Schon vor 20 Jahren hatte Hans Breuning gesagt, dass er im Alter um die 60 das Schuhgeschäft in Plattenhardt aufgibt. Niemand hatte ihm damals geglaubt, doch bald machen er und seine Frau Claudia ernst.

Plattenhardt - Ganze 66 Jahre ist es her, dass Maria und Otto Breuning in Plattenhardt an der Uhlbergstraße ihren Schuhladen gegründet haben. Aus dem kleinen Geschäft ist im Laufe der Jahrzehnte ein veritables Schuhhaus geworden.

 

Sohn Hans Breuning, der das Traditionsgeschäft 1976 zusammen mit seiner Frau Claudia übernommen hatte, wird an einem Märzabend im kommenden Jahr wie in den Jahrzehnten zuvor die Ladentür schließen. Diesmal aber zum letzten Mal. Das Ehepaar gibt das Geschäft auf, womit sich nach Buchgeschäft, Metzgerei und Geschenkeladen ein weiterer Fachhändler aus dem Zentrum von Plattenhardt zurückzieht.

Das Geschäft hat etwas abgeworfen

Schuld ist das Internet? „Nein, überhaupt nicht“, sagt Breuning und betont, es sei ihm sehr wichtig, das zu erwähnen. „Wir sind hier in der Region vielleicht eines der wenigen Schuhgeschäfte, das sich rentiert“, sagt der gelernte Kaufmann. Die Entscheidung, 2017 zu schließen, habe er bereits vor 20 Jahren getroffen, sagt der heute 59-Jährige. „Aber damals hat mir das niemand geglaubt“, ergänzt er und muss bei dieser Aussage lächeln. Sowohl die Mitarbeiter als auch Vater Otto hätten das gewusst. Dieses gesetzte Ziel habe ihm geholfen, Spaß an der Arbeit zu haben, sagt Hans Breuning und steigt die Treppen zu einem der oberen Stockwerke des Geschäfts hinauf.

Bis zu 25 000 Paar Schuhe hätten hier zu Hoch-Zeiten gelagert, sagt er und zeigt auf schier endlose Regalreihen mit Kartons, in denen sich mittlerweile Lücken auftun. Bis zu zwölf Mitarbeiter, dazu Hans Breuning und Ehefrau Claudia – „die mir im Büro den Rücken freigehalten hat“ – hätten hier zu den guten Zeiten gearbeitet. Damals, als es neben orthopädischen Schuhen bis vor fünf Jahren auch ein riesiges Angebot an Kinderschuhen gegeben habe. „Das hat uns Kunden aus der ganzen Region gebracht, von denen uns viele bis heute treu geblieben sind“, sagt er.

Das Schuhhaus war auf Hans Breuning zugeschnitten

Ihm sei jedoch erst jetzt durch Kundenreaktionen richtig bewusst geworden, dass das Schuhhaus auf seine Person zugeschnitten gewesen war. Allerdings habe sich das Einkaufs- und Reklamationsverhalten in den vergangenen Jahren geändert. Es seien schon Leute da gewesen, die Schuhe anprobiert, fotografiert und schließlich im Internet bestellt hätten. „Das hat mich wirklich getroffen“, sagt der gebürtige Plattenhardter.

Ob und wann wieder Produkte im Schaufenster an der Uhlbergstraße ausgestellt werden, ist unklar. „Wir haben zwei Jahre nach einem Nachfolger gesucht, aber es ist praktisch aussichtslos“, sagt Breuning. Zwar hätte es beinahe geklappt, aber dann sei schließlich doch etwas dazwischengekommen. Der Trend des Ladensterbens werde nicht nur in Plattenhardt weitergehen, ist er sich sicher. „Viele Einzelhändler in meinem Alter haben das Problem, dass niemand das Geschäft übernehmen will“, befürchtet Breuning. Immerhin stehe man sechs Tage in der Woche im Laden und trage ein sehr hohes finanzielles Risiko, da man mit der Ware immer in Vorleistung gehen müsse.

In die Berge oder zum Segeln

Etwas komplett anderes will das Ehepaar nach der Schließung des Ladens machen. „Wir gehen gerne in die Berge oder zum Segeln.“ Zudem wolle er die eigenen Obstbaumwiesen und ein Stück Wald pflegen. Da passt es, dass Breuning sagt, er sei gerne draußen in der Natur.

Wehmut scheint er keine zu verspüren, eher Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt. „Ich fühle mich vor allem erleichtert“, sagt Breuning. Schade sei es jedoch für die Kunden, dass er keinen Nachfolger gefunden habe. Vielleicht werde er jedoch noch etwas ganz Neues beginnen, „eine Dienstleistung“, wie er sagt. „Die sollte aber dann auf mich zugeschnitten sein.“