Nach intensiver Vorbereitungszeit ist die Stadt jetzt als Fairtrade-Town anerkannt worden: Bürgermeister Koch hat die Urkunde in Empfang genommen.

Filderstadt - Was verbindet Filderstadt mit London, Rom, Paris und München? Richtig: Jede dieser Städte trägt den Titel Fairtrade-Town. Manfred Holz, Ehrenbotschafter der Organisation für gerechten Handel, überreichte Bürgermeister Andreas Koch am Montag die offizielle Urkunde. Als 343. deutsche Kommune kann sich Filderstadt damit den Slogan auf die Fahnen schreiben: „Wir sind Fairtrade-Stadt“.

 

Über dieses Marketing-Instrument hinaus hat die Auszeichnung für Koch eine wichtige Bedeutung: „Es passt zu unserem sozialen und ökologischen Leitbild und steht für eine gleichwertige Partnerschaft zwischen Verbrauchern und Produzenten“, sagte der Erste Bürgermeister. Vor allem überzeuge ihn die Transparenz, die mit dem Siegel geschaffen werde: „Wir alle tragen eine Mitverantwortung dafür, unter welchen Arbeitsbedingungen Kaffee, Orangensaft oder Blumen produziert werden“.

Alle Bedingungen mehr als erfüllt

Mit dieser Überzeugung wird im Eine-Welt-Laden in Bernhausen bereits seit 25 Jahren ein Sortiment fair gehandelter Produkte angeboten. Hannelore Moll, eine der dortigen Aktiven, „klopfte bei der Verwaltung mit der Idee des Gütesiegels an und stieß auf offene Ohren“, erinnerte Koch an den ersten Impuls. Nach dem Gemeinderatsbeschluss im Spätherbst 2013 machte sich eine Steuerungsgruppe ans Werk, um jene Standards sicherzustellen, die von Transfair zur Bedingung für die Vergabe des Labels gemacht werden. Dazu gehört eine bestimmte Anzahl von Einzelhandelsgeschäften, Schulen, Kirchengemeinden und Vereinen, die fair Gehandeltes ins Sortiment aufnehmen oder vor Ort ausschenken. Sämtliche Anforderungen wurden deutlich übertroffen, lediglich die Gastronomie musste ein wenig nachdrücklicher motiviert werden.

Die Initiative Transfair, die getragen wird von Mitgliedsorganisationen wie Brot für die Welt und Misereor, macht sich seit 1992 stark für die Ächtung von Kinderarbeit und menschenverachtenden Arbeitsverhältnissen in Steinbrüchen und Fabriken, für den Schutz der Umwelt, aber auch für garantierte Mindestpreise. „Bei einer Umfrage würden dem sicher 99 Prozent der Konsumenten zustimmen“, sagte Holz, „gleichzeitig sind wir auch gerne Schnäppchenjäger.“ Angesichts des Flüchtlingselends und der drohenden Naturzerstörung sei die Zeit aber reif für ein Umdenken. Dabei gehe es nicht um generöse Spenden, sondern um einen Beitrag zur Gerechtigkeit. „Fair ist also, nicht billig einzukaufen, wofür andere teuer bezahlen“, betonte der Botschafter.

„Das Siegel weiter mit Leben füllen“

Hannelore Moll freute sich über das erreichte Etappenziel. „Bis zur Überprüfung in zwei Jahren muss die Kommune das Siegel weiter mit Leben füllen“, sagte die Koordinatorin der Steuerungsgruppe. Bereits im September soll es wieder eine faire Woche unter Beteiligung aller Akteure geben. Deren Engagement nötigte Manfred Holz Respekt ab: „Sie haben sich die Devise zu eigen gemacht: Fairer Handel lebt vom Handeln“.