeer-Liebhaber kommen nicht nur aus Harthausen, sondern nehmen auch weitere Anfahrten aus Waldenbuch, Steinenbronn, Nürtingen oder Kirchheim in Kauf. „Die Erdbeeren sind sehr lecker und jeden Cent wert“, sagt ein Mann, der aus Kirchheim stammt. Wer möchte, darf die roten Früchte auf dem Acker, der zwischen Harthausen und Aichtal-Grötzingen liegt, selbst ernten. Im Verkaufshäuschen gibt es aber auch täglich frisch gepflückte Erdbeeren in der Schale zu kaufen.

Die Saison endet bald, dann gibt es andere Früchte

Wer allerdings noch in den Genuss der Erdbeeren kommen möchte, sollte sich beeilen. Aufgrund der aktuellen Hitzewelle endet die diesjährige Ernte auf der Plantage von Helmut Vogel deutlich früher und voraussichtlich noch in dieser Woche. Trotz aller Widrigkeiten bei der Ernte ist der 50-Jährige nach wie vor ein Fan der heimischen Beeren. Am liebsten verzehrt er die Früchte pur oder aber als Nachtisch, verfeinert mit Schlagsahne, Eierlikör und Schokostreuseln.

Wenn die Erdbeeren in dieser Woche abgeerntet sind, beginnt auf den Feldern von Helmut Vogel die Hochsaison für Himbeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren. Startschuss für Selbstpflücker auf dem Feld hinter der Gelenkwellenfirma Klein ist in der kommenden Woche.

Hier sind Selbstpflücker willkommen:

Harthausen
Das Feld befindet sich an der Grötzinger Straße in Richtung Aichtal-Grötzingen. Erdbeerpflücken ist montags bis samstags von 8.30 bis 18 Uhr und sonntags von 8.30 bis 12 Uhr möglich.

Leinfelden-Unteraichen
Auf den Feldern von Joachim Mack an der Ecke Tal-/Schulstraße bekommt man montags bis samstags von 9 bis 18 Uhr sowie sonntags von 9 bis 13 Uhr die süßen roten Früchte.