Filderstadt wird für Flüchtlinge ein neues Wohnheim an der Weidacher Straße in Bernhausen bauen. Der Beschluss des Gemeinderats stößt bei den Anwohnern allerdings auf wenig Gegenliebe.

Bernhausen - Begeisterung sieht anders aus. Ein Zuhörer, bei dem es sich offensichtlich um einen Anwohner handelte, machte, als er am Schluss der Gemeinderatssitzung den Saal verließ, seinem Unmut Luft. „Ihr habt doch alle einen Vogel“, schrie er, nachdem die Stadträte bei einer Enthaltung dem Bau eines neuen Wohnheims für Flüchtlinge zugestimmt hatten.

 

Die Ablehnung des Neubaus durch die Anwohner wurde, wie zu hören war, bereits bei einer nicht öffentlichen Informationsveranstaltung am Donnerstag deutlich. Leute aus der Talstraße hätten sich über möglichen Lärm und über die Gebäudegröße aufgeregt. Denn das Wohnheim soll nun höher werden als ursprünglich geplant. Die Folge ist, dass dort nicht 30, sondern 40 Leute einziehen können. „Uns ist klar geworden, dass noch mehr Plätze für die Flüchtlinge gebraucht werden“, sagt dazu Bürgermeister Reinhard Molt.

Pflichtaufgabe der Stadt

In der Gemeinderatssitzung verdeutlichte er den Stadträten und Zuhörern, dass die Stadt mit der Anschlussunterbringung der Asylbewerber eine Pflichtaufgabe erfülle. Dies bedeutet, dass sich die Stadt um die Menschen, die seit zwei Jahren in Deutschland sind oder die eine Aufenthalterlaubnis bekommen haben, kümmern muss. Im laufenden Jahr übergibt der Landkreis voraussichtlich insgesamt 60 Flüchtlinge in die Obhut von Filderstadt.

Das neue Gebäude soll dreigeschossig werden. Es wird neben dem bereits bestehenden Wohnheim, das für 20 Flüchtlinge ausgelegt ist, an der Weidacher Straße errichtet. Um die Anwohner möglichst vor Lärm zu schützen, wird der Eingang des neuen Gebäudes auf der Südseite sein. Ein Spielbereich für Kinder soll ebenfalls auf dieser Seite des Hauses angelegt werden. Außerdem werde man auf die Anbringung von Balkonen verzichten, sagte der Leiter der Hochbauabteilung, Klaus Heim. Auch damit wolle man unnötige Lärmquellen vermeiden. Den Abstand zur nächsten Wohnbebauung bezifferte Heim auf etwa 50 Meter. Außerdem soll ein bis zu zwei Meter hoher Erdwall das Wohnheim etwas abschotten.

Kosten: 2,2 Millionen Euro

Circa 2,2 Millionen Euro will die Stadt für das neue Gebäude ausgeben. Das Baugesuch soll im Mai eingereicht werden. Dann haben die Anwohner die Möglichkeit, Einsprüche zu erheben. „Falls es einen Einspruch gibt, entscheidet das Regierungspräsidium über die Baugenehmigung“, sagte Bürgermeister Molt. Er setzt darauf, dass im Oktober mit dem Bau begonnen werden kann. Ein Jahr später soll das Gebäude bezugsfertig sein.

Die Sprecher der Fraktionen zeigten sich mit der Planung einverstanden und betonten die Pflicht der Stadt, die Flüchtlinge aufzunehmen. Insbesondere Willfried Nobel (SPD), der selbst an der Talstraße wohnt, legte Wert darauf, dass mit den Nachbarn sensibel umgegangen wird. „Man muss offen informieren und zeigen, an welchen Schrauben man noch drehen kann“, sagte er. Bei der anschließenden Abstimmung votierten fast alle Stadträte für das neue Wohnheim, lediglich Matthias Weinmann (FW) enthielt sich.