Die Züge, die auf der geplanten Neubaustrecke Bernhausen-Neuhausen fahren sollen, werden teurer als gedacht. Filderstadt muss beispielweise statt 1,5 nun zwei Millionen Euro bezahlen. Die Stadträte sind erbost, wollen aber trotzdem am Projekt festhalten.

Sielmingen - Damit hatte keiner gerechnet. Bevor überhaupt Pläne für die Neubaustrecke der S-Bahn zwischen Bernhausen und Neuhausen vorliegen, ist schon klar, dass es Kostensteigerungen gibt. Für die drei Züge, die gebraucht werden, müssen statt der bisher veranschlagten sechs Millionen Euro 8,15 Millionen Euro bezahlt werden .

 

Der Preis wird vom Hersteller der Züge, der Firma Bombardier, diktiert. Offenbar war die Zahl der Fahrzeuge der Baureihe ET 430, die von der Region abgenommen werden sollten, limitiert. Weil die Produktion für weitere Züge deshalb nun aufwendiger wird, müsse mehr bezahlt werden, sagt Filderstadts Bürgermeister Reinhard Molt. Die Große Kreisstadt ist von der Teuerung direkt betroffen. Sie ist neben der Region, dem Landkreis Esslingen und der Gemeinde Neuhausen an dem Projekt Neubaustrecke beteiligt.

Filderstadt zahlt halbe Million mehr

Filderstadt muss wegen der Kostenexplosion statt 1,5 nun zwei Millionen Euro berappen. Der Bürgermeister ist davon nicht begeistert. Letztlich ist man nämlich gezwungen, neue Züge der Baureihe ET 430 zu kaufen, weil die älteren Fahrzeuge der Reihen ET 423 und 420 nicht mit den anderen gekoppelt werden können. „Ich verstehe nicht, dass solche Kupplungen nicht genormt werden“, sagt Molt.

Nun könne man nur noch in die Zitrone beißen, sagt der Bürgermeister. Auch die Stadträte sind davon nicht begeistert. Sie werden aber trotzdem am Dienstag, bei er ersten Sitzung des neuen Gemeinderats (Filharmonie, 18 Uhr) zumindest mit großer Mehrheit für die Preiserhöhung stimmen. Schließlich will man den Bau der Neubaustrecke nicht gefährden.

Ein solches Szenario hat der Verband der Region als Verantwortlicher für den S-Bahn-Verkehr, bereits an die Wand gemalt. In einem Schreiben an die Stadt heißt es: „Wir weisen sie darauf hin, dass im Falle einer Nichtvollendung des Projekts die Vertragspartner die bis zu diesem Zeitpunkt angefallenen Projektkosten anteilig tragen würden.“ Dies sei ein Hinweis auf eine Formulierung im Vertrag gewesen. Dabei handle es sich um einen vertraglich vereinbarten Sachverhalt, sagt die Sprecherin der Region, Dorothee Lang, auf Anfrage unserer Zeitung .

Trotzdem sehen einige Stadträte in der zitierten Passage eine versteckte Drohung. „Ich verstehe nicht, weshalb unter Vertragspartnern solch ein Ton angeschlagen wird“, sagt der Vorsitzende der bald größten Fraktion CDU/FDP, Christoph Traub. „Diese Drohgebärden hätte die Region auch bleiben lassen können“, sagt Johannes Jauch, der noch amtierende FDP-Fraktionschef, der bekanntlich nicht mehr kandidiert hatte. Es sei doch allen klar, dass Filderstadt nichts anderes machen könne, als das Geld zu zahlen.

„Der Markt versagt hier“

Dies sei keine Art und Weise wie Vertragspartner miteinander umgehen sollten, sagt auch Matthias Weinmann (FW). Er ist aber noch viel mehr erbost über die Firma Bombardier, die ihre Marktstellung als Zughersteller ausnutze. Es sei nicht nachvollziehbar, weshalb die Firma die Kupplungen der Fahrzeuge nicht einheitlich mache, sagt der Stadtrat, der von Beruf Karosseriebaumeister ist.

Sowohl Weinmann als auch Walter Bauer (SPD) sprechen vom Missbrauch einer Monopolstellung. „Hier versagt eindeutig der Markt“, sagt der SPD-Fraktionschef. Die Firma wisse genau, wie wichtig der Stadt dieses Projekt sei, meint Catherine Kalarrytou (Grüne/FFL). „Wir hängen an diesem Projekt sehr, weil es alternativlos ist“, sagt sie, wohlwissend, dass sie in dem Fall nicht nur für ihre Fraktion spricht.