Mit Städtepartnerschaften wollen die Filderstädter Stadträte auch nationalistischen Tendenzen in Europa entgegenwirken. Die Intensität der Beziehungen ist dabei unterschiedlich.

Filderstadt - Eines wurde am Montag im Bildungs-, Kultur- und Sozialausschuss ganz deutlich: Alle Fraktionen halten die Städtepartnerschaften von Filderstadt für sehr wichtig. Gerade in diesen Zeiten, in denen der Nationalismus auflebe, müsse Europa auf der kommunalen Ebene gestärkt werden, so der Tenor.

 

„Da haben wir im Gemeinderat eine super große Koalition“, sagte Walter Bauer (SPD). Man müsse die Beziehungen zu den Partnerstädten in diesen Zeiten sogar noch intensivieren, erklärte er und hielt es für angesagt, nach einer türkischen Partnerstadt Ausschau zu halten. „Im Moment ist das schwierig“, sagte er, hielt es jedoch für machbar in naher Zukunft.

In diesem Punkt hatte Catherine Kalarrytou (Grüne) ihre Zweifel: „Ich glaube nicht, dass ich das im Gemeinderat noch erlebe.“ Auf Staatsebene würden überall die Ellbogen ausgefahren, „manchmal sogar Mauern hochgezogen“, sagte sie. „Die Partnerschaften zeigen, dass es auch anders geht.“ Sie seien ein Beitrag zur Völkerverständigung.

„Die Partnerschaften leben“

„Man muss der nationalistischen Bewegung etwas entgegensetzen“, sagte Stefan Hermann (FW). Dies unterstrich auch Dennis Birnstock (CDU/FDP), der außerdem sagte: „Es ist wichtig, dass die Partnerschaften gelebt werden.“ Wie die anderen Redner dankte auch er insbesondere den Partnerschaftsvereinen für ihren Einsatz in dieser Sache. Vor allem der Brexit wurde in der Sitzung immer wieder angesprochen. In der englischen Partnerstadt Selby reagiere man offenbar auch darauf, indem der Kontakt nach Europa gesucht werde, erklärte Tamara Postnikova, die in Filderstadt die Partnerschaft betreut.

Die Beziehungspflege erfordere jedoch ein besonderes Engagement, weil es anders als in Filderstadt kein Geld von der Kommune gebe, erklärte Bürgermeister Andreas Koch „Das ist auch in Frankreich so.“ Trotzdem werde seitens Dombasle jetzt die Partnerschaft intensiviert, sagte Friederike Mäckle, die Ansprechpartnerin für den Austausch mit Frankreich ist. Es gebe jetzt erstmals seit zehn Jahren den Wunsch der Stadtverwaltung, die Beziehung mit Leben zu füllen. Während die Beziehung zu Dombasle noch wachsen könne, sei diejenige mit La Souterraine gefestigt und vital. Es gebe sehr viele private Kontakte, auch auf Vereinsebene.

Lebendige Beziehung zu Oschatz

Zur sächsischen Stadt Oschatz bestehe eine sehr lebendige Beziehung, auch auf kommunaler Ebene, sagte Tamara Postnikova. Im Mai will eine Delegation unter Führung von Oberbürgermeister Christoph Traub dorthin reisen.

Bereits seit 1988 besteht die Partnerschaft mit der Stadt Poltawa. Sie wird von L.-E., Filderstadt und Ostfildern gepflegt. Der Krieg in der Ukraine habe zwar keinen direkten Einfluss auf Poltawa, so Postnikova. Die wirtschaftliche Situation in der Stadt sei aber schlecht. Als besondere Aktion erwähnte sie den zweiwöchigen Besuch von kriegstraumatisierten Kindern, denen auf den Fildern im Jahr 2016 ein Unterhaltungsprogramm geboten wurde. Dafür gab Filderstadt rund 9000 Euro aus.