In Bernhausen im Flüchtlingszelt gibt es einen neuen Treff. Immer dienstags werden dort Kontakte zu Deutschen geknüpft, die dann den jungen Asylbewerbern zur Seite stehen.

Bernhausen - Die Asylbewerber wissen oft nicht, was sie tun sollen, können oder dürfen. Sie warten auf ihre Anerkennung, eine Wohnung, eine Beschäftigung. Bis dahin sind sie hungrig nach Aktivitäten, die ihnen die Zeit vertreiben.

 

Sie leben auf engem Raum in einem Zelt auf dem Festplatz in Bernhausen. Hundert Männer aus verschiedenen Ländern müssen sich dort vertragen. Um wenigstens ein bisschen Privatsphäre zu schaffen, wurden mit Planen kleine „Zimmer“ abgegrenzt, in denen meist vier Männer zusammenwohnen.

Trotz dieser Quartiersbildung gibt es für die Bewohner keinen Lärmschutz. Schließlich sind die „Zimmer“ im Zelt nach oben offen und die Wände aus Plastik halten Lärm nicht zurück. Um das Schlafen zu ermöglichen, ist eine Nachtruhe vereinbart, die vom Sicherheitsdienst kontrolliert wird. Für zusätzlichen Stress sorgt, dass sich das Zelt bei Sonnenschein aufheizt und die Luft deshalb sehr stickig wird.

Auf der Suche nach Aktivitäten

Vor diesem Hintergrund sind die Flüchtlinge froh, wenn ihnen Aktivitäten außerhalb des Zelts angeboten werden. Der Arbeitskreis (Ak) Asyl Filderstadt versucht nun mithilfe eines regelmäßigen Treffens die Tagesstruktur der meist jungen Männer zu verbessern. Immer dienstags um 17 Uhr lädt er Deutsche, die sich für Flüchtlinge engagieren wollen, zu einer Teestube ins Versorgungszelt ein, das auf dem Festplatz neben dem Wohnzelt steht.

Bei diesen Treffen haben die Flüchtlinge die Möglichkeit, Kontakte mit Deutschen zu knüpfen, sagte die stellvertretende Ak-Vorsitzende Beate Letsch-Auch bei der jüngsten Zusammenkunft. Einerseits würden die Deutschen die Wünsche und Probleme kennenlernen. „Die Leute, die kommen, können aber auch eigene Ideen mitbringen“, sagte sie. Dazu zählt beispielsweise der Vorschlag, einen Vertreter der Agentur für Arbeit einzuladen. Er kann den jungen Männern erklären, wie sie zu Praktika und Arbeitsmöglichkeiten kommen. Den jungen Männern ist klar, dass eine Voraussetzung für Arbeit Deutschkenntnisse sind. Deshalb wollen sie möglichst bald in tägliche Sprachkurse gehen. Bisher werden sie mangels Angebot nur dreimal pro Woche von Ehrenamtlichen unterrichtet.

Beim Fahrradkauf betrogen

Einige von ihnen baten bei dem Treffen auch um Freizeitangebote. Sie wollen Fußball spielen oder zum Schwimmen gehen. Ein junger Syrer erzählte, dass sein Versuch ins Gartenhallenbad zu gehen, fehlgeschlagen sei: „Dort wurde gesagt: nur für Kinder.“ Offenbar hatte er einen Tag erwischt, an dem Schulschwimmen ist.

Zusätzlich zu solchen Startschwierigkeiten laufen sie Gefahr, betrogen zu werden. Ein 16-Jähriger hat einigen von ihnen kürzlich offenbar gestohlene Fahrräder verkauft. Nun stehen die Männer ohne die Räder da, und das Geld ist auch futsch.